Sag's Nicht Weiter, Liebling
dein Zeug noch nicht rausgesucht, ich bringe es dir einfach mit ins Büro, okay?«
Ich stelle den Karton auf die Treppe und drehe mich schnell wieder um, bevor Connor glaubt, ich würde ihn hineinbitten.
»Also, äh, danke«, sage ich. »Echt nett, dass du vorbeigekommen bist.«
»Kein Thema«, sagt Connor. Er seufzt tief. »Emma … Ich dachte, vielleicht könnten wir die Gelegenheit nutzen, noch einmal miteinander zu reden. Wir könnten zusammen etwas trinken, oder vielleicht essen gehen.«
»Ja!«, sage ich strahlend. »Das wäre toll. Wirklich. Aber ehrlich gesagt ist das gerade nicht der allerbeste Moment.«
»Gehst du aus?« Er macht ein langes Gesicht.
»Ähm, ja, mit Lissy.« Ich schiele verstohlen auf die Uhr. Sechs Minuten vor acht. »Na ja, wir sehen uns. Weißt schon, im Büro …«
»Warum bist du so nervös?« Connor starrt mich an.
»Ich bin nicht nervös!«, sage ich und lehne mich lässig an den Türrahmen.
»Was ist hier los?« Seine Augen verengen sich misstrauisch, und er sieht an mir vorbei in den Flur. »Ist irgendwas?«
»Connor«, ich lege ihm beruhigend die Hand auf den Arm. »Es ist überhaupt nichts. Das bildest du dir nur ein.«
In dem Moment taucht Lissy hinter mir in der Tür auf.
»Ähm, Emma, da ist ein sehr wichtiger Anruf für dich«, sagt sie ziemlich gespreizt. »Am besten kommst du sofort … ach, hallo Connor!«
Dummerweise ist Lissy die schlechteste Lügnerin der Welt.
»Ihr wollt mich loswerden«, sagt Connor und sieht verdattert von Lissy zu mir.
»So ein Quatsch!«, sagt Lissy und läuft puterrot an.
»Warte mal«, sagt Connor plötzlich und starrt mein Outfit an. »Einen Moment. Ich will doch nicht … hast du ein … Date?«
Mein Hirn arbeitet auf Hochtouren. Wenn ich leugne, geraten wir wahrscheinlich in eine ausführliche Diskussion. Aber wenn ich es zugebe, zieht er vielleicht beleidigt ab.
»Du hast Recht«, sage ich. »Ich habe ein Date.«
Er schweigt schockiert.
»Das glaube ich ja nicht«, sagt Connor, schüttelt den Kopf und lässt sich zu meinem Entsetzen schwer auf die Gartenmauer sinken. Ich schiele auf die Uhr. Drei Minuten vor acht. Mist!
»Connor …«
»Du hast gesagt, es gebe keinen anderen! Das hast du versprochen, Emma!«
»Es gab ja auch keinen. Aber … jetzt gibt es einen. Und er kommt gleich … Connor, das willst du dir doch nicht antun.« Ich packe ihn am Arm und versuche, ihn hochzuziehen, aber er wiegt fast achtzig Kilo. »Connor, bitte. Mach es doch nicht noch schwieriger für uns alle.«
»Wahrscheinlich hast du Recht.« Er steht endlich auf. »Dann gehe ich mal.«
Er geht zum Tor wie ein geprügelter Hund; ich fühle mich schuldig, und gleichzeitig wünsche ich mir sehnlichst, er möge schneller gehen. Sehr zu meinem Schrecken dreht er sich aber noch mal um.
»Und, wer ist es?«
»Es ist … du kennst ihn nicht«, sage ich und kreuze die Finger hinter dem Rücken. »Pass auf, wir gehen demnächst zusammen Mittag essen, und dann reden wir in Ruhe. Oder so, versprochen.«
»Okay«, sagt Connor und sieht verletzter aus denn je. »Gut. Ich habe verstanden.«
Ich halte die Luft an, als er das Gartentor schließt und langsam die Straße entlanggeht. Weitergehen … weitergehen … nicht anhalten …
Als er endlich um die Ecke verschwindet, taucht Jacks silberner Wagen am anderen Ende der Straße auf.
»Ach du lieber Gott«, sagt Lissy und starrt ihn an.
»Glotz nicht so!« Ich sinke auf das Mäuerchen. »Lissy, ich halte das nicht aus.«
Ich zittere. Ich brauche einen Drink. Und ich habe nur an einem Auge Mascara aufgetragen, fällt mir plötzlich ein.
Das silberne Auto bleibt vor dem Haus stehen, und der uniformierte Fahrer von gestern steigt aus. Er öffnet die hintere Tür, und Jack steigt aus.
»Hi!«, sagt er und wirkt überrascht, mich zu sehen. »Bin ich zu spät?«
»Nein! Ich habe nur … äh … hier gesessen. Sie wissen schon. Die Aussicht genießen.« Ich deute über die Straße und sehe jetzt erst, dass dort ein Mann mit einer enormen Wampe einen Reifen an seinem Wohnwagen wechselt. »Egal,«, sage ich und stehe hastig auf, »jedenfalls, ich bin noch nicht ganz fertig. Möchten Sie noch einen Moment mit raufkommen?«
»Klar«, sagt Jack und lächelt. »Das wäre nett.«
»Und schicken Sie Ihren Wagen weg. Den sollten Sie doch heute Abend gar nicht dabeihaben.«
»Und Sie sollten nicht vor der Haustür sitzen und mich erwischen«, entgegnet Jack grinsend. »Okay, Daniel, Sie können dann Feierabend
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