Sag's Nicht Weiter, Liebling
fast von einem Fuß auf den anderen.
»Aber Emma, es sind sehr … wichtige Zahlen. Ich muss wirklich … mit dir darüber sprechen …«
»Emma.« Jack Harpers Stimme lässt mich zusammenzucken, als wäre ich gestochen worden. Er beugt sich vertraulich zu mir herüber. »Vielleicht sollten Sie wirklich diese Zahlen durchgehen.«
Ein paar Augenblicke lang starre ich ihn an. Mein Mund ist wie zugeschnürt, das Blut rauscht mir in den Ohren.
»Gut«, bringe ich nach einer langen Pause heraus. »Okay. Dann tue ich das mal.«
7
Als ich mit Katie auf der Straße bin, ist eine Hälfte von mir ganz benommen vor Schreck, die andere Hälfte würde gern in hysterisches Gelächter ausbrechen. Alle anderen sitzen im Büro und wetteifern darum, Jack Harper zu beeindrucken. Und ich spaziere einfach vor seiner Nase hinaus und gehe einen Cappuccino trinken.
»Tut mir Leid, dass ich dich da rausgerissen habe«, sagt Katie strahlend, als wir uns zu Starbucks hineinschieben. »Wo doch Jack Harper da ist und alles. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er einfach da sitzt ! Aber ich war doch wirklich raffiniert«, fügt sie beruhigend hinzu. »Er wird nie rauskriegen, was wir machen.«
»Das stimmt wohl«, bringe ich heraus. »Da kommt er im Leben nicht drauf.«
»Geht’s dir gut, Emma?« Katie sieht mich neugierig an.
»Ja, wunderbar!«, sage ich aufgekratzt. »Mir geht’s prima! Also … weswegen der Krisengipfel?«
»Ich musste es dir einfach erzählen. Zwei Cappuccinos bitte.« Katie strahlt mich aufgeregt an. »Du wirst es nicht glauben!«
»Was denn?«
»Ich habe ein Date. Ich habe einen Mann kennen gelernt!«
»Nein!«, sage ich und starre sie an. »Ehrlich? Das ging aber schnell.«
»Ja, gestern, wie du gesagt hast! Ich bin in der Mittagspause extra etwas weiter gelaufen als sonst und habe einen wirklich netten Laden gefunden, wo man Mittag essen kann. Und in der Schlange stand dieser wunderbare Mann neben mir - und hat mich angesprochen. Wir haben uns zusammen hingesetzt und noch ein bisschen weiter gequatscht … und als ich gehen
wollte, hat er gefragt, ob ich mal mit ihm ausgehen würde!« Strahlend nimmt sie die Cappuccinos entgegen. »Und das tun wir heute Abend.«
»Das ist ja toll!«, sage ich erfreut. »Erzähl schon, wie ist er?«
»Er ist wunderbar. Er heißt Phillip! Er hat so ein süßes Blitzen in den Augen, und er ist sehr charmant und höflich, und er hat einen wunderbaren Humor …«
»Das klingt ja fantastisch!«
»Finde ich auch. Diesmal habe ich ein richtig gutes Gefühl.« Katie strahlt, als wir uns setzen. »Wirklich. Er ist einfach anders. Ich weiß, das klingt jetzt echt blöd, Emma …« Sie zögert. »Aber ich habe das Gefühl, das habe ich alles dir zu verdanken.«
»Mir?« Ich bin fassungslos.
»Du hast mir Mut gemacht, mit ihm zu sprechen.«
»Aber ich habe doch nur gesagt …«
»Du hast gesagt, du wüsstest, dass ich jemanden kennen lernen würde. Du hast mir vertraut. Und jetzt habe ich jemanden kennen gelernt!« Ihre Augen beginnen zu schwimmen. »Tut mir Leid«, flüstert sie und tupft sich mit einer Serviette die Tränen ab. »Ich bin gerade so gerührt.«
»Ach, Katie.«
»Ich glaube, das ist ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich glaube, jetzt wird alles gut. Und alles dank dir!«
»Also wirklich, Katie«, sage ich betreten. »Ich habe doch gar nichts getan.«
»Das war nicht nichts!«, protestiert sie. »Und ich möchte mich gerne bei dir bedanken.« Sie wühlt in ihrer Tasche herum und zieht ein Häkel-Teil in Orange heraus. »Das habe ich gestern Abend für dich gemacht.« Sie sieht mich erwartungsfroh an. »Es ist ein Kopftuch.«
Ich bin zunächst nicht reaktionsfähig. Ein gehäkeltes Kopftuch.
»Katie«, bringe ich schließlich heraus und drehe und wende
es herum. »Wirklich, das … das wäre doch nicht nötig gewesen!«
»Es war mir aber ein Bedürfnis. Nur ein kleines Dankeschön.« Sie sieht mich ernst an. »Vor allem, weil du doch den Gürtel verloren hast, den ich dir zu Weihnachten gehäkelt hatte.«
»Oh!«, sage ich und fühle mich schuldig. »Ähm, ja. Das war … wirklich schade.« Ich schlucke. »Der Gürtel war so schön. Ich habe mich wirklich geärgert, dass ich ihn verloren habe.«
»Ach, was soll’s!« Ihre Augen füllen sich schon wieder. »Ich mache dir einfach einen neuen.«
»Nein!«, sage ich entsetzt. »Nein, Katie, das brauchst du nicht.«
»Ich möchte aber!« Sie beugt sich vor und umarmt mich. »Dafür sind Freunde doch
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