Saigon - Berlin Thriller
Meter. Darin hatte ich es sogar einmal zur Landesmeisterschaft gebracht. Aber die wurden nicht in einer Sauna mitten im Sumpf gelaufen.
Brian schaltete in den dritten Gang von welchem Getriebe auch immer. Der Nebel wollte nicht nachlassen. Der LKW dröhnte hinter mir. Der heiße Atem des Motors erzeugte Spukerscheinungen in meinem Gehirn. Ich malte mir aus, von einem Drachen verfolgt zu werden.
»Stopp. Verdammt noch mal, halt an.« Ich gestikulierte wild mit den Armen. Brian bremste und rutschte auf mich zu.
»So eine Scheiße.« Er umrundete die Grube, in der Alis LKW über die Vorderachse eingebrochen war. Hier war kein Durchkommen mehr. Die Ladefläche war leer. Waffen und Medikamente waren weg. Zwei Tonnen Waffen und Medikamente. Einfach so. Im Urwald verschwunden.
»Sagte ich nicht was von einer bösen Vorahnung?« Brian schwitzte und rieb sich das Kinn. Sah sich um. Es war nichts zu sehen. Keine zwanzig Meter Sicht. Geräusche verschluckte dieses wabernde weiße Nichts.
In der Grube lagen zwei Körper. Auf Pfählen aufgespießt. Sie trugen kambodschanische Uniform. Es waren unsere beiden LKW-Fahrer.
»Diese Fallgrube ist typisch für den Vietcong. Wegesbreite. Zwei Meter tief und mit Dutzenden von angespitzten Bambusstäben gespickt. Dass die so tief in Kambodscha operieren, hat keiner von uns geahnt. Oder?« Brian schob das Kinn vor und kratzte sich am Kopf. »Oder es gibt wirklich einen Verräter unter uns, der mit den Vietcong zusammenarbeitet. Anders kann ich mir nicht erklären, dass sie uns ausgerechnet hier abfangen. Auf so einem Dschungelpfad, den nur die Kambodschaner kennen und gelegentlich nutzen.«
»Und jetzt? Wo ist Ali?«
Brian zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Vielleicht schützt ihn das Rote Kreuz und sie haben ihn nur mitgenommen. Vielleicht auch nicht. Nur die beiden sind bestimmt nicht freiwillig in die Grube gesprungen. Hol ihre Erkennungsmarken raus. Ich kümmere mich darum, wie wir den LKW hier wegbekommen.«
Das Zeichen der Roten Kreuzes und uns schützen? Wie sollte das gehen? Die, die uns eine Falle gestellt hatten, erkannten doch anhand der gestohlenen Ladung, dass wir unter falscher Flagge fuhren. Das sah nicht gut aus, stellte ich widerwillig fest. Wir saßen in einer Falle. Ali ... vielleicht war er mit seiner Ausbildung entkommen. Vielleicht auch nicht. So perfekt konnte niemand sein, jemandem zu entkommen, der solch eine Falle baute, die sich nicht in wenigen Stunden von Hand ausheben ließ. Das war vorbereitet. Und der Fallensteller erhoffte sich Beute. Wer immer sie waren, sie beobachteten uns. Ihre Beute.
Es dauerte eine Weile, bis ich an die Hundemarken der beiden Fahrer herangekommen war. Durch jeden Körper waren drei angespitzte Bambuspfähle gedrungen. Sie lagen mit der Brust nach unten. Ich zerriss die Ketten um ihre Hälse. Mehr konnte ich nicht tun, ohne selbst in diese Falle zu stürzen. Noch länger dauerte es, bis Brian den abgesackten LKW aus der Grube befreit hatte. Da halfen auch zwei Getriebe und vier angetriebene Räder wenig. Sie drehten im aufgeweichten Untergrund alle zur gleichen Zeit durch. Ich legte jeweils einen Knüppeldamm aus herumliegenden Ästen, damit die Mechanik wenigstens für ein paar Meter Griff hatte. Dafür bekam ich den aufspritzenden Schlamm ab. Ich sah in Kleidung aus wie Brian nackt. Schlammschwarz.
»Und jetzt. Wie soll es weitergehen?«, keuchte ich außer Atem.
Brian drückte mir eine Axt in die Hand und nahm sich die vom vorderen LKW.
»Wir werden zu Holzhackern. Wir müssen nur die Bäume links und rechts der Grube so fällen, dass sie genau darüberfallen. Das dürfte halten, um einen LKW darüber hinwegzulenken. Dann schieben wir den vorderen in den Wald und können wenigstens mit unserer Ladung das Ziel erreichen. Anders geht es nicht.«
Er machte sich sofort an die Arbeit. Ich wog unschlüssig die Axt in der Hand.
»Was ist? Du schlägst auf der anderen Seite. Mach zu.«
Ich zögerte und sah seinen Hieben auf einen Stamm zu. Er richtete sich auf.
»Jetzt sage mir nur nicht, dass du noch nie einen Baum gefällt hast.«
Doch, ich hatte schon einen Baum gefällt. Sogar mehr als einen, aber ...
»Würdest du dich bitte mal umsehen«, zischte ich. »Ich glaube, wir bekommen Hilfe.«
Brian ließ die Axt fallen. Ich auch. Es war besser so. Sechs Maschinenwaffen zeigten auf uns. Dahinter waren sechs schwarz gekleidete kleine Männer mit den typischen Reisstrohhüten der
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