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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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zufällig über die Wahrheit stolpert? Und Jack erfährt, dass ich es war, die ihm die Richtung gewiesen hat?
    Schon der Gedanke macht mich krank. Mir dreht sich der Magen um. Warum habe ich Jemima gegenüber Schottland erwähnt? Warum ?
    Neuer Vorsatz: Ich werde nie wieder irgendein Geheimnis ausplaudern. Nie, nie, nie. Selbst wenn es unwichtig erscheint. Selbst wenn ich wütend bin.
    Am besten … ich rede überhaupt nicht mehr, Punkt. Reden macht doch immer nur Ärger. Wenn ich in dem blöden Flieger einfach die Klappe gehalten hätte, säße ich jetzt nicht so in der Patsche.
    Ich werde nie mehr ein Wort sagen. Ich werde ein schweigendes Rätsel sein. Wenn mich jemand etwas fragt, nicke ich nur oder kritzle kryptische Kommentare auf Zettel. Die Leute werden sie mitnehmen und darüber brüten und die verborgene Bedeutung darin suchen …
    »Ist das Lissy?«, fragt Jack und zeigt auf einen Namen im Programm, und ich zucke vor Schreck zusammen. Ich folge seinem Blick und nicke schweigend, mit fest zusammengepressten Lippen.
    »Kennst du sonst noch jemanden in der Show?«, fragt er.
    Achselzuckend signalisiere ich »wer weiß?«.
    »Und … wie lange hat Lissy geprobt?«
    Ich zögere, dann hebe ich drei Finger.
    »Drei?« Jack sieht mich durchdringend und verunsichert an. »Drei was?«
    Ich mache eine Geste, die »Monate« bedeuten soll. Dann noch mal. Jack wirkt völlig verwirrt.
    »Emma, stimmt irgendwas nicht?«
    Ich taste in meiner Tasche nach einem Stift - aber ich habe keinen.

    Okay, vergessen wir das mit dem Nichtsprechen.
    »Ungefähr drei Monate«, sage ich laut.
    »Aha.« Jack nickt und wendet sich wieder dem Programm zu. Sein Gesicht ist entspannt und nichtsahnend, und ich fühle mich wieder schrecklich schuldig.
    Vielleicht sollte ich es ihm einfach sagen.
    Nein. Kann ich nicht. Geht nicht. Wie sollte ich das denn auch ausdrücken? »Übrigens, Jack. Weißt du noch, dein wirklich wichtiges Geheimnis, das ich bewahren sollte? Rat mal, was ich damit …«
    Ich muss Schadensbegrenzung betreiben. Wie in diesen Militärfilmen, wo einer, der zu viel weiß, einfach kaltgemacht wird. Aber wie schalte ich Jemima aus? Ich habe einen wahnsinnig gewordenen, menschlichen Marschflugkörper in Gang gesetzt, der jetzt in London herumrast und wild entschlossen ist, so viel Schaden wie möglich anzurichten. Ich will ihn zurückrufen, aber der Knopf funktioniert nicht mehr.
    Okay. Denken wir mal vernünftig. Es gibt keinen Grund zur Panik. Heute Abend passiert gar nichts mehr. Ich versuche einfach weiter, sie anzurufen, und sobald ich durchkomme, erkläre ich ihr in sehr einfachen Worten, dass sie diesen Typen zurückpfeifen muss, und ich ihr anderenfalls die Beine breche.
    Ein dunkler, aufdringlicher Trommelschlag dröhnt durch die Lautsprecher, und ich zucke vor Schreck zusammen. Ich bin so von Sinnen, dass ich völlig vergessen hatte, warum wir hier sind. Im Zuschauersaal wird es jetzt ganz dunkel, und das Publikum um uns herum wird ruhig und aufmerksam. Der Trommelschlag wird lauter, aber auf der Bühne geschieht nichts; sie ist immer noch stockduster.
    Die Trommel dröhnt immer lauter, und ich bin jetzt richtig gespannt. Es ist ein bisschen gespenstisch. Wann fangen sie denn an zu tanzen? Wann geht der Vorhang hoch? Wann wollen sie …

    Bumm! Das Publikum schnappt nach Luft, als schlagartig blendendes Licht den Zuschauerraum erhellt und mich fast blind macht. Wummernde Musik erfüllt den Raum, und auf der Bühne springt und wirbelt plötzlich eine einzelne Figur in einem schwarzen Glitzerkostüm herum. Wer auch immer das ist, er ist sensationell. Ich blinzle benommen ins Licht und versuche, etwas zu erkennen. Ich kann kaum sehen, ob es ein Mann oder eine Frau oder …
    Ach du lieber Gott. Es ist Lissy.
     
    Ich bin vor Schreck wie am Stuhl festgeklebt. Alles andere ist aus meinem Kopf verschwunden. Ich kann die Augen nicht von Lissy wenden.
    Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie so was kann. Keine Ahnung! Also, wir haben früher zusammen ein bisschen Ballett gemacht. Und ein bisschen gesteppt. Aber wir haben doch nie … ich habe nie … Wie kann ich sie seit über zwanzig Jahren kennen und keine Ahnung haben, dass sie tanzen kann?
    Sie hat gerade mit einem maskierten Tänzer zusammen, wahrscheinlich mit Jean-Paul, einen fantastischen langsamen, kraftvollen Tanz dargeboten, und jetzt springt sie und dreht sich mit einem langen Band herum, das ganze Publikum starrt sie gebannt an, und sie wirkt umwerfend. So glücklich

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