Sagen aus Bayern
des Ermordeten Hund zu und faßte die Hand und trug sie fort, immer fort bis nach Dachau, und legte sie zu den Füßen der Mutter des Erschlagenen nieder. Da schrie die Mutter Ach und Weh zusamt der Braut, und ließen an der Stätte, wo die Tat geschehen, die bald kundbar ward, eine Kapelle bauen, die ist hernachmals aber, weil sie zu fern vom Wege stand, bei die Rotschweig hingebaut worden, und an der Empore der Kapelle ward die Geschichte bildlich dargestellt.
Bei Wolfratshausen hat vordessen auch ein Schloß gestanden, aber es ist versunken; darinnen ruht noch ein großer Schatz, den drei Fräulein und ein Hund hüten. Als diese drei noch beim Leben waren und geerbt hatten, waren zwei blind, die eine aber war halb schwarz, halb weiß und machte es bei der Teilung mit ihren Schwestern gerade so wie die Brüder auf der Burg am Rhein mit ihrer blinden Schwester; sie maß sich den vollen Scheffel Geldes zu und drehte dann den Scheffel um, deckte den Boden und ließ die Blinden fühlen, daß das Gefäß voll sei. Dafür fitzt sie der Teufel mit Ruten, bis die Haut in Fetzen von ihrem Leibe hängt, welche dann in der zwölften Stunde wieder zusammenwächst. Das soll so lange dauern, bis der Schatz gehoben ist.
Die Riesenpflüge
In uralter Zeit war der Main überall in mehrere Arme geteilt. So floß ein Arm da vorbei, wo jetzt Aschaffenburg steht, und ein anderer ging oberhalb Nilkheim ab und vereinigte sich unterhalb Leider wieder mit dem erstern. Bei Dettingen teilte sich der Fluß gar in drei Teile; der eine floß links an Kleinwelzheim vorbei, der zweite in dem jetzigen Mainbette, so daß Kleinwelzheim auf einer Insel gestanden wäre, und der dritte ergoß sich über die Pfaffenwiesen am Häuseracker-Hof vorbei. Der letzte war der stärkste, worauf die Schiffe notdürftig fortkommen konnten; der Weg von dem nun ausgetrockneten Hümmelsee nach Großwelzheim heißt deshalb noch heutzutage der Schiffsweg.
Damals war das ganze Maintal mit Sümpfen bedeckt und der Landwirtschaft unzugänglich; nur der Ur, dessen Hörner noch hie und da aufgefunden werden, hauste in den Weiden- und Erlenwäldern, die an den Ufern und auf den Inseln des Maines wucherten. Die Höhen des Maintals waren von riesenhaften Männern bewohnt. Um den großen Teils guten Boden des Maintals dem Ackerbau zu gewinnen und eine ordentliche Schiffahrt möglich zu machen, unternahmen es diese Männer, ein einziges Flußbett herzustellen. Zu diesem Ende lockerten sie den Grund in dem einen Arme mit Riesenpflügen tief auf, und der Strom ergoß sich nun in den einen und die übrigen legten sich allmählich trocken; aber die alten Flußbetten sind noch heute sichtbar.
Von den Pflügen wurden zum ewigen Gedächtnis eine Schar und eine Segge aufbewahrt; sie hängen in dem Hofe des Schlosses zu Aschaffenburg.
Die roten Männlein vom Trauberg
Im Trauberg bei Marlenbrunn hausen kleine rote Männlein, die sind so flüchtig, daß man sie nur selten sehen kann. Sie sammeln viele Schätze und verbergen sie im Erdinnern; davon wird einmal der Berg ausgehöhlt sein und zusammenstürzen.
Einst gelang es einem Mann, ein solch flüchtiges Männlein zu fangen, das bat ihn gar sehr, daß er es ausließe, und weil er es nicht tun wollte, drohte es ihm mit vielem Schaden an seinem Vieh, also ließ er es doch frei. Als er heimging, stolperte er über tausend große Wurzeln und Steine, die plötzlich unter jedem seiner Schritte lagen.
Wenn ein Hüterbub in der Nähe des Traubergs oder gar auf dem Trauberg selber recht schreit, laut mit der Peitsche knallt oder sich aus Übermut einer Kuh an den Schwanz hängt und sich von ihr schleifen läßt, dann kommen in der Nacht die roten Männli vom Trauberg, die hocken sich ihm auf die Brust, dann sind sie so schwer wie Blei und drücken ihn, daß er fast nicht mehr schnaufen kann; wird sich's fürs nächstemal schon gemerkt sein lassen.
Die St. Markus-Kapelle
Unterhalb Kreuzwertheim liegt Haßloch, jetzt ein mäßiges Dorf, ehemals ein stattlicher Ort mit einem festen Schlosse. Kaiser Karl IV. hatte im Jahre 1357 Macht und Gewalt gegeben, daß aus Haßloch (Haselo) eine Stadt gemacht werde, die gleiche Privilegien wie Frankfurt haben solle; Karls gute Absicht wurde aber nicht vollführt – und das Schloß zerfiel und seine Stätte ist kaum noch erkennbar im nahen Walde.
Wenn man von Haßloch das enge, frische Wiesental des Hasselbachs hinauf wandelt, erblickt man etwa drei Viertelstunden von Haßloch entfernt an dem Fuße
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