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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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was er sagt. Stattdessen strahle ich ihn an und säusele: »Herr Salchow, wie schön, dass Sie so schnell Zeit für uns hatten. Darf ich Ihnen Herrn Weidner junior vorstellen – falls Sie sich noch nicht kennen. Herr Weidner absolviert ein Volontariat in unserer Agentur und unterstützt mich bei der Pressearbeit für Ich kann sie alle haben. «
    »Ich habe davon gehört. Willkommen an Bord, Herr Weidner«, sagt Salchow knapp, aber schon etwas freundlicher. Mein Plan scheint aufzugehen. Dann stelle ich in aller Ausführlichkeit unser neues Konzept vor und lobe Tom noch einmal coram publico für seine Idee des Onlinemarketings. Ich merke, dass Salchow in diesem Punkt noch etwas skeptisch ist, ansonsten unsere neue Idee aber gar nicht so schlecht findet. Sagen würde er das natürlich nie. Aber seine Gesichtszüge sind am Ende unseres Gesprächs deutlich entspannter.
    Nach einer knappen Stunde schütteln wir uns die Hände. »Also, Frau Seefeld, dann legen Sie mal los. Und Ihnen sollte klar sein: Das ist Ihre letzte Chance«, verabschiedet Salchow sich. »Das lief doch ganz gut«, freut sich Tom Weidner, als wir wieder auf der Straße stehen. »Und nun?«
    »Nun heißt’s: Auf in die Provinz!«

    Die nächsten drei Wochen verbringen wir allerdings erst einmal damit, einen Tourneeplan für Bosworth zu entwerfen. Während sich der große Meister wieder nach Dallas oder wer weiß wohin verabschiedet hat, telefonieren Tom Weidner und ich sämtliche niedersächsischen Kleinstädte ab, leisten Überzeugungsarbeit bei Buchhändlern, verschicken Pressemitteilungen an Lokalblätter und lassen Plakate drucken. Tom richtet für Dwaine eine Seite auf Facebook ein; von nun an kann man ihm dort Nachrichten hinterlassen oder sich mit ihm virtuell »anfreunden«. Gut, dass ich mich darum nicht selbst kümmern muss: Mir liegt der echte Kontakt zu Menschen eindeutig mehr, und so habe ich mich bisher mit Onlinemarketing nicht so sehr beschäftigt. Eine schöne Aufgabe für unseren Volontär also.
    Anfang März kommt Dwaine nach Deutschland zurück, und dann werden wir mit voller Kraft loslegen. Das ist leider auch bitter nötig, denn außer dem Verriss im Spiegel der Frau befindet sich noch kein weiterer Artikel in Dwaines Pressemappe, und wie Salchow uns zwischendurch mitgeteilt hat, ordert der Handel bisher mehr als zögerlich. Auch bei Facebook hat noch niemand unserem Star eine Nachricht hinterlassen. Alles in allem: Es sieht sehr mau aus. Keine Panik, beruhige ich mich selbst. Wenn Dwaine erst einmal die Massen in der Provinz in Raserei versetzt, werden die Buchhändler wie von selbst Bücher bestellen. Man wird ihn lieben in der Kleinstadt und in Scharen zu ihm strömen. Da bin ich mir ganz sicher.

9. Kapitel
    U nd? Haben Sie noch ein paar Karten verkauft?«, will ich von der Dame hinter der Kasse der Stadtbücherei in Neumarkt an der Wiez wissen. Sie schüttelt nur den Kopf. Mist! Dann haben wir also eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn genau dreizehn zahlende Gäste. Unser Auftaktworkshop droht zum Fiasko zu werden. Vielleicht hätten wir das Ganze doch gestern abblasen sollen? Aber dafür ist es nun definitiv zu spät. Armer Dwaine – jetzt tut er mir doch ein bisschen leid. In den Saal der Bibliothek passen schließlich dreihundert Zuhörer, da werden einige Reihen frei bleiben.
    »Vielleicht kommen noch ein paar Leute zur Abendkasse«, versucht sich Tom in Zweckoptimismus. Wieder schüttelt die Dame den Kopf.
    »Glaube ich nicht. Die Leute in Neumarkt sind eigentlich nicht so spontan. Ich bin hier schon seit zwanzig Jahren Bibliothekarin, ich weiß, wovon ich rede. Und dann Guys only  – bei uns kümmern sich meistens die Damen um kulturelle Veranstaltungen. Wenn jetzt nur Männer kommen dürfen, wird’s schon dünne.«
    Super. Ein weiterer Tiefschlag ist genau das, was diesem Projekt noch fehlt. Es ist zum Haareraufen.
    »Ist Dwaine schon auf seinem Hotelzimmer?«, erkundige ich mich.
    Tom nickt. »Ja. Bereitet sich mental auf seinen großen Auftritt vor.«
    »Ich glaube, ich sage ihm mal Bescheid. Dann kann er sich schon darauf einstellen. Hoffentlich deprimiert ihn das nicht zu sehr. Verstehen könnte ich’s.«
    Diese mitfühlende Anteilnahme zeichnet mich zwar als echten Menschenfreund aus, aber auch als schlechten Menschenkenner. Dwaine ist alles andere als deprimiert. Im Gegenteil: Die Nachricht über die bisher eher dürftige Nachfrage quittiert er mit einem Lächeln. Er sitzt weiterhin völlig entspannt im

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