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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewünschten Effekt, sie zum Schweigen zu bringen.
    Ich recke den Hals, um über jemandes Kopf hinweg etwas sehen zu können, und richte die Augen auf den Bildschirm - und da ist er. Er sitzt in Jeans und weißem T-Shirt auf einem Stuhl in einem Studio. Der Hintergrund ist knallblau und
trägt die Aufschrift »Business Inspirations«, ihm gegenüber sitzen zwei smart aussehende Interviewer.
    Da ist er. Der Mann, den ich liebe.
    Ich sehe ihn zum ersten Mal, seit ich mit ihm geschlafen habe, fällt mir plötzlich auf. Aber er wirkt so herzlich wie immer, und seine Augen schimmern dunkel im Studiolicht.
    O Gott, ich will ihn küssen.
    Wenn sonst niemand im Raum wäre, würde ich zum Fernseher gehen und die Mattscheibe küssen. Ehrlich.
    »Was haben sie denn bisher gefragt?«, frage ich Artemis leise.
    »Sie sprechen darüber, wie er arbeitet. Seine Inspirationsquellen, die Partnerschaft mit Pete Laidler, solche Sachen halt.«
    »Psst!«, macht jemand.
    »Natürlich war Petes Tod ein harter Schlag«, sagt Jack. »Für uns alle. Aber kürzlich …« Er macht eine Pause. »Kürzlich hat mein Leben eine neue Wendung genommen, und ich bin wieder voller Tatendrang. Ich genieße das Leben wieder.«
    Mich durchläuft ein Schauer.
    Er muss mich meinen. Muss er. Ich habe seinem Leben eine neue Wendung gegeben! O mein Gott. Das ist ja noch romantischer als »Ich war von dir fasziniert«.
    »Sie haben Ihren Geschäftsbereich bereits um Sport-Drinks erweitert«, sagt der männliche Interviewer. »Und jetzt möchten Sie auch in den Markt für Frauen einsteigen?«
    »Was?«
    Es geht ein Raunen durch den Raum, die Leute drehen die Köpfe.
    »Wir gehen auf den Frauenmarkt?«
    »Seit wann das denn?«
    »Ich wusste das schon«, sagt Artemis selbstgefällig. »Ein paar Leute wissen es schon seit einer Weile …«

    Ich starre auf den Bildschirm, und mir fallen sofort wieder diese Leute oben in Jacks Büro ein. Dafür waren die Eierstöcke. Ach, wie aufregend! Ein neuer Geschäftsbereich!
    »Können Sie uns schon ein paar Details verraten?«, fragt der Interviewer. »Geht es um einen Softdrink für Frauen?«
    »Wir sind noch ganz am Anfang«, sagt Jack. »Aber geplant ist eine ganze Produktlinie. Ein Drink, Kleidung, ein Duft.« Er lächelt den Mann an. »Wir sind schon richtig aufgeregt.«
    »Und was ist Ihre Zielgruppe?«, fragt der Mann und sieht in seine Notizen. »Wollen Sie vor allem Sportlerinnen ansprechen?«
    »Überhaupt nicht«, sagt Jack. »Wir richten uns an … die junge Ottonormalverbraucherin.«
    »›Ottonormalverbraucherin‹?« Die weibliche Interviewerin setzt sich auf und sieht beleidigt aus. »Was soll das denn heißen? Wer ist denn diese Ottonormalverbraucherin?«
    »Sie ist zwischen zwanzig und dreißig«, sagt Jack nach einer Pause. »Sie arbeitet in einem Büro, fährt mit der U-Bahn zur Arbeit, geht abends aus und fährt mit dem Nachtbus nach Hause … einfach eine ganz normale junge Frau, nichts Besonderes.«
    »Davon gibt es Tausende«, wirft der Mann lächelnd ein.
    »Aber die Marke Panther war immer etwas Männliches«, mischt die Frau sich mit skeptischem Blick ein. »Es ging immer um Wettbewerb. Maskuline Werte. Glauben Sie wirklich, dass Sie den Sprung in den Frauenbereich schaffen können?«
    »Wir haben natürlich geforscht«, sagt Jack freundlich. »Wir denken schon, dass wir den Markt kennen.«
    »Geforscht!«, spottet sie. »Heißt das nicht wieder nur, dass die Männer den Frauen sagen, was sie wollen?«
    »Das denke ich nicht«, sagt Jack, immer noch freundlich, aber ich sehe eine winzige Gereiztheit durch sein Gesicht huschen.

    »Es sind doch schon ganz andere Unternehmen an einem Wechsel des Zielmarkts gescheitert. Wieso glauben Sie, dass Sie nicht dazu gehören?«
    »Da bin ich ganz zuversichtlich«, sagt Jack.
    Herrje, warum ist die denn so aggressiv?, denke ich entrüstet. Natürlich weiß Jack, was er tut!
    »Da trommeln Sie ein paar Frauen in einer Focus Group zusammen und stellen ihnen ein paar Fragen! Was sagt das denn schon aus?«
    »Sie können sicher sein, dass das nur ein kleiner Teil des Ganzen ist«, sagt Jack gleichmütig.
    »Ach, kommen Sie schon«, sagt die Frau, lehnt sich zurück und verschränkt die Arme. »Kann eine Firma wie Panther - kann ein Mann wie Sie - wirklich in die Psyche einer, wie Sie sagen, ganz normalen jungen Frau eindringen?«
    »Ja! Kann ich!« Jack sieht sie an. »Ich kenne diese Frau.«
    »Sie kennen sie?« Die Frau zieht die Augenbrauen hoch.
    »Ich weiß

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