Sag's Nicht Weiter, Liebling
unterwegs?
»Das war nur eine Freundin«, sagt er steif.
»Sicher?«, fragt Nick. »Sah aber ziemlich innig aus.«
»Halt die Klappe, Nick«, sagt Connor gequält. »Es ist nun
wirklich noch zu früh, um an … was Neues zu denken. Oder, Emma?«
»Äh … ja.« Ich muss mehrmals schlucken. »Absolut. Unbedingt.«
O Gott.
Egal. Macht ja nichts. Ich mache mir doch wegen Connor keine Sorgen. Ich muss über ein wichtiges Date nachdenken. Und zum Glück ist mir dann doch noch die perfekte Idee gekommen. Eigentlich komisch, dass mir das nicht früher eingefallen ist. Es gibt nur einen einzigen, winzigen Haken - aber das kriege ich schon geregelt.
Tatsächlich brauche ich nur etwa eine halbe Stunde, um Lissy davon zu überzeugen, dass der Satz »Der Schlüssel darf unter keinen Umständen an ein Nicht-Mitglied weitergegeben werden«, der in der Hausordnung steht, gar nicht so ernst gemeint ist. Am Ende zieht sie den Schlüssel aus der Tasche und reicht ihn mir mit besorgter Miene.
»Aber nicht verlieren!«
»Natürlich nicht! Danke, Liss.« Ich umarme sie. »Ehrlich, ich gebe dir auch den Schlüssel, wenn ich mal Mitglied in einem exklusiven Club bin.«
»Das Passwort weißt du noch?«
»Ja. Alexander.«
»Wo gehst du hin?«, fragt Jemima, die ausgehfertig aufgedonnert in mein Zimmer kommt. Sie beäugt mich kritisch. »Schönes Top. Wo hast du das her?«
»Oxfam. Ich meine, Whistles.«
Ich habe beschlossen, heute mal nicht zu versuchen , mir etwas von Jemima zu borgen. Ich trage ausschließlich meine eigenen Klamotten, und wenn sie Jack nicht gefallen, hat er Pech gehabt.
»Was ich eigentlich fragen wollte«, sagt Jemima, und ihre
Augen verengen sich zu Schlitzen, »ihr wart gestern Abend nicht zufällig in meinem Zimmer, oder?«
»Nein«, sagt Lissy unschuldig. »Wieso, sah es so aus?«
Jemima war bis drei Uhr unterwegs gewesen, und als sie nach Hause kam, war alles wieder an seinem Platz, Klebeband und alles. Sorgfältiger ging es wirklich nicht.
»Nein«, gibt sie widerwillig zu. »Es war nichts verändert. Ich hatte nur so ein Gefühl . Als wenn jemand drin gewesen wäre.«
»Hast du das Fenster offen gelassen?«, fragt Lissy. »Ich habe da neulich so einen Artikel gelesen, dass sie jetzt Affen zum Stehlen in die Wohnungen klettern lassen.«
» Affen ?« Jemima starrt sie an.
»Anscheinend. Sie werden von Einbrechern dressiert.«
Jemima guckt verdattert von Lissy zu mir, und ich muss mich zwingen, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten.
»Übrigens«, sage ich, um schnell das Thema zu wechseln, »vielleicht interessiert es dich, dass du wegen Jack Unrecht hattest. Ich gehe heute wieder mit ihm aus. Es war überhaupt keine Katastrophe!«
Ich muss ihr ja nicht das kleine Detail auf die Nase binden, dass wir einen Riesenkrach hatten und ich rausgestürmt bin und er mir an die Bushaltestelle hinterherfahren musste. Denn das Wichtigste ist ja, dass wir ein zweites Date haben.
»Ich habe trotzdem Recht«, sagt Jemima. »Wart’s nur ab. Ich sage Unheil voraus.«
Als sie geht, schneide ich hinter ihrem Rücken eine Grimasse und lege Mascara auf. »Wie spät ist es?«, frage ich und runzle die Stirn, als ich mir versehentlich einen Klecks auf das Augenlid mache.
»Zehn vor acht«, sagt Lissy. »Wie kommt ihr dorthin?«
»Taxi.«
Plötzlich klingelt es, und wir sehen beide auf.
»Der ist aber früh«, sagt Lissy. »Komisch.«
»Er kann doch nicht einfach zu früh kommen!« Wir stürzen ins Wohnzimmer, und Lissy ist als Erste am Fenster.
»Ach du lieber Gott«, sagt sie, als sie auf die Straße hinuntersieht. »Es ist Connor.«
» Connor ?« Ich starre sie schockiert an. »Connor ist hier?«
»Er hat einen Karton dabei. Soll ich ihm aufmachen?«
»Nein! Wir tun so, als wären wir nicht da.«
»Zu spät«, sagt Lissy und zieht ein Gesicht. »Tut mir Leid, er hat mich schon gesehen.«
Es klingelt wieder, und wir sehen uns hilflos an.
»Okay«, sage ich schließlich, »ich gehe runter.«
Verdammt, verdammt, verdammt …
Ich flitze nach unten und öffne atemlos die Tür. Und da, auf der Treppe, steht Connor, mit dem gleichen Märtyrerausdruck im Gesicht wie schon im Büro.
»Hi«, sagt er. »Hier sind die Sachen, von denen ich gesprochen habe. Ich dachte, du brauchst sie vielleicht.«
»Äh, danke«, sage ich und nehme ihm den Karton ab, der anscheinend eine Flasche L’Oreal-Shampoo und einen Pullover enthält, den ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe. »Ich habe
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