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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Gift spucken, dass eine Niggermammi ihnen ebenbürtig ist und noch einen weißen Knackarsch als Verehrer dabei hat. So long. Wir sehen uns.«
 
    Baracke 102. Ein kleiner Raum. Vier Holzwände. Ein Fenster. Ein Feldbett mit Moskitonetz. Ein Stahlspind. Ein Hocker mit drei Beinen. Ein blinder Rasierspiegel und eine Blechschüssel mit einer Blechkanne, in der kein Wasser war.
    Ich ließ mich auf dem Bett nieder. Hier sollte ich mich erholen? Von was eigentlich?
    Ali war schwerer verwundet. Ein Durchschuss in der Schulter war nicht mal so eben wie ein Streifschuss mit einem Verband zu kurieren.
    Hier stimmte etwas nicht. Aber was? Ich streckte mich auf dem Bett aus und rauchte. Der blaue Qualm kringelte sich in die Höhe. Waberte vor dem Fenster und entschied sich, durch die Ritzen der Wände zu verschwinden.
    »Erholung. So ein Schwachsinn. Hier wird man nur noch kranker«, murmelte ich halblaut. Ich war hier nicht zur Erholung. Ich war eingesperrt. Jemand hatte mich nach meiner Dokumentation eines
    Massenmordes weggeschlossen. Auf einer Militäranlage, die es womöglich auf der Weltkarte gar nicht g ab .
    Mein Magen war das Einzige, das noch zu leben schien. Er knurrte. Dieses Organ hatte Hunger.
    Vor kurzem noch ein halbes Kind, war aus mir ein Mann geworden. Ich fühlte es förmlich. Es waren nicht nur die Schmerzen, die mich daran erinnerten, dass noch Blut in mir zirkulierte. Nein, meine Seele kam mit dieser Veränderung nicht klar. Wir waren nicht mehr eins. Ich hatte Schmerzen. Sie hatte Schmerzen. Wir hatten unsere gemeinsame Sprache verloren. Konnte eine Seele ohne Körper, ein Körper ohne Seele leben? Ich wusste es nicht. Aber es schien zu funktionieren. Sonst wäre ich nicht hier.
 
    Zwei Wochen später.
    Die Kämpfe irgendwo da draußen nahmen an Heftigkeit zu. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Hatte den Flugbetrieb zweimal durchfotografiert. Nur eines war mir nicht erlaubt. Ich kam an den Wachen des Camps nicht vorbei. Oberst Nguen hatte es seinen Leuten untersagt, mich von der Basis zu lassen. Ich saß hier fest. Er war für mich nicht zu sprechen. Meine Versuche waren schon im Ansatz gescheitert.
    Ich war gefangen. Gefangen auf einer Militärbasis, die sich rühmte, gegen den Kommunismus zu kämpfen.
    Micky Bloomberg schien mir im Offizierskasino als Alleinunterhalterin zugeteilt worden zu sein. Wenn sie frei hatte, und das wurde immer seltener, aßen, tranken und rauchten wir in unserer Ecke, die der Barkeeper inzwischen für uns reserviert hatte.
    Die amerikanischen Piloten wurden immer weniger. Ich musste Viet lernen. Sonst war ich hier bald von jeder Kommunikation abgeschnitten. Jemand wollte, dass ich hier zwischengeparkt wurde. Meine Fotos wurde ich nicht mehr los. Meine inzwischen zynischen Artikel wurde ich nicht mehr los. Der Verlag würde mich in einigen Tagen für vermisst erklären.
 
    »Du machst kein glückliches Gesicht.«
    Micky zerlegte ein T-Bone-Steak, aß Chips, Salat und eine undefinierbare Sauce.
    Ich hatte keinen Appetit.
    »Warum hält man mich hier fest?«, knurrte ich und legte die Füße auf den Tisch.
    Micky zog den Teil ihres Schokoladenpuddings oberhalb der Augenbrauen in die Höhe.
    »Man lässt dich also weiter im Dunkeln tappen. Habe ich mir gedacht«, murmelte sie mit vollen Backen.
    »Was weißt du, das ich wissen sollte?«
    »Du darfst eigentlich überhaupt nichts wissen. Dein Artikel in der Weltpresse hat dir Ruhm, Geld und vielleicht auch Ansehen gebracht.« Sie kaute weiter. »Nur, du hast dir damit letztendlich selbst keinen Gefallen getan. Irgendjemand hat es in die Weltpresse posaunt, dass es sich um GIs gehandelt hat, die dieses Massaker angerichtet haben. Und dein Name steht unter allen Berichten.«
    Verräter. Wir haben einen Verräter unter uns, hatten Brian, der CIA-Mann, und Ali, der Terrorberater aus der französischen Fremdenlegion, gesagt. Und nun wusste das schon ein schwarzer, fetter Leutnant der Sanitätskompanie.
    »Und jetzt?«
    Micky reagierte auf meine Frage mit einem Lächeln und suchte in ihrem Umhängebeutel.
    »Das ist alles, was dir von deinem Scheißerfolg übrig bleibt. Hier ...«
    Es waren zwei abgegriffene Bücher, die sie neben das Steak legte.
    Zwei Wörterbücher. Französisch-Vietnamesisch. Vietnamesisch-Französisch. Mehr nicht.
    »Du solltest es so schnell wie möglich lernen. Denn in zwei Tagen bin ich nicht mehr hier. Die Basis wird von den Amerikanern aufgegeben. Und ich wechsele als Beraterin zum Roten Kreuz. Dessen

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