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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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Pandava Gelegenheit, die Getreuen ihres Hauses, die Freunde und Verfechter ihres Rechtes, um sich zu versammeln und in ernstem Rat die schnelle Tat zu erwägen.
    Krischna kam, der Treuste, mit seinem tapferen Heerführer Kritawarman, der greise Drupada mit seinen Söhnen Drischtadjumna und Schikhandin, ferner Jujudhana, Fürst der Someker, und viele andere.
    Wohl riefen die Speergewaltigen alle nach Krieg und schnellem Schlagen, doch der edle Judhischthira bebte vor dem Bludbad im eigenen Hause zurück. Der König der Gerechtigkeit gelobte, nichts unversucht zu lassen, was auf friedlichem Wege zum Siege führen könnte, doch auch lieber vom Schwerte zu sterben, als das Recht unterliegen zu sehen.
    Der würdige Hauspriester Viratas wurde an den Hof der Kaurava gesandt. Er sollte dort das Elend schildern, welches das verbannte Haus des rechtmäßigen Großkönigs hatte erdulden müssen, und für Judhischthira diejenige Reichshälfte fordern, die dieser vor Schakunis betrügerischem Spiel beherrscht hatte.
    Der Brahmane zog nach Hastinapura, und die fürstlichen Gäste eilten heim, um ihre Heere zu rüsten, denn keiner wollte an Frieden aus den Händen des Neidlings Durjodhana glauben.
    Krischna war am Abend in Dwaraka angekommen und schlief, von der schnellen Fahrt ermüdet, in den hellen Morgen hinein, als König Durjodhana sich vor ihn führen ließ. Im selben Augenblick trat Ardschuna, der dem Freund in aller Eile gefolgt war, ins Schlafgemach des Jadavas. Der Blick des Erwachenden traf die beiden unversöhnlichen Gegner. Beide brachten ihre Bitte vor: der tapfere Jadavafürst möchte für ihre Sache einstehen! Da sprach Krischna: »Ihr seid meine Gäste! Keinem will ich die Bitte abschlagen, beiden kann ich sie nicht gewähren, so muß mein Schwert in der Scheide bleiben! Doch wählet jeder ein Gastgeschenk: Dem einen gebe ich mein Heer, unter Führung des tapferen Kritawarman, dem anderen mich, als Berater und Freund!«
    Ohne sich lange zu besinnen, wählte Ardschuna den klugen Jadavafürsten als Freund und Berater; triumphierend zog Durjodhana ab, mit ihm Krischnas Krieger, die tapferen Bodschas, Andhakas und Kukuras, unter Führung Kritawarmans. Krischna aber umarmte den Freund und versprach, als Wagenlenker nicht von seiner Seite zu weichen, bis der Kampf zum Siege der Pandava geführt habe.
    Die Sendung des priesterlichen Friedensboten blieb ohne Ergebnis. Der blinde König wagte es nicht, eine Entscheidung zu treffen, solange sein herrschsüchtiger Sohn vom Hofe abwesend war, und als Durjodhana endlich mit Krischnas Heerbann eintraf, stand Dhritaraschtra wieder ganz unter dem Willen des Gierigen.
    Sandschaja, der Wagenlenker, sollte den hochgeehrten Gesandten nach Hause geleiten und dem harrenden Judhischthira des Königs Antwort überbringen: Er liebe den Frieden über alles, aber das ganze Reich sei Durjodhanas rechtmäßiges Erbe!
    Zu Upaplavia waren die Pandava und viele ihrer fürstlichen Freunde versammelt, als Sandschaja seine Botschaft verkündete.
    Wilder Waffenlärm erfüllte die Halle, als die heuchlerischen Friedensworte verklungen waren: Krieg! auf gegen die Kaurava! zu den Waffen! so scholl es durcheinander.
    Judhischthira streckte die Hand in den wogenden Lärm, und er verstummte.
    »Freunde und Brüder!« sprach er. »Pandu ward zum Großkönig geweiht, denn der ältere Bruder war blind, und das uralte Gesetz fordert, daß der König bei seiner Weihe gesund sei. Als mein Vater zur Buße in die Berge zog, war ihm noch kein Sohn geboren. Er gab die Herrschaft dem Bruder, doch das Erbe des Geschlechtes kann kein Mann vergeben, das schenkt nur das Recht der Geburt. Mein ist das Reich, denn mit mir ist das Recht! – Soll ich vom Reiche und damit vom Rechte lassen? – Niemals! – Soll ich den Tod ins Haus meiner Väter tragen? Niederbrennen, was mir das Liebste war? Im Kampfe stehen gegen die Vettern, die meine Jugend teilten, gegen die Lehrer, die meine Jugend schirmten? Den guten Kripa töten, den würdigen Drona und unseren so heißgeliebten Großvater Bhischma? – Ich muß, wenn mir mein Recht nicht wird! Toren nur handeln im Wahne, Unrecht sei Recht!«
    Totenstille herrschte im Saal – da hörte man ein unterdrücktes Stöhnen – dann stürzte Bhima laut weinend zu Füßen seines edlen Bruders und schluchzte: »Friede! Bruder, Friede!«
    Als hätten Berge die Schwere verloren, als käme vom Feuer ein kalter Hauch, so staunten alle, den trotzigen Sohn des Sturmgottes in Tränen zu

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