Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
Vom Netzwerk:
weitere Auskünfte vielleicht noch einen Fünfziger wert?«
    Sie waren mir den Schein wert.
 
    Grenzübergang Chausseestraße. 18.30 Uhr.
    Ein junger Grenzer hielt mich an. »Moment bitte. Der Schichtleiter möchte Sie sprechen. Fahren Sie rechts ran und bleiben Sie im Wagen.« Er ging mit vorgehaltener Maschinenpistole um den Wagen.
    »Schon gut. Das übernehme ich.« Jupp schob seinen Kollegen beiseite.
    »Ich kann wohl machen, was ich will. Ich werde ständig in Ihrer Schuld bleiben. Das kann ich doch nie zurückzahlen.« Jupp beugte sich in den Wagen. »Tut mir leid wegen der Fahrzeugdurchsuchung. Aber Ewald ist nun mal mein Vorgesetzter. Sagen Sie mir, was ich tun kann.«
    Ich deutete nach hinten. »Könnt ihr mal den weißen Golf für eine Stunde festnageln? Der verfolgt mich, seit ich hier bin.«
    Jupp pfiff den jungen Kollegen herbei. Gab ihm Anweisungen.
    »Schon erledigt. Das ist aber doch nicht alles, was ich für Sie tun kann?«
    Jetzt begann mein Gehirn einen Zwischenspurt. Wem von den beiden konnte ich trauen? Jupp oder Ewald? Wer hatte das Geld aus der Fahrzeuguntersuchung behalten? Wenn ich den Umschlag jetzt Jupp anbot, konnte das genauso falsch sein, wie ihn Ewald zu geben. Weg musste das Geld auf jeden Fall. Eine bescheuerte Situation. Ich hatte für DDR-Verhältnisse ein Vermögen im Handschuhfach und wurde es vor lauter Misstrauen nicht los.
    »Nein. Schon gut. Ich helfe, wo es mir möglich ist. Und Olga ist 'ne tolle Frau und Köchin. Wir sehen uns noch.«
    Jupp klopfte aufs Dach und wünschte eine gute Fahrt. Der Golf wurde auseinandergenommen. Der würde mir die nächsten Stunden nicht folgen.
 
    Ja, es wurden Stunden. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Den Umschlag mit den zehntausend Dollar hatte ich an mich genommen. Sollte ich ihn behalten, damit er für den Geldgeber weg war? Das verwarf ich. Er war im Wagen deponiert worden und hatte einen Empfänger. Aber wen? Jupp? Er hatte mir unter Aufsicht der Vopos den Wagen kurzfristig beschlagnahmt. Ewald? Was sprach für ihn? Da war nicht viel. Er war verbittert. Hatte er das Geld aus dem Wagen genommen? Und wie viel war es wirklich gewesen?
    Drei Stunden hatte ich mich in Westberlin getummelt. Hier war ein leichteres Leben. Die Straßen waren vom Schnee geräumt. Die Menschen lachten und plauderten in den Cafés auf dem Kudamm. Im Kaufhaus des Westens, besser als KaDeWe bekannt, hatte ich mich mit frischer Wäsche eingedeckt. Und mit einer Riesenportion Spaghetti mit Meeresfrüchten und einem Tiramisu als Nachspeise. Begleitet von einem köstlichen Grappa.
    Jemand folgte mir durch das Kaufhaus. Ich spürte es. Vorbei an Unterwäsche, Damenoberbekleidung. Ich nahm mehrere Rolltreppen rauf und runter. Sah mich ständig so unauffällig um, wie ich es vermochte. Es war ein kleiner Mann. Einen kurzen Moment konnte ich sein Gesicht sehen. Sein bunter Wollschal, den er bis über die Nase gezogen hatte, verrutschte. Auf dem Kopf trug er eine gleichfarbige Wollmütze, die nur die Augen freiließ.
    Er war Asiate. Der Mann zupfte seine Vermummung zurecht. Er hatte gesehen, dass ich ihn bemerkt hatte, und bog in der Parfümerieabteilung ab.
    Im Tabakshop deckte ich mich mit Zigarillos und Einwegfeuerzeugen ein. Kaugummi war auch nicht schlecht. Und die neueste Ausgabe meiner Zeitung. Die Lautsprecher baten die Kunden das Haus zu verlassen. In fünfzehn Minuten war Ladenschluss.
    Ich fluchte. Mir war die Zeit davongelaufen. In einer Stunde hatte ich die Verabredung mit Paule, dem ehemaligen Hausmeister des Sans Soucis. Hoffentlich war das nicht eine Finte, um sich noch mehr von mir aushalten zu lassen.
    Aber um das festzustellen, musste ich erst einmal wieder in den Osten.
 
    Langsam rollte ich auf den Grenzübergang Bornholmer Straße zu. Im Licht der Strahler, die die Nacht gleißend hell ausleuchteten, sah alles anders aus. Noch weniger freundlich. Aber nicht so desolat.
    »Was wollen Sie denn schon wieder hier?«, schnauzte mein junger Lieblingsgrenzer. »Fahren Sie weiter.«
    Nein. Das tat ich nicht. Jemandem mussten die zehntausend Dollar zugedacht sein. Und die wollte ich jetzt loswerden.
    »Ich habe aber Devisen anzumelden ...«
    »Weiterfahren habe ich gesagt«, fauchte er.
    »Ich will aber eine ordnungsgemäße Einfuhrbestätigung. Sonst bekomme ich wieder Ärger«, stellte ich mich jetzt extra stur.
    »Mann, Sie nerven. Machen Sie doch damit, was Sie wollen. Aber verschwinden Sie endlich, bevor ich ungemütlich werde.«
    »Ich möchte

Weitere Kostenlose Bücher