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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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seine elf Heere in der Schlacht zu führen.
    Würdige Feinde stehen ihnen gegenüber, die der weise Judhischthira unter deine kluge Leitung gestellt hat, tapferer Drupadasohn Dhrischtadjumna:
    Die ungezählten Scharen der Pantschala gehorchen dir, die Matsya, die tapferen Kekaya und die Wrischnier der Berge, Somakha und Prabhadraka.
    Drupada, den König von Pantschala, Virata von Matsya, Jujudhana, Tschekitanu und den unbändigen Bhima nenne ich als ihre Feldherren.
    Alle will ich im Kampf bestehen, doch vor dem Führer des siebenten Pandavaheeres, vor Schikhandin, senk' ich die Waffen: Nie wird Bhischma gegen ein Weib kämpfen!
    Mahnend erheb' ich noch einmal die Stimme, eh' ich die Waffen erhebe: Kämpft nach der heiligen Sitte der Krieger!
    Ebenbürtige nur mögen einander suchen im Kampf: Wagen gegen Wagen, Reiter gegen Reiter!
    Niemand schlage, eh' er den Gegner herausgefordert hat.
    Schonet Gefangene, Wunde und Flüchtlinge!
    Tötet die Waffenlosen nicht, als da sind: Rosselenker, Spielleute, Waffenträger und Lasttiere!
    Ehret die Sitten des Standes, die Sitten der Väter; gedenket der Götter, die über uns walten! Heil!«
    Der Ring der Wagen um den Sprecher löste sich, und unter dem Klang der Kriegsmuscheln und kriegerischer Zurufe eilten die Führer vor ihre Scharen, die Helden der Einzelkämpfe vor die Linien ihrer Heere.
    In eiligem Lauf jagte Krischna die edlen Gandharvahengste über das Blachfeld.
    Finster stand Ardschuna neben ihm, die göttlichen Waffen gesenkt.
    »Kann ich?« entrang es sich seiner schweratmenden Brust. »Kann ich die Waffen erheben gegen die, die ich liebe? Töten soll ich den edlen Ahn, der mich auf den Knien geschaukelt? – Den ehrwürdigen Lehrer schlagen mit seiner Kunst? – Die Vettern vernichten, die meiner Kindheit Freude – meines Hauses Stolz sind? – Nein, Krischna, wende die Rosse – ich flieh' aus der Schlacht in den Wald!«
    »Schweige und kämpfe!« sprach Krischna, und seine Gestalt schien zu wachsen, ein überirdisches Licht umfing sie.
    »Kennst du mich, Menschlein?« rief er. »Wischnu bin ich, der erhabene Schöpfer, Erhalter, Vernichter, der in Krischnas Gestalt zur Erde gekommen ist, um zu richten. Hör'

des Erhabenen Gesang:
    Tat ist die Pflicht für den, der um Waffen zu tragen geboren!
Erzhart, voll innerer Glut, sä' Tod er, denn Tat heißt die Pflicht ihm!
Himmelhoch raget der Krieger vor denen, die grübelnd sich quälen,
Wenn er den tötenden Pfeil in ehrlicher Feldschlacht entsendet.
Töte mich! heißt ihm der Feind – nie Vater, Vetter und Bruder!
Adlerscharfes Gesicht, das späht nach dem Spalt in der Brünne,
welcher dem Tod sich öffnet, nicht forscht es im feindlichen Antlitz
Nach den verehrten Zügen des längst verstorbenen Ahnherrn.
Sterbe auch Bruder und Freund, von seinen Waffen getroffen –
Seelen steigen empor – des walten die Götter des Lichtes Aber
Seelen versänken, verließen den Bann ihrer Pflicht sie.
Stark sei der, der es wagt, die Pforten zum Tode zu entriegeln
– Krieger, einzig die Pflicht entrückt dich so nahe zur Gottheit:
Zum Unsterblichen wird der, dem der Tod ohne Schrecken! –
Aber Schwachheit umfängt alsbald jenen, der wägt statt zu wagen.
Tat ist die Pflicht für den, der um Waffen zu tragen geboren!
Erzhart, voll innerer Glut, sä' Tod er, denn Tat heißt die Pflicht ihm!
    Da hatte Ardschuna sich gefunden: Dewadatta hob er an die Lippen, und dräuend klang der Löwenruf über das Schlachtfeld.
    Krischna-Wischnu hatte die Rosse gegen den Feind gelenkt, und mit gellendem Jauchzen stürzte sich der Indrasohn ins Getümmel.
    Bis zum Abend wogte die Schlacht, ohne hier oder dort den Sieg zu verheißen. Der greise Bhischma übertraf die Jüngsten an rascher Kühnheit, die Stärksten an Kraft und Ausdauer, die Entschlossensten an Mut und Besonnenheit.
    Wie der Löwe in ein Rudel Hirsche, brach er hier ins ärgste Getümmel der Feinde; wie der Hirte dem Leitwolf, warf er sich dort einem entschlossenen Führer entgegen und brachte so alle Angriffe zum Stehen.
    Hunderte und aber Hunderte fielen unter seinen Pfeilen, doch sein edles Herz scheute davor, die starken Vorkämpfer des Feindes, die Söhne seines Geschlechtes zu töten. Hier und dort wechselte er ein paar leichte Pfeile mit dem tapferen Ardschuna und gab allein durch seine Gegenwart den Seinigen neuen Mut, wenn der furchtbare Bhima seinen Schlachtschrei über das ganze Kurufeld brüllte.
    Der Sohn des Sturrngottes fuhr unter die Feinde, wie Waju in die

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