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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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Woche auch auf der offiziellen Bestsellerliste.«
    Dwaine springt auf und … rennt weg? Komisch, wo will er denn hin? Dringendes menschliches Bedürfnis? Ich sehe ihm erstaunt nach, zucke dann aber mit den Schultern und überlege, ob ich die Zeit nutzen und kurz Susanne anrufen soll. Schließlich muss ich doch von unserem Erfolg berichten. Bevor ich aber dazu komme, ist Dwaine schon wieder da. Auch recht. Wahrscheinlich ist Susanne sowieso dauerhaft auf Amazon eingeloggt, und ich erzähle ihr überhaupt nichts Neues.
    »Ich musste schnell ein wichtiges Accessoire besorgen: Champagner.« In diesem Moment erscheint der Kellner an unserem Tisch, bewaffnet mit einem Sektkühler und einer sehr vielversprechend aussehenden Flasche Veuve Cliquot.
    Als unsere Gläser gefüllt sind, hebt Dwaine seines an und schaut mir tief in die Augen. »Liebe Nina!«
    Oh, eine Ansprache – und das nur für mich, denn andere Gäste gibt es in diesem Bereich der Bar schon nicht mehr. Ich bin begeistert!
    »Ich möchte mit dir hier und heute auf den Erfolg meines Buches anstoßen, der auch – und zwar nicht zuletzt – dein Erfolg ist. Ohne deine Idee, mich mit meinem Werk auf die Reise zu schicken, wäre das alles nicht passiert. Dafür möchte ich dir danken.«
    Ich merke, dass ich ganz verlegen werde. So über den grünen Klee gelobt zu werden, ist mir immer ein wenig unangenehm.
    »Und weil das so ist und du damit gewissermaßen auch mich zu demjenigen gemacht hast, der ich heute bin, möchte ich, dass du etwas von mir erfährst, was sonst niemand weiß. Vorausgesetzt, du versprichst mir, es niemandem zu erzählen.«
    Öha. Mit Schweigegelübde? Der macht es aber spannend. Ich hebe feierlich meine rechte Hand. »Ich schwöre!«
    »Gut.« Er macht noch einmal eine bedeutungsschwangere Pause, und ich finde es niedlich, mit welcher Ernsthaftigkeit mir Dwaine etwas über sich erzählen will, was wahrscheinlich wieder den Gehalt von amerikanischem Diätjoghurt hat.
    »Liebe Nina, ich heiße nicht Dwaine. Und ich komme auch nicht aus Texas. Ich heiße Nils und komme aus Unna.«

17. Kapitel
    M anchmal erfährt man Dinge, die man nicht glauben kann. Die man nicht glauben will, weil man sie schlicht für unmöglich hält. Und weil sie einer Katastrophe gleichkommen. Sehr gut erinnere ich mich zum Beispiel an ein Gespräch mit Finja vor rund 28 Jahren. Inhalt desselben war ihre Behauptung, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gäbe. Ich war fassungslos. Und wütend! Ich wollte ihr nicht glauben, drohte Finja an, ihr in Zukunft immer nachts die Bettdecke wegzunehmen, wenn sie nicht sofort widerrufe. Was sie nicht tat. Stattdessen präsentierte sie mir die rote Jacke und den Bart des Weihnachtsmannes, die sie in Papas Kleiderschrank gefunden hatte. Auch die rote, mit einer goldenen Borte verzierte Mütze war dabei. Unwiderlegbare Beweisstücke: Der Weihnachtsmann war nur eine Erfindung! Noch in der gleichen Nacht bekam ich hohes Fieber und musste drei Tage im Bett bleiben. Ich persönlich neige nämlich dazu, auf schicksalhafte Mitteilungen mit körperlichen Symptomen zu reagieren.
    Dwaine F. Bosworth ist also auch so eine Erfindung. Und stellt sich damit in eine Reihe mit dem Weihnachtsmann. Ich horche in mich hinein. Bekomme ich schon Herzrasen? Ohrensausen? Ja, in der Tat. Dwaine – oder vielmehr: Nils – sagt noch irgendetwas, aber ich kann ihn nicht verstehen, weil es in meinen Ohren gerade gewaltig rauscht. Hoffentlich kein Hörsturz. Wobei – wäre das ein Wunder, nach dieser Nachricht?
    »Nina? Hörst du mir noch zu?«
    Gott sei Dank. Doch kein Hörsturz. Ich habe wieder Ton.
    »Ja, ja, ich höre. Aber ehrlich gesagt: Ich verstehe nicht ganz.« Das ist nicht gelogen: In meinem Kopf zischen unzählige Fragen, Befürchtungen, Schlussfolgerungen und allerlei anderes herum, ein regelrechtes Tohuwabohu. Ich schüttle den Kopf, als könne ich das Chaos damit ein bisschen eindämmen. Und tatsächlich, langsam fallen zumindest ein paar Dinge dorthin, wo sie sein sollten, und ich beginne zu begreifen, was das Geständnis bedeutet. »Du bist nicht Dwaine?«, frage ich sicherheitshalber noch einmal nach.
    »Nein, bin ich nicht. Und es fühlt sich gut an, nun endlich offen zu dir sein zu können.« Dwai… äh … Nils sieht mich erleichtert an.
    »Das sind aber genauso offen gestanden sehr schlechte Nachrichten«, bremse ich seine Begeisterung. »Denn das bedeutet, dass dein Buch und damit auch unsere ganze PR-Show ein gigantischer

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