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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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…« Sie macht eine Pause. »Dass er wirklich gerne über ein paar Dinge mit dir sprechen möchte.«
    »Oh.« Ich starre meinen Notizblock an, auf dem ich eine riesige Spirale über eine Telefonnummer gekritzelt habe, die ich hätte aufbewahren sollen.
    »Jedenfalls, er und deine Mum sehen es sich an«, sagt Lissy. »Und dein Großvater.«
    Toll. Ganz toll. Die ganze Welt sieht Jack im Fernsehen. Die ganze Welt außer mir.
    Ich lege auf und hole mir einen Kaffee aus der neuen Maschine, die tatsächlich richtig guten Café au lait macht. Dann gehe ich zurück, sehe mich im verlassenen Büro um und schütte Orangensaft in Artemis’ Grünlilie. Und ein bisschen Kopierer-Toner obendrein.
    Dann fühle ich mich ein bisschen schäbig. Die Pflanze kann schließlich nichts dafür.
    »Sorry«, sage ich laut und berühre eines der Blätter. »Es ist nur so, deine Besitzerin ist eine richtig blöde Kuh. Aber das weißt du ja wahrscheinlich.«
    »Sprichst du mit deinem geheimnisvollen Neuen?«, kommt eine ironische Stimme von hinten, und als ich mich erschrocken umdrehe, steht Connor in der Tür.
    »Connor!«, sage ich. »Was machst du denn hier?«
    »Ich bin auf dem Weg zum Interview-Gucken. Aber ich wollte noch kurz mit dir sprechen.« Er kommt ein paar Schritte ins Büro und sieht mich anklagend an. »Also. Du hast mich angelogen.«

    Ach du Scheiße. Ahnt er etwas? Hat er beim Corporate Family Day etwas gemerkt?
    »Was meinst du?«, frage ich nervös.
    »Ich habe mich gerade ein bisschen mit Tristan aus dem Designbüro unterhalten.« Connors Stimme schwillt vor Entrüstung an. »Er ist schwul! Du bist überhaupt nicht mit ihm zusammen, stimmt’s?«
    Das meint er ja wohl nicht ernst. Connor hat doch nicht im Ernst gedacht, ich hätte etwas mit Tristan, oder? Ich meine, Tristan könnte nicht schwuler wirken, wenn er Leopardenfell-Hotpants und eine Handtasche tragen und permanent Hits von Barbra Streisand vor sich hinsummen würde.
    »Nein«, sage ich und schaffe es, keine Miene zu verziehen. »Ich habe nichts mit Tristan.«
    »Na gut!«, sagt Connor und nickt, als hätte er hundert Punkte erreicht und wüsste nicht, was er damit tun soll. »Na gut. Ich verstehe bloß nicht, warum du es nötig hast, mich anzulügen.« Er schiebt gekränkt das Kinn vor. »Das ist alles. Ich dachte nur, wir könnten wenigstens ehrlich zueinander sein.«
    »Connor, es ist doch nur … es ist halt kompliziert. Okay?«
    »Na gut. Wie auch immer. Es ist dein Boot, Emma.«
    Es entsteht eine kleine Pause.
    »Mein was?«, frage ich perplex. »Mein Boot? «
    »Ball«, sagt er, etwas gereizt. »Ich wollte sagen … du bist am Ball.«
    »Ach so«, sage ich, kein bisschen klüger. »Äh … okay. Ich werd’s mir merken.«
    »Gut.« Er sieht mich mit seinem extra-verwundeten Märtyrerblick an und geht.
    »Warte mal!«, sage ich plötzlich. »Warte mal einen Moment! Connor, würdest du mir einen Riesengefallen tun?« Ich warte, bis er sich umgedreht hat, dann setze ich mein Überredungs-Gesicht auf. »Könntest du vielleicht kurz hier die Telefone
bewachen, dann kann ich schnell raufgehen und das Interview mit Jack Harper gucken.«
    Ich weiß, dass Connor im Moment nicht mein größter Fan ist. Aber ich habe keine andere Wahl.
    »Könnte ich was ?« Connor starrt mich entgeistert an.
    »Die Telefone bewachen? Nur eine halbe Stunde. Ich wäre dir ewig dankbar …«
    »Wie kannst du so was auch nur fragen !«, sagt Connor ungläubig. »Du weißt doch genau, wie wichtig Jack Harper mir ist! Emma, ich verstehe überhaupt nicht, was mit dir los ist.«
     
    Nachdem er hinausstolziert ist, sitze ich zwanzig Minuten lang herum. Ich nehme einige Nachrichten für Paul entgegen, eine für Nick und eine für Caroline. Ich hefte Briefe ab. Ich schreibe Adressen auf Umschläge. Und dann reicht es mir plötzlich.
    Das ist doch beknackt. Mehr als das. Es ist lächerlich. Ich liebe Jack. Er liebt mich. Ich sollte dabei sein. Ich nehme meinen Kaffee und eile den Gang entlang. Der Konferenzraum ist voll, aber ich schiebe mich noch hinten rein und quetsche mich zwischen zwei Typen, die Jack nicht einmal zusehen , sondern irgendein Fußballspiel diskutieren.
    »Was machst du denn hier?«, sagt Artemis, als ich neben ihr stehen bleibe. »Was ist mit den Telefonen?«
    »No taxation without representation. Keine Besteuerung ohne Vertretung«, höre ich mich cool antworten, was vielleicht nicht ganz passt (ich bin nicht mal sicher, was es bedeutet), aber es hat jedenfalls den

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