Sahnehäubchen: Roman
fühle: ein bisschen müde nach einem langen Tag, ungeschminkt und leicht zerzaust. Aber das nur nebenbei bemerkt.
»Ich fühlte mich nicht bedrängt. Im Gegenteil, ich habe den Abend mit dir sehr genossen.«
»Wenn das so ist, würde ich gerne daran anknüpfen.« Er lässt meine Hand los und streicht mir über die Wange. Ich bekomme sofort eine Gänsehaut.
»Sagtest du nicht irgendwas von brav auf dein Sofa zurückziehen? « Dazu sagt Nils gar nichts mehr, nimmt stattdessen mein Gesicht in beide Hände und beginnt, mich leidenschaftlich zu küssen. Ich zögere einen Moment, dann erwidere ich seine Küsse. Nils’ Hände wandern von meinem Kopf zu meinem Oberkörper, er zieht mich ganz dicht an sich heran. Da ist es wieder, das Gefühl, mitten in einem Feuerwerk zu stehen!
Und es fühlt sich toll an!
Ich fahre durch das dichte, gelockte Haar und genieße jede seiner Berührungen. Er riecht fantastisch und fasst sich noch besser an. Unter seinem Hemd spüre ich seine festen Muskeln; es ist einfach kein Nachteil, wenn ein Mann gut gebaut ist. Wir rutschen vom Sofa auf den Fußboden, mittlerweile hat Nils begonnen, sich von meinem Mund zu meinem Hals zu küssen. Meine Haut fängt offensichtlich an, Funken zu schlagen, und bei jeder Berührung von Nils’ Lippen verspüre ich einen leichten Stromschlag. Als er an meinem Ausschnitt ankommt, rapple ich mich hoch. Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, muss das Housekeeping sich nicht mehr um die Aufbettung kümmern.
»Ich glaube, ich brauche dringend noch ein Glas Champagner.«
Nils setzt sich auf und schaut mich an. Falls er enttäuscht ist, lässt er es sich jedenfalls nicht anmerken. »Eine exzellente Idee. Für mich bitte auch.«
Ich fülle unsere Gläser auf und setze mich wieder neben ihn auf den Boden.
»Was, denkst du, werden sie dich morgen in der Radioshow fragen?«
Nils verzieht das Gesicht. »Du willst jetzt nicht ernsthaft über die Arbeit reden, oder?«
»Worüber denn sonst?« Ich lächle verlegen.
»Na, über uns zum Beispiel.«
Über uns – mir wird wieder ganz warm.
»Oder noch besser: gar nicht reden. Machen!« Er beugt sich zu mir und küsst mich ganz zärtlich. Mein Widerstand, sollte es ihn denn überhaupt gegeben haben, schmilzt wie ein Eiswürfel auf der heißen Herdplatte. Als seine Zunge meine Lippen berührt, beschließe ich, mich einfach treiben zu lassen.
Nils macht dort weiter, wo er eben aufgehört hat: an meinem Ausschnitt. Gleichzeitig schiebt er eine Hand unter mein T-Shirt und streichelt sanft über meine Brust. Ich spüre, wie sich meine Brustwarzen aufrichten. Nils fährt unter meinen BH und berührt sie.
Mir schießen die seltsamsten Gedanken durch den Kopf. Wann habe ich eigentlich das letzte Mal meine Beine rasiert? Und was für Unterwäsche trage ich gerade? Hoffentlich nicht die Drogeriemarkt-Schlüpper für 2,95 und den Sport-BH, den ich schon vor zwei Jahren wegschmeißen wollte. Leider flutet gerade so viel Adrenalin durch meinen Körper und mein Hirn, dass ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern kann. Was mir stattdessen durch den Kopf schießt, ist eine Stelle aus dem Roman Das kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun. Ich habe diese Geschichte vor ungefähr dreizehn Jahren im Deutschunterricht gelesen. Der Tipp der Heldin, um sich nicht vor Leidenschaft zu Dummheiten verleiten zu lassen, war es, sich immer eine rostige Sicherheitsnadel ans Mieder zu klemmen. Hindert Frau garantiert daran, sich entblättern zu lassen. Ob Sicherheitsnadel oder olle Unterwäsche – der Effekt ist irgendwie derselbe: So will ich nicht gesehen werden. Ich versuche, in meinen Ausschnitt zu linsen, um zu erkennen, was für einen BH ich heute trage. Aber keine Chance, Nils verdeckt ihn gerade komplett. Ich räuspere mich.
»Nils, ich müsste mal kurz aufstehen.« Er setzt sich auf.
»Was hast du denn?«
Was sage ich denn jetzt? Dass mich der Gedanke an meine Unterhose hemmt?
»Ich – ich muss mal kurz verschwinden.«
Eine gute Idee. Auf der Toilette sollte sich doch klären lassen, in welcher Verfassung sich meine Verpackung befindet. Ich schnappe mir meine Handtasche und gehe ins Bad, wie nicht anders zu erwarten ein Designtraum in Marmor und gebürstetem Edelstahl. Es ist ungefähr so groß wie mein heimisches Wohnzimmer, und in der Mitte steht eine kreisrunde Badewanne. Na ja, die vielen Düsen in der Wanne deuten darauf hin, dass es sich eher um einen Whirlpool handelt. Wahnsinn! Ein Hauch von Hollywood umweht
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