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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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hausten.
    Der junge Prinz Uttara, der einzige aus dem Kriegerstande, der zum Schutze der Frauen zurückgeblieben war, wollte den bedrängten Hirten zu Hilfe eilen, doch fand er niemanden in der Stadt, der seinen Streitwagen hätte lenken können. Da riet die kluge Draupadi der Königin, der Prinz möge es doch einmal mit dem Tanzmeister der Prinzessin versuchen.
    Ardschuna wurde gerufen und bekannte sich zu der nötigen Geschicklichkeit. Frohen Herzens ob der kriegerischen Übung bestieg er den Wagen, und fort ging's mit dem jungen Prinzen nach Norden.
    Doch wehe: als Uttara von weitem die hundert und aber hundert Krieger der Kuru sah, entfiel ihm der Mut, und er sprang vom Wagen, um zu fliehen.
    Rasch packte Ardschuna ihn an den Haaren und zog ihn wieder auf den Wagen. Dann wendete er schweigend und fuhr zurück. Doch nicht nach der Stadt, sondern zu einem uralten Baum vor den Toren.
    Dort hatten die Pandava vor einem Jahr ihre Waffen und Standarten versteckt, ehe sie in die Knechtschaft gingen.
    Schweigend rüstete sich der Starke mit Indras undurchdringlichem Panzer, mit dem getreuen Gandiva, Köcher, Schwert und Streitkolben. Dann pflanzte er das Affenbanner auf Uttaras Wagen, hing Dewadatta, die göttliche Drommete, um den Hals und sprach zu dem staunenden Prinzen: »Ich denke, du wirst gerne die Zügel ergreifen und mir mutig die Rosse lenken, wenn du weißt, wer ich bin. Ein Gelübde verbot mir bis jetzt, mich zu nennen, doch heut' ist das Jahr herum. Ardschuna bin ich, der Sohn des tapferen Pandu; Gandiva siehst du hier, den starken Bogen Varunas. Göttliche Waffen trag' ich und habe gelernt, sie zu führen. Auf, mein königlicher Lenker, und mutig dem Feinde entgegen!«
    Von Ardschunas Worten begeistert, sprang der Jüngling an die Zügel, und fort ging's, was die Rosse laufen konnten, gegen den Feind.
    Im Innersten erschreckt, hörte Durjodhana den Löwenruf aus Ardschunas Muschel über das Blachfeld schallen. Er ahnte den starken Arm des Rächers und ordnete seine Scharen zum Angriff.
    Als der einzelne Wagen mit dem erlesenen Kämpfer sich dem feindlichen Heerhaufen näherte, taten sich die Wolken auf, und Indra mit den Göttern sah auf das Schlachtfeld:
    Schon hat das Schwirren Gandivas das Schmettern Dewadattas abgelöst. Gellende Todesschreie mischen sich in diese Kriegsweise. Durjodhana, Duchschasana, der junge Vikarna, der greise Kripa, ja selbst der tapfere Karna, müssen heute dem Gandivaspanner das Feld räumen.
    Als wenn das Jahr im Frauendienst die Kräfte des Kriegers verdoppelt hätte, so fliegt von dem schweren Bogen Tod um Tod in die Scharen der Feinde, lüftet, lichtet, zerreißt sie, bringt sie ins Wanken und treibt die Reste in regelloser Flucht von dem Felde der Ehre.
    Durjodhana und seine Getreuen wenden sich noch ein letztesmal gegen den furchtbaren Feind. Ein Schuß mit einem Zauberpfeil streckt sie alle betäubt zu Boden. Uttara muß vom Wagen springen und ihnen die prächtigen Mäntel abnehmen. Die will Ardschuna seiner Prinzessin als Trophäe bringen.
    Rasch ging's nun nach der Stadt zurück, um die Nachricht vom Siege dorthin zu bringen.
    Mittlerweile war Virata nach Hause zurückgekehrt. Er hatte anfangs mit den tapferen Trigartas einen schweren Strauß zu bestehen gehabt und war sogar in Suscharmans Gefangenschaft geraten. Doch der starke Bhima hatte ihn wieder herausgehauen und den König Suscharman im Zweikampf besiegt. Gebunden brachte er den Friedensstörer vor Virata. Auf Judhischthiras Rat entließ dieser den Gefangenen ungekränkt in seine Heimat.
    Als mit Uttara die Nachricht vom Siege gegen die Kuru vor den König kam, umarmte er seinen jungen Sohn voll Stolz und Freude und nannte ihn Sieger. Doch der edle Jüngling lehnte alles Verdienst ab und sagte, ein Gott sei vom Himmel gestiegen und habe für ihn gekänipft.
    Am nächsten Morgen gingen die Pandavas vor die Stadt, rüsteten sich an ihrem hohlen Baum und erschienen sodann im Glanz ihrer Waffen vor dem König.
    Ardschuna, durch Uttaras begeisterte Schlachtschilderung vollauf beglaubigt, stellte dem König seine Brüder vor, und lauter Jubel war im Lande der Matsya ob dieser tapferen Bundesgenossen.
    Virata bot dem Helden Ardschuna seine Tochter Uttara an. Dieser nahm die liebliche Jungfrau mit Freuden entgegen und bestimmte sie seinem Sohne Abhimanju als Gattin.
    Wenige Wochen darauf war die Hochzeit der schönen Kinder zu Upaplavia, der Residenz König Viratas.

Recht oder Macht?
    Das große Familienfest gab dem

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