Sagan
offiziellen Namen ansprach.
»Vielleicht sollte ich froh sein, dass ich blind bin«, kicherte Rika.
Guin grinste und brachte Malaya aus dem Zimmer. Er hatte sie gerade in ihr eigenes Bett verfrachtet, als er die Außentür hörte und Tristan wegen des geprägten Rings um den Fußknöchel am Schritt erkannte. Guin trat von Malaya zurück und schloss die Augen. Indem er die Dunkelheit in sich aufnahm, entmaterialisierte er sich vom Lichtreich ins Schattenreich. Es war eine Dublette der Welt, die er gerade verlassen hatte und in der alles gleich war bis auf die Personen, die man hier weder sehen noch spüren konnte. Mit einer einzigen Verwandlungsstufe ermöglichte ihm das Schattenreich, unbemerkt in sein Zimmer zurückzukehren, um sich rasch anzuziehen.
Er materialisierte sich wieder und kehrte ins Lichtreich zurück, als ihm seine Sachen und Malayas zerrissener
K’jeet
wieder einfielen, die ihm Wohnzimmer lagen. Rika hatte sie wahrscheinlich nicht bemerkt, außer sie wäre darübergestolpert, also hatte sie sie auch nicht weggeräumt. Zu dumm, dass er nicht daran gedacht hatte. Und abgesehen von Tristan waren stets Diener anwesend. Es wäre unmöglich, ihre Affäre geheim zu halten, wenn er nicht extrem vorsichtig im Umgang mit alltäglichen Dingen war. Guin seufzte. Vielleicht hätte er einfach nackt und in Decken gehüllt mit ihr im Bett bleiben sollen.
»
Ajai
Guin!«
Das wütende Geschrei, das von Tristan aus Richtung Malaya kam, sprach nicht für einen friedlichen Abend. Guin lehnte im Türrahmen seines Zimmers und wartete auf den Kanzler. Tristan verlor keine Zeit. Mit zornfunkelnden Augen kam er aus Malayas Zimmer auf ihn zugestürmt. Weil Tristan einen ebenso hochgewachsenen, athletischen Körper hatte wie seine Schwester, war er eine ziemlich eindrucksvolle Erscheinung, die selbst die meisten Männer einschüchterte. Doch Guin gehörte nicht dazu, was auch Tristan klar wurde, weshalb er den Drang unterdrückte, Guin ins Gesicht zu schlagen.
»Was beim Licht hast du dir dabei gedacht?«, spie Tristan ihm entgegen.
Malaya kam fast genauso zornig wie ihr Bruder aus ihrem Schlafzimmer gestürzt, während sie einen
K’jeet
überzog.
»Was fällt dir ein, ihn so anzuschreien!«, rief sie mit erhobener Stimme. »Was zum Teufel glaubst du, wer du bist? Mein Aufseher? Mein Zensor?« Sie schob sich zwischen Guin und Tristan und stieß ihren Bruder zurück. Weil Tristan sich nicht von der Stelle rührte, stieß sie stattdessen gegen Guin. Guin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und packte sie an der Taille, um sie zu stützen.
»Ich bin die oberste Autorität, was deine Sicherheit betrifft! Wir haben eine Abmachung, Malaya! Ich bestelle und entlasse deine Wachen, und du tust das Gleiche für mich!«
»In Ordnung. Wenn ich für deine Sicherheit garantieren soll, dann bekommst du Sonderwachen. Und jetzt mach schon, entlass Guin, und wir werden beide unglücklich, aber dafür in Sicherheit sein.« Sie wies auf den Mann hinter ihr, indem sie ihm mit den Knöcheln auf die Brust klopfte.
Tristan zögerte, als er Guins ruhigem Blick begegnete.
»Ich will ihn nicht feuern; ich will nur, dass er seinen Job macht. Und dazu gehört nicht, dich flachzulegen!«
»Natürlich nicht«, fauchte Malaya. »Sieht er für dich aus wie ein
Houri
? Dann sag mir doch, wen von den Männern in der Stadt würdest du für mich als Bettgefährten auswählen, wenn es allein um meine Sicherheit ginge? Hmm? Wen, wenn nicht Guin? Er ist mir gegenüber völlig loyal. Er würde mir nie wehtun. Ich kann endlich mit jemandem schlafen, ohne dabei von einem Dritten beobachtet zu werden! Jetzt hast du also deine Bedingungen, Tristan. Du kannst ihn entlassen oder nicht, er wird so oder so wieder in meinem Bett landen, bis wir es uns anders überlegen. Nicht du!«
»Ich will dir nicht sagen, mit dem du schlafen sollst, Laya«, protestierte er. Er blickte zu Guin. »Und ihr wisst beide, dass ich Guin sehr schätze. Er ist unser loyalster Diener und hat seine Einsatzbereitschaft schon oft bewiesen, aber er weiß genauso gut wie ich, dass er dir keinen Schutz bieten kann, wenn du seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmst. Und ich denke, er würde dir die Aufmerksamkeit schenken, die du verdienst.«
Guin sah nicht, wie sie errötete, doch er konnte es spüren. Ihr ganzer Körper schimmerte vor Erregung bei der Erinnerung daran. Es war so offensichtlich, dass Tristan lachen musste.
»Ah. Es stimmt also doch? Aber beweist das nicht, dass
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