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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unbekannter Verfasser
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Pillenreuth, zwei Stunden gegen Katzwang, sein Lager aufgeschlagen habe und die dortigen Weiher der Nürnberger ausfischen wolle. Die »Pfefferbälge« sollten doch kommen und die Fische mit aufessen! Er wolle die Nürnberger herzlich empfangen!
    Der Nürnberger Rat war zornig und wollte sich nicht länger foppen lassen. Die Bürgerwehr wurde zusammengerufen. Die Waffen wurden .hergerichtet, und dann zog die große Schar aus den Toren hinaus, dem frechen Markgrafen entgegen. Die Ansbacher dachten nicht daran, daß die Nürnberger die Einladung ernst nehmen könnten, und zogen ohne viel Wachen und Sicherungen mit ihrem Heer und einer Anzahl von Wagen mit Fischkästen durch den Wald. Da wurden sie von den Nürnbergern überfallen. Die Ritter und Knechte wehrten sich tapfer; aber es half ihnen nichts. Das Heer der Ansbacher wurde zerschlagen, und am Abend brachten die Nürnberger drei Paniere (Fahnen), eine Anzahl Geschütze, 80 Ritter und 172 Knechte von diesem »Fischzug« mit nach Haus. Man erzählt, daß sogar der Markgraf selber schon gefangen war, daß ihn aber der Nürnberger Feldhauptmann, Kunz Kaufungen, gegen seine Pflicht und gegen seinen Eid wieder freigegeben habe.

Vom Heiligen Deokarus
    »Großmutter, wer ist aber der andere Mann, der da droben steht?« »Das ist der Heilige Deokarus. Deokarus hat in derselben Zeit wie der Heilige Sebaldus in der Nähe von Nürnberg gelebt, gepredigt und das Christentum verbreitet. Er war ein frommer Mann und ist begraben worden in dem Städtlein Herrieden an der Altmühl. Wie Kaiser Ludwig der Bayer im 14. Jahrhundert Herrieden verbrannt hatte, gab er der Kirche von St. Lorenz ein Säcklein mit 39 Knochen vom Heiligen Deokarus, die in einem silbernen Sarg aufgehoben waren. Jetzt wohnt der Heilige Deokarus mit dem Heiligen Laurentius zusammen in der Kirche. Da haben sie beide Platz genug und da kann der Deokarus dem Laurentius in allem helfen.«

Vom Heiligen Egidius
    Wer war denn der Heilige Egidius? Egidius war ein Mann aus Griechenland. Seine Eltern waren reich; aber als sie starben, verteilte Egidius sein ganzes Erbe unter die Armen und wanderte arm in der Welt umher. Er lebte nur von dem, was ihm fromme Leute schenkten. Da zog er von einem Land ins andere und kam auch nach Gallien, in das heutige Frankreich. Der Bischof von Arles nahm ihn auf und dort konnte er einige Jahre ohne Sorgen leben; dann aber zog er wieder hinaus in die Welt, und weil die Menschen oft zornig wurden, wenn er sie um eine Gabe bat, ging er in die Einsamkeit. In einem finstern Wald suchte er sich eine Höhle und lebte dort nur von dem, was er im Walde fand. Der Tag verging ihm mit Beten und frommen Übungen und mit Nachdenken über die Ratschlüsse Gottes, über Welt und Menschen. Viele Jahre lebte er da draußen in der Einsamkeit, nur mit Tieren des Waldes zusammen.
    Damals hatten die Könige von Gallien Hausmeier; das waren mächtige Herren, die für die Könige im ganzen Reich regierte Kriege führten, Gericht hielten, Bischöfe ein- und absetzten und von allen Menschen gefürchtet wurden. Karl Martell, einer der Hausmeier der fränkischen Könige, der seinen Beinamen davon hatte, weil er das Heer der Mauren, das in Gallien eingebrochen war, wie ein Hammer zusammengeschlagen hatte, hielt einmal eine große Jagd in den weiten Wäldern, in denen der Heilige Egidien hauste. Die Hunde hatten ein schönes, großes Reh aufgejagt und Karl Martell folgte dem Tier, so schnell er konnte. Er wurde bei der Jagd immer hitziger; aber er konnte das Reh nicht erreichen. Da gerade als er glaubte, es erlegen zu können, schlüpfte es in ein Höhle hinein. Karl Martell stieg zornig von seinem Pferd, nahm seinen Spieß und wollte eben in die Höhle treten. Da kam ihm ein grosser, alter Mann entgegen. Schneeweißes Haar und ein langer, weiser Bart, dazu ein freundlicher Glanz auf seinen Gesicht ließen bei Karl Martell den Zorn verfliegen. Der ehrwürdige Greis sprach in ernstem, feierlichem Ton: »Tapferer Jäger schenkt dieser Rehgeiss das Leben. Sie gibt mir, einem frommen Klausner jeden Tag ihre Milch zur Nahrung. Du findest draußen im Wald andere Tiere genug« Karl Martell stellte seinen Jagdspiess beiseite und fragte den frommen Mann, der seine Hand wie schützend auf den Kopf des Rehes gelegt hatte: »Woher kommst du? Was tust du hier?« Der Heilige Egidius erzählte gern von seinem Leben, und als Karl Martell weiter fragte, merkte er bald, daß Egidius nicht nur ein frommer, sondern auch ein weiser Mann

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