Sag's Nicht Weiter, Liebling
will, dass er heiratet oder so?
Es versetzt mir einen Stich, den ich bekämpfe. Nun, wenn es das ist … bleibe ich einfach cool, als hätte ich es die ganze Zeit gewusst. Ich gebe einfach vor, ich hätte auch noch einen Liebhaber. Genau. Ich lächle ihn einfach ironisch an und sage: »Ach, weißt du, Jack, ich hatte doch nicht angenommen, dass das mit uns exklusiv ist …«
»Okay.« Jack wendet sich mir zu und ich beschließe eilig, ihn anzuzeigen, falls er einen Mord begangen hat, Versprechen hin oder her.
»Also dann.« Er atmet tief ein. »Ich habe in Schottland jemanden besucht.«
Mein Herz plumpst eine Etage tiefer.
»Eine Frau«, sage ich, bevor ich mich bremsen kann.
»Nein, keine Frau!« Sein Gesichtsausdruck verändert sich. »Hast du das gedacht? Dass ich fremdgehe?«
»Ich … wusste nicht, was ich denken soll.«
»Emma, ich habe keine andere Frau. Ich war bei …« Er zögert. »Nennen wir es … Familie.«
In meinem Kopf dreht sich alles.
Familie ?
O mein Gott, Jemima hatte Recht, ich habe mich mit einem Mafioso eingelassen.
Okay. Keine Panik. Ich komme da noch raus. Ich kann ins Zeugenschutzprogramm gehen. Ich könnte mich Megan nennen.
Nein, Chloe. Chloe de Souza.
»Genauer gesagt … ein Kind.«
Ein Kind? Er hat ein Kind?
»Sie heißt Alice.« Er lächelt ein bisschen. »Sie ist vier Jahre alt.«
Er hat eine Frau und eine ganze Familie, von der ich nichts weiß, und das ist sein Geheimnis. Hätte ich mir ja denken können.
»Du …« Ich feuchte mir die trockenen Lippen an. »Du hast ein Kind?«
»Nein, ich habe kein Kind.« Jack starrt einige Sekunden lang zu Boden. »Pete hatte ein Kind. Er hatte eine Tochter. Alice ist Pete Laidlers Tochter.«
»Aber … aber …« Ich starre ihn verwirrt an. »Aber … ich wusste gar nicht, dass Pete Laidler ein Kind hatte.«
»Das weiß niemand.« Er sieht mich lange an. »Darum geht es ja.«
Das ist vollkommen und überhaupt nicht das, was ich erwartet hatte.
Ein Kind. Pete Laidlers geheimes Kind.
»Aber … wie kann es sein, dass niemand davon weiß?«, frage ich blöde. Wir haben uns noch weiter von der Menge entfernt und sitzen jetzt auf einer Bank unter einem Baum. »Das wäre doch bestimmt aufgefallen.«
»Pete war ein großartiger Mensch.« Jack seufzt. »Aber Verpflichtungen waren nicht gerade seine Stärke. Als Marie - die Mutter von Alice - feststellte, dass sie schwanger ist, waren sie schon nicht mehr zusammen. Marie ist ein stolzer, zurückhaltender Mensch. Sie war fest entschlossen, alles allein zu schaffen. Pete hat sie finanziell unterstützt - aber für das Kind hat er sich nicht interessiert. Er hat niemandem erzählt, dass er Vater war.«
»Selbst dir nicht?« Ich starre ihn an. »Du wusstest nicht, dass er ein Kind hatte?«
»Ich habe es erst nach seinem Tod erfahren.« Sein Gesicht verschließt sich ein bisschen. »Ich habe Pete sehr gemocht. Aber das kann ich ihm nur schwer verzeihen. Ein paar Monate nach seinem Tod tauchte plötzlich Marie mit dem Baby auf.« Jack atmet scharf aus. »Na ja. Du kannst dir ja denken, wie wir uns alle vorkamen. Schockiert wäre untertrieben. Marie wollte aber auf keinen Fall, dass es irgendwer erfährt. Sie will Alice als ganz normales Kind großziehen, nicht als Pete Laidlers uneheliches Baby. Nicht als Erbin eines riesigen Vermögens.«
Mir wird ganz schwindelig. Eine Vierjährige, die Pete Laidlers Anteil an der Panther Corporation bekommt. Alter Schwede.
»Hat sie alles geerbt?«, frage ich zögernd.
»Nicht alles, nein. Aber viel. Petes Familie war mehr als großzügig. Und deswegen hält Marie sie von der Öffentlichkeit fern.« Er breitet die Hände aus. »Ich weiß, dass wir sie nicht ewig davor bewahren können. Früher oder später wird es durchsickern. Aber wenn es herauskommt, dreht die Presse
durch. Alice wird ganz oben auf der Liste der Reichen stehen … die anderen Kinder werden es ihr nicht leicht machen … sie wird einfach nicht mehr normal leben können. Manche Kinder können damit umgehen. Aber Alice … sie ist nicht so. Sie hat Asthma, und sie ist so zerbrechlich.«
Während er spricht, fallen mir die Zeitungsartikel nach Pete Laidlers Tod wieder ein. Sein Bild war auf jeder einzelnen Titelseite.
»Ich versuche viel zu sehr, dieses Kind zu schützen.« Jack lächelt reumütig. »Ich weiß. Das sagt selbst Marie. Aber … sie ist mir so wichtig.« Er starrt einen Moment lang ins Leere. »Sie ist alles, was wir noch von Pete haben.«
Ich sehe ihn an
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