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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Schweinsköpfe, auf denen sich Tausend Fliegen tummelten. Frisches Obst und Gemüse. Garküchen, in denen Suppe und Eintopf jeder Art angeboten wurde. Es roch appetitlich.
    Lebende und tote Schlangen. Heuschreckensuppe. Madensuppe. Seetangeintopf mit Schweinsfüßen.
    Ich fotografierte. Wechselte Film um Film. Und stoppte an einem Stand. Die Mutter von Kleiner Drache lächelte mich an. Sie hatte auch einen kleinen Stand hier. Nun wusste ich bei ihrer Auslage, warum wir hierhergeschlichen waren. Eier. Sie verkaufte frische Eier. Und damit schien sie eine Marktlücke gefunden zu haben. Denn frische Eier hatte ich bisher nicht auf dem Markt gesehen. Sie winkte mir. Sagte etwas, was ich nicht verstand. Deutete auf den dampfenden Kessel, den sie über einem Gasbrenner erhitzte. Sie schöpfte daraus. Es dampfte und sah grün aus. Wie Spinat mit Eierstich.
    »Das ist Mutters Spezialität. Seetang mit schwimmenden Eiern. Und wir haben den Wettbewerb gewonnen. Vater ist wieder Meister.« Kleiner Drache lachte am ganzen Körper, als hätte sie eine Schlacht gewonnen, die die Truppen noch zu gewinnen hofften.
    »Wieso Vater? Du hast doch ...«
    »Ich habe nur den Drachen geführt. Vater hat ihn gebaut. Und wenn du es dir angesehen hättest, würdest du gesehen haben, dass bei der Aufführung niemand sieht, wer etwas führt. Die Spieler sind hinter einem Vorhang verborgen. Nur die Drachen zählen.«
    Sie lachte. Es war ein glückliches, befreites Lachen. Alle lachten.
    Wir aßen Seetangsuppe mit Eierstich. Die Mixtur schmeckte gut. Sie drang wie glühende Lava in den Magen ein. Mir wurde seltsam und heiß. Ich schwitzte.
    Kleiner Drache brach in schallendes Lachen aus. »Da ist Schlange drin. Und die fördert den Stoffwechsel - und die Potenz.«
    Der Vater grinste. Die Mutter grinste, nachdem Kleiner Drache übersetzt hatte.
    Und noch jemand grinste. Gnong Duc. »Wie ich sehe und höre, hat jeder hier Erfolg gehabt. Hier hast du deine zwanzig Dollar zurück.«
    Der Mönch hielt mir die Bettelschale mit seinem Startkapital, meinen zwanzig Dollar hin. Er lächelte nur. Es war ein zufriedenes Lächeln. Er hatte Erfolg gehabt.
    »Behalte sie. Das ist meine Spende an dein Kloster.«
    Gnong Duc verbeugte sich kurz. »Buddha wird dir dein schlechtes Karma verzeihen und dir helfen, es zu verbessern.«
    Das war nun das zweite Mal, dass mir jemand ein schlechtes Karma andichtete. Was war das eigentlich? Woran merkten andere, dass ich es hatte? Und wie konnten sie es in gut und schlecht einordnen?
    Der Mönch war wieder in der Menge verschwunden. Er wollte seine Sammelglückssträhne nicht abreißen lassen. Ihn konnte ich nicht fragen. Ich konnte überhaupt niemanden fragen, wenn ich mich umsah. Die Familie war weg.
    Ich stand mit den unverkauften Eiern und dem Seetangeintopf allein am Stand. War das ein schlechtes Karma oder ein besser werdendes? Diese halbwertigen Aussagen und Andeutungen machten mich verrückt. Es war, als versuchte ich in einem Berg von Watte einen festen Punkt zu finden.
    Was machte ich jetzt? Mit einer siedenden Suppe und noch vierzig Eiern?
    Kunden sprachen mich an. Ich verstand nur, dass sie Suppe haben wollten. Sie hielten mir ihre eigenen Schalen hin. Eine kleine. Eine große und eine, die für die ganze Familie reichen würde. Was kostete das Zeug? Ich hatte keine Ahnung. Füllte auf und hielt meine Hand hin. Sie gaben mir Geld. Ob die Bezahlung angemessen war, konnte ich nicht nachvollziehen. Aber es war Geld.
    Die betrunkenen GIs torkelten durch den Markt. Die, die ich fotografiert hatte, steuerten ausgerechnet auf mich zu.
    »Hi, Kumpel«, tönte der Anführer. »Du bist doch bei der Presse. Könntest du mal ein paar Fotos von uns machen, auf denen wir nüchtern aussehen?«
    »Ja, was sollen unsere Familien denn von uns halten, wenn die das von vorhin in der Zeitung sehen?«, murmelte der, der dem Mönch die zehn Dollar gegeben hatte.
    »Wie soll ich das denn machen? Euch trieft der Alkohol ja schon aus allen Poren. So schlechte Filme gibt es nicht mehr, dass sich das vertuschen lässt.«
    Die Gruppe beriet sich. Ich ging mit mir selbst zu Rate. Was konnte ich jetzt tun, bevor die Typen gewalttätig wurden? Ich hatte eine Idee.
    »Na gut Jungs. Wenn ihr diese Suppe getrunken habt, ich haue euch noch vierzig Eier rein, dann seid ihr komplett nüchtern. Dann fotografiere ich euch.«
    Wieder Beratung der Schnapsseligen, die sich mittlerweile gegenseitig stützen mussten.
    »Ich garantiere, dass noch nicht einmal

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