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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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vor, wir gehen in die nächste Kneipe, du trinkst ein Glas Wein, und ich mache mir das World Wide Web zunutze. Du wirst sehen – in den nächsten sechzig Minuten habe ich für uns ein schönes Hotel gefunden.«
    Eines muss man Nils lassen, der Mann ist Optimist. Aber da ich momentan auch keine bessere Idee habe, lasse ich mich widerstandslos in die nächstgelegene Pinte mit dem schönen Namen Zum Weinkrug führen. In der Hoffnung, dass der Name Programm ist, bestelle ich mir ein Glas Hauswein rot und beobachte Nils dabei, wie dieser hektisch auf seinem IPhone rumtippt. Hochkonzentriert sieht der Herr aus, aber leider noch nicht besonders erfolgreich. Ich bestelle auch für ihn ein Glas.
    »Komm, trink erst einmal etwas. Falls wir heute Nacht im Auto übernachten müssen, können wir jedes Promille brauchen.«
    Nils guckt mich strafend an. »Ts, ts, ts, nun sei doch nicht so negativ. Bei diesen Schwingungen kann das ja nichts werden. Du wirst dich wundern, was ich noch Feines für uns finden werde.«
    »Ja, ist ja gut. Dann eben nicht.« Ich will sein Glas zu mir herüberziehen, er hält es lachend fest.
    »He, den Alkohol nehme ich trotzdem.« Er prostet mir zu. »Lach doch mal, Nina. Ich finde, man kann dem Ganzen auch etwas Gutes abgewinnen.«
    »Ich wüsste nicht, was das sein sollte.«
    »Na, immerhin müssen wir nicht in dem scheußlichen Hotel Neumann übernachten. Das war nicht retro, das war gammelig.«
    »Du wirst dich noch wundern, was alles auf der Rückbank meines Corsas gammelt.« Ich nehme einen großen Schluck Rotwein. Nils sagt erst einmal nichts, sondern beginnt wieder, auf seinem IPhone zu tippen.
    Ich überlege gerade, ein zweites Glas für mich zu bestellen – oder sollte ich direkt die ganze Flasche ordern – , als mich ein wahres Triumphgeheul aus meinen trüben Gedanken hochschrecken lässt.
    »Ha! Ich wusste es!«
    »Was denn?«
    Er grinst. »Wird nicht verraten. Lass uns zahlen, dann zeige ich es dir selbst.«
    »Geheimniskrämer.«

    Zwanzig Minuten später bin ich wirklich beeindruckt. Wir stehen vor einer wunderschönen Jugendstilfassade, nur ein kleines, feines Messingschild neben dem Hauseingang weist diese Stadtvilla als Hotel aus.
Hotel Belle Epoque
Luxury Small Hotels of the World
    »Na, wie sieht das für dich aus?«, will Nils von mir wissen.
    »Als ob es meinen Spesensatz deutlich überschreitet.«
    Er knufft mich in die Seite. »Mach dir keine Sorgen. Die Rechnung übernimmt der Erfolgsautor.« Ich will darauf etwas erwidern, aber Nils lässt mich gar nicht erst zu Wort kommen, sondern schiebt mich energisch in Richtung der gläsernen Eingangstür.
    Drinnen sieht das Haus fast noch besser aus als von außen. Es ist der Gegenentwurf zum Neumann: eine große, lichtdurchflutete Halle, an der Decke dezenter Jugendstilstuck, das Parkett ist an den Seiten mit Intarsien geschmückt. Nils und ich gehen zum Empfang, an dem eine junge Frau mit blonden, hochgesteckten Haaren und einem dunkelblauen Kostüm schon auf uns wartet.
    »Herzlich willkommen im Belle Epoque. Sie müssen Herr Bosworth sein, richtig?« Die Blondine strahlt über das ganze Gesicht, als ob es sich bei uns um die Geldboten von der Lottozentrale handeln würde. Das nenne ich mal einen warmherzigen Empfang. Nils nickt.
    »Richtig. Das bin ich – und froh, dass wir bei Ihnen noch ein Zimmer bekommen haben. Ganz Hannover scheint ausgebucht zu sein.«
    Ein Zimmer?
    Ich hoffe sehr, ich habe mich verhört. Mir nun ein Doppelzimmer mit Nils zu teilen, und sei es ein noch so schönes, ist mir ein bisschen zu viel erzwungene Nähe. Ich hätte gerne mein eigenes Bett! Die Rezeptionistin dreht sich zu einem Bord mit schweren Messingschlüsseln um und nimmt tatsächlich nur einen von der Wand.
    »Ja, Sie haben wirklich Glück. Während der Messe sind wir normalerweise ausgebucht. Und die Hochzeitssuite ist meiner Meinung nach unser schönstes Zimmer.«
    »Entschuldigen Sie«, mische ich mich jetzt ein, »aber wir brauchen zwei Zimmer, denn leider verschlägt uns keine Hochzeitsreise ins schöne Hannover, sondern die schnöde Arbeit. Herr Bosworth und ich sind Kollegen, kein Paar.«
    »Ach so?« Blondie guckt mich erstaunt an. »Tja, also, leider habe ich nur das eine Zimmer. Allerdings besteht die Suite aus zwei Räumen, man kann sich also durchaus aus dem Weg gehen.«
    Nils legt seine Hand auf meinen Arm. »Ich wollte es dir gerade erklären: Zwei Zimmer habe ich nirgendwo mehr bekommen. Eine Suite hielt ich deshalb für eine

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