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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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sie beobachtete, verursachte ihr eine schreckliche Gänsehaut. Sie schlief und träumte, was für ihre Spezies eine der beiden Möglichkeiten war, im Traumreich zu wandeln. Die andere bestand darin, ins Schattenreich zu wechseln und sich vom Schattenreich weiter ins Traumreich zu entmaterialisieren. Die Einzigen, denen das doppelte Entmaterialisieren erlaubt war, waren Priester und Dienerinnen, welche das Reich vor denjenigen schützten, die dort ihr Unwesen trieben. Ein verwundbarer Träumer konnte großen Schaden nehmen, und ein Krimineller, der sich zweimal entmaterialisiert hatte, konnte lernen, die Energie des Traumreichs zu kontrollieren und nach seinem Willen zu manipulieren. Wenn es jedoch außer Kontrolle geriet, könnten Leute aller Gattungen und Spezies furchtbare, den Geist zerstörende Albträume durchleben, halb wahr und halb Traum.
    Magnus hatte das Traumreich vor solchen Dingen jahrhundertelang beschützt. Er war ein Meister darin, die Kräfte des Ortes zu nutzen, um diejenigen, die Missbrauch trieben, zur Strecke zu bringen. Sämtliche Reiche unterstanden seinem Schutz. Und jetzt beschützte auch Dae sie.
    Der Unterschied zwischen Entmaterialisieren ins Traumreich und dem Eintreten im Schlaf lag in der Macht, sich zu erinnern und zu kontrollieren. Wenn sie entmaterialisierte, würde sie über Erinnerungsvermögen und Kontrolle verfügen; wenn sie träumte, geschah alles beliebig, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich an irgendetwas erinnerte, war ziemlich gering. Im Traumzustand konnte sie, wie andere Träumer auch, die Kräfte des Traumreichs nicht nutzen. Doch weil sie sowieso noch unerfahren war, spielte es kaum eine Rolle.
    Im Augenblick war das Traumreich dunkel und sicher, während sie von vertrauten Orten und zukünftigen Möglichkeiten träumte. Sie saß vor einem warmen schwarzen Feuer, einem chemischen Feuer, das Flammen erzeugte, die kein Licht abgaben. Es war in ihrem Zimmer, und sie saß in einem bequemen Sessel davor. Eingehüllt in ihren Sari, lag ihr Baby warm und sicher an ihrer Brust. Sie wollte nachschauen, ob es ein Junge war oder ein Mädchen, doch sie tat es nicht. Es sollte eine Überraschung sein für sie und Magnus. Alles zu seiner Zeit. Und sie hatte viel Zeit. Nach dem Lichtreich war sie noch im ersten Monat, und der rötliche Schatten um ihren Nabel verriet wie bei allen Frauen ihrer Spezies, dass sie schwanger war. Sobald die ersten Hormone ausgeschüttet wurden, sahen die Schattenbewohnerinnen, wie sich die Farbe veränderte, und so konnten sie bei ihren Unternehmungen vorsichtiger sein. Magnus hatte nicht zu Unrecht darauf hingewiesen, wie schwierig eine Schwangerschaft sein konnte. Alles musste geändert werden, vom Essen über die Stressbelastung bis zum Materialisieren. Für Schwangere war Letzteres stark eingeschränkt. Der Zustand der Euphorie, der ihnen allen innerhalb von achtundvierzig Stunden drohte, war für den Fötus noch gefährlicher. Beinahe sechzig Prozent der Fehlgeburten geschahen in entmaterialisiertem Zustand, weshalb es nur im äußersten Notfall erlaubt war. Doch das sechzigprozentige Risiko einer Fehlgeburt war noch immer besser als hundert Prozent durch Sonnenlicht.
    Doch alle Sorgen waren von Dae abgefallen, als sie sich in ihrem gefahrlosen Traum befand und mit den Fingerspitzen die weichen, seidigen Locken des Kindes berührte, mit denen es auf die Welt kommen würde. Und obwohl alle Kinder mit braunen Augen geboren wurden, wusste sie irgendwie, dass die Augen dieses Babys golden wären, so wie die seines Vaters. In den Jahren ihres Heranwachsens mit Krieg, Missbrauch und Sklaverei war eine Schwangerschaft etwas, was um jeden Preis vermieden werden musste. Nicht nur weil ihre Gesellschaft unvollständige Familien nicht gern sah, sondern weil sie nie ein Kind so großziehen wollte, wie ihre Mutter es getan hatte – allein, stigmatisiert und ohne jemanden, der sich hätte kümmern können, wenn ihr etwas zugestoßen wäre. Sie hatte immer gefunden, dass die Welt zu grausam und gefährlich war für ein Kind.
    Auch jetzt empfand sie noch oft so. Wie sich gezeigt hatte, gab es sogar im Sanktuarium Gefahr und Intrigen. Doch jetzt hatte ihr Leben eine entscheidende Veränderung erfahren. Magnus. Sie hatte noch nie jemanden kennengelernt, der so hohe moralische Ansprüche hatte und der diese Ansprüche auch verteidigen konnte. Er hatte das Sanktuarium wieder zu einem sicheren Ort gemacht, mit ihrer Hilfe. Sie war zu der Überzeugung gelangt, dass

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