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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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hätte: Die orangefarbenen Vorhänge und das dunkle Holz am Tresen der Rezeption lassen dies zumindest möglich erscheinen. Auch die psychedelische Blümchentapete war in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts bestimmt der Knaller. Ja, das Neumann wird damals als Design-Hotel gegolten haben.
    Aber ich will nicht ungerecht sein, denn zeitgleich mit Dwaines letztem Auftritt findet in Hannover auch eine riesige Computermesse statt, und die beiden Einzelzimmer, die für uns gebucht sind, waren erstens recht billig und zweitens sowieso die einzigen, die noch zu kriegen waren.
    Ich klingle nach der Rezeptionistin und lege meine Kreditkarte auf den Tresen, bereit, eine Reise in die Vergangenheit anzutreten. Unwillkürlich muss ich an alte Fotos meiner Eltern denken – meine Mutter mit Bienenkorb-Hochsteckfrisur, mein Vater mit Monsterkoteletten. Oder waren das die Siebziger? »Äh, also das ist mir jetzt sehr unangenehm, Frau Seefeld«, sagt die Frau hinter der Rezeption, »aber auf Ihren Namen habe ich hier gar keine Reservierung.«
    »Wie bitte?«, frage ich erstaunt. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Ja, ich habe weder auf Seefeld noch auf Weidner-Verlag irgendeine Reservierung. Und freie, unreservierte Zimmer habe ich momentan natürlich auch nicht. Während der großen Messen arbeiten wir sogar mit einer Warteliste, wir haben also absolut nichts frei.« Ich fühle, wie meine Gesichtszüge entgleisen.
    »Das kann doch nicht sein. Dann schauen Sie noch einmal unter Maximal-PR. Oder Bosworth vielleicht?«
    Sie guckt wieder auf ihren Bildschirm, schüttelt dann den Kopf. »Nein, tut mir leid. Weder das eine noch das andere.«
    Ich bin fassungslos. »Ich glaube das einfach nicht. Ein Mitarbeiter von mir hat mir die Buchung vorgelegt, er hat sie über ein Reservierungssystem im Internet getätigt. Meinen Sie, ich bilde mir das ein?« Oder hat Tom – der IDIOT! – doch nicht gebucht wie besprochen?
    »Nein, natürlich nicht, das glaube ich Ihnen. Aber hier liegt keine Buchung vor. Wie heißt denn der Mitarbeiter, der sich darum gekümmert hat? Vielleicht hat er es ja auf seinen eigenen Namen reserviert?«
    »Tom Weidner«, murmele ich matt. »Es waren ursprünglich drei Einzelzimmer. Eines sollte storniert werden.« Mir dämmert Furchtbares. Hat Frau Smit vielleicht aus Versehen alle drei Zimmer storniert? Ich fühle mich auf einmal sehr, sehr müde. Und so wie es aussieht, wird es leider kein Kissen geben, auf das ich heute Nacht mein müdes Haupt betten kann. Es ist zum Heulen! Wie wird es wohl sein, zu zweit in meinem Opel Corsa zu übernachten?
    »Hm, Weidner hatte ich gerade schon nachgeguckt, da hatte ich ja nichts …«
    »Und Sie haben überhaupt kein freies Zimmer mehr?«, mischt sich Nils jetzt in das Gespräch ein. »Eine intelligente und schöne Frau wie Sie findet doch immer eine Lösung«, ölt er hinterher – prallt damit aber ab: »Tut mir leid. Zur Messezeit sind wir immer total ausgebucht.«
    Ich versuche es noch mal auf die kämpferische Tour. »Das kann ich so nicht akzeptieren. Wir haben mit Sicherheit hier zwei Zimmer gebucht. Ich will sofort den Geschäftsführer sprechen!«
    »Bitte, wenn Sie wollen!« Die junge Frau sieht mich mit einem Nun-plustere-dich-mal-nicht-so-auf-Püppi -Ausdruck an; viel Eindruck hat meine unterschwellige Drohung also nicht gemacht. »Aber Herr Salewi wird Ihnen auch nicht weiterhelfen können, denn wir haben keine Zimmer frei. Gar keine.«
    »Sie brauchen gar nicht so süffisant zu klingen!«, fauche ich sie an und schalte aus dem zweiten Gang sofort in den fünften hoch. »Ich finde es eine Frechheit, dass hier unsere Buchung verbaselt wurde. Da kann ich wohl ein bisschen mehr Engagement Ihrerseits zur Lösung des Problems erwarten. Also rufen Sie Ihren Geschäftsführer, und ich werde …«
    Ich vermute, Herr Salewi kann mich inzwischen bereits deutlich hören, es sei denn, er befindet sich nicht im Haus, so wütend und laut bin ich mittlerweile. Aber weiter komme ich nicht, denn Nils zieht mich sanft am Ärmel.
    »Komm, Nina, das hat doch keinen Zweck. Lass uns lieber selbst nach einem anderen Hotel suchen.«
    »Und wo willst du das finden?«, plärre ich nun ihn an. Okay, er kann auch nichts dafür, aber wer will schon gerecht sein, wenn er wütend ist. »Wenn schon dieser Schuppen hier ausgebucht ist, brauchen wir es woanders doch überhaupt nicht zu versuchen.«
    »Lass mich mal machen.« Nils greift nach meiner Hand und drückt sie kurz. »Ich schlage

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