Sagen und Märchen Altindiens
erwiesen? – Soll ich Radha verleugnen, die nicht meine Mutter ist, aber mir eine Mutter war? – Soll ich Kunti Mutter nennen, die den Sohn des Sonnengottes Fuhrmannssohn schmähen ließ? – Geht – geht! – Deine Söhne, du ungerechte Mutter, will ich schonen – bis auf Ardschuna – den werde ich tödlich hassen bis an mein Ende – die Madrizwillinge laß ich dir für ihn – geh' – geh' – das ist alles, was du von dem Fuhrmannssohn fordern kannst – Mutter!«
Mit verhülltem Antlitz wandte er sich ab, als Krischna die weinende Greisin aus dem Hause führte.
Die Schlacht
Bhischmas Ausgang
Auf dem Kurufeld bauten die feindlichen Heere ihre Lager:
Im Osten umzogen die Kuru und ihre Hilfsvölker elf Plätze mit Wall und Graben und siedelten dort ihre Streitmacht an; im Westen umschloß ein einziger starker Gürtel die sieben Heere der Pandava und ihrer Bundesgenossen.
Als die letzten Vorbereitungen getroffen waren, die Brahmanen in brünstigen Opfern und heißem Gebet den Segen der Götter für die Ihren erfleht hatten, ordneten die Führer auf beiden Seiten ihre Scharen zur Schlacht.
In vier Staffeln standen die Krieger, nach uraltem, geheiligtem Brauch der Kaste:
Voran die Edelsten auf ihren schimmernden Streitwagen, weithin an ihre kostbaren Fahnen, Standarten und Wappen zu erkennen. Dann kamen die beweglichen Reiter, welche bedrängten Wagenkämpfern zu Hilfe eilen sollten. Hinter diesen stampften die schwer gerüsteten Kriegselefanten einher: wo die vordersten Kämpfer die feindlichen Reihen ins Wanken brachten, da sollten sie durchbrechen. Ganz hinten stand dichtgedrängt das Fußvolk, mit Keulen und Schwertern bewaffnet.
Nach Krischnas Abreise von Hastinapura hatte Durjodhana den Sohn eines Spielers, den Uluka, mit der Kriegserklärung und den bei solcher Gelegenheit üblichen Schmähungen zu den Pandava gesandt.
Bhima hatte den ehrlosen Boten empfangen und, nachdem er die Schmähreden aus vollstem Herzen erwidert hatte, seinem Herrn zurückgeschickt.
Nachdem die Führer ihre Krieger in Schlachtordnung gestellt hatten, fuhren sie mit vielen erlesenen Einzelkämpfern auf prächtigen Streitwagen zwischen den Heeren umher und ehrten sich und die Gegner durch Zuruf und Erzählung früherer Heldentaten.
Judhischthira hatte den tapferen Dhrischtadjumna, den Führer des starken Pantschalerheeres, zum Oberfeldherrn ernannt. Die gesamte Streitmacht der Kaurava stand unter dem Befehl des greisen Bhischma, des unbezwinglichen Gangasohnes.
Die Waffen schlugen hallend aneinander; Muscheln, Flöten, Pauken und Sackpfeifen spielten kriegerische Weisen; Pferde wieherten kampflustig, und der Schrei der Elefanten mischte sich in das Chaos von Tönen.
Als die Schlachtmusik verklungen war, fuhr Bhischmas Wagen vor:
Als wandle der eisstarrende Himawat leibhaftig zwischen den feindlichen Heeren, so war das anzusehen. Auf silbernem Wagen, den vier fleckenlose Schimmel in silbergebuckeltem Geschirr zogen, stand der Heldengreis in weißem Gewand, mit silbernem Panzer und demantblitzendem Turban. Bis an den Gürtel wallte sein schneeweißer Bart, und seine Augen blitzten in Kraft und Feuer unter den buschigen Brauen hervor. Hoch ragte neben ihm die Standarte, ein goldener Palmenstamm mit fünf silbernen Sternen.
Dhrischtadjumna fuhr ihm entgegen, in Purpur gekleidet, mit goldgeschmücktem Panzer. Vier pechschwarze Hengste zogen den Wagen aus Ebenholz. Sein Panier war die Opferflamme auf scharzem Grund.
Hinter den beiden Oberfeldherrn nahten die Wagen mit den Königen, Prinzen, Fürsten und Führern und schlossen einen Kreis um die beiden Gewaltigen.
Mit weithinschallender Stimme begann Bhischma zu reden: 179
»Tapfere Krieger! Das große Tor zu Indras Himmel steht heute weit offen! Schmählich ist der Strohtod für den Krieger – in der Schlacht zu sterben ist seine Pflicht und sein Recht!
Hier steht Bhischma, des Schantanu und der Ganga unbezwungener Sohn, als Führer der tapferen Kuru und ihrer Bundesgenossen. Tschina und Kirata kämpfen neben den Kurus, Bodscha, Andhaka und Kukura, Sindhu, Sauwira, Kombadscha, Javana und Schaka. Elf starke viergliedrige Heere! Recken wie Kripa und Drona, die brahmanischen Waffenmeister, sind ihre Führer: Schalja, der König von Madras, Dschajadratha, Herr über Sindhu und Sauwira, Sudakschina und der tapfere Kritawarman, Asvatthama, der Dronasohn, Bhurischrawas, der Schubaling Schakuni und endlich Karna, so heißen die Tapferen, die König Durjodhana bestimmt hat,
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