Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
zulassen, dass Ihnen etwas zustößt, und sind Ihnen bis Dubrovnik gefolgt. Als wir sicher waren, dass Sie einen der Schlupfwinkel des Ordens aufgespürt hatten, haben wir uns entschlossen zu handeln. Aber Sie sind uns zuvorgekommen.«
»Ich war schon als Kind vorlaut«, scherzte Munárriz. »Und haben Sie den Orden unschädlich gemacht?«
»Leider nein«, klagte Pestalozzi. »Nur seinen kroatischen Ableger. Es gibt noch weitere Zweige, die in verschiedenen Teilen der Welt aktiv sind.«
»Und haben Sie das Feuer im Kloster gelegt?«
»Uns blieb keine andere Möglichkeit, wenn wir die Spuren des Überfalls vertuschen wollten«, sagte er mit einem Seufzer. »Aber wir haben uns bemüht, den Schaden so gering wie möglich zu halten.«
»Und die toten Mönche?«
»Ruhen in Frieden auf dem Grunde der Adria.«
»Dann haben Sie wohl auch meinen Unfall vorgetäuscht?«
»Sie müssen zugeben, dass das ein guter Einfall war«, sagte Pestalozzi zufrieden lächelnd. »Sie waren übel zugerichtet und brauchten dringend ärztliche Hilfe, doch wir wollten um jeden Preis verhindern, dass man Sie in Verbindung mit der Sache im Dominikanerkloster bringen konnte.«
»Ich muss gestehen, dass mich Ihr Vorgehen überrascht.«
»Wir haben Sie aus dem Kloster an die Straße zum Flughafen gebracht. Da sie in der Nähe von Cavtat gerade ausgebessert wurde, lag reichlich loser Splitt auf dem Asphalt. Also haben wir Ihren Mietwagen gegen einen Baum prallen lassen und dann den Rettungswagen gerufen. Wie es weitergegangen ist, wissen Sie ja.«
»Und was ist mit der Alexander Nevski ?«
»Nach der offiziellen Lesart ist sie auf hoher See leckgeschlagen und vor der kretischen Küste gesunken.«
»Ein Schiffbruch?«
»So heißt es im Lloyd’s Register «, sagte Pestalozzi und zwinkerte ihm zu.
»Gehörte das Schiff dem Orden?«
»Sein kroatischer Ableger benutzte es zum Transport seiner Mitglieder. Es ist gleich nach dem Vorfall im Kloster ausgelaufen, doch meine Männer haben es einige Tage später auf der Höhe von Kreta aufgespürt und mit einigen am Rumpf angebrachten Sprengladungen versenkt.«
»Sie haben wirklich alles bedacht.«
»Bei unserer Arbeit dürfen wir nichts dem Zufall überlassen. Das wissen Sie selbst nur zu genau.«
»Warum hat man Begoña Ayllón eigentlich umgebracht?«
»Die Antwort ist Ihnen bekannt«, gab Pestalozzi zurück. »Sie haben doch mit Pater Ramírez und dem Architekten Alfonso Grau gesprochen, und auch ich habe auf das Thema angespielt.«
»Etwa um das Geheimnis der Umwandlung von Metallen zu bewahren?«, fragte Munárriz. In seiner Stimme schwang Ungläubigkeit mit. »Um die Spuren einer möglichen Nachkommenschaft Christi auf Erden zu verwischen?«
»Die Restauratorin hat das Geheimnis Gaudís entschlüsselt.«
»Glauben Sie tatsächlich an so etwas?«
Der Prälat zuckte die Achseln. »Inspektor«, sagte er nach kurzem Schweigen, »mir bleibt nur noch, Sie um Verzeihung zu bitten und Ihnen zu danken. Sie sind ein ausgesprochen guter Kriminalist.«
»Danke für das Kompliment.«
Ein grauer Chrysler 300 mit Diplomatenkennzeichen tauchte auf und hielt in der Nähe an. Es war der Wagen, der Munárriz und Mabel zum Haus im Desierto de Sarrià gebracht hatte, diesmal aber nicht mit gefälschtem Nummernschild. Ihm folgte eine schwarze Kawasaki. Der Fahrer des Chrysler blieb am Steuer sitzen, während der Mann im Westenanzug ausstieg und Pestalozzi ein Zeichen machte, worauf sich dieser erhob, um zu gehen. Nach einigen Schritten blieb er stehen und entnahm seiner Jacketttasche ein kleines rundes Etui aus braunem Leder mit einem Verschluss aus golden schimmerndem Metall. »Für Sie, Inspektor«, sagte er, kam erneut auf ihn zu und gab es ihm.
Auf dem blauen Samt, mit dem es ausgeschlagen war, glänzte ein winziges Stückchen Metall, das aussah wie Gold, aber in kräftigerem Gelb leuchtete.
»Was ist das?«, erkundigte sich Munárriz.
Pestalozzi lächelte: »Ein Körnchen Alchemistengold. Wir haben es im Dominikanerkloster von Dubrovnik gefunden.«
Munárriz sah es mit Staunen an. Es war nahezu vollkommen rund und glänzte im schwachen Sonnenlicht mit erstaunlicher Leuchtkraft. Er hob den Kopf, um Pestalozzi all die Fragen zu stellen, die ihm durch den Kopf gingen, doch dieser war inzwischen eingestiegen, und der Wagen fuhr an.
Munárriz lächelte. Er schloss das Etui und setzte seine Zeitungslektüre fort.
IV
Barcelona
Versöhnungskirche Sagrada Familia
Montag 7. Juni
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