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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Gefühl erwarten. Befehl ist Befehl. Alles, um sich ein paar Jahre Knast zu ersparen. Sie sind Killer und machen alles nieder, was man ihnen befiehlt. Da wird ihr Frust zielgerecht eingesetzt.«
    Ich verstand es dennoch nicht, dass fünfundzwanzig Männer ein Dorf von mehr als hundert Menschen mit allem Leben niedermachen konnten.
    »Wo ist dieser Ali Sharif?«
    Ali hatte den Einsatz mit einem Funkgerät begleitet. Ohne Tarnfarbe im Gesicht. Hatte anhand von Karte und Kompass regelmäßig Koordinaten an eine Zentrale weitergegeben. Nach dem Einsatz war er wie vom Erdboden verschluckt.
    »Woher soll ich das wissen? Er war hier im Auftrag des Generalstabs. Solche Leute frage ich als kleiner Leutnant nicht.« Oliver drehte sich einen Joint und legte die Beine auf den Tisch. Die Messe füllte sich.
    »Na, ihr beiden. Erholt ihr euch für den nächsten Einsatz?«
    Oliver hob den Kopf. »Micky, du weißt doch, dies ist die Offiziersmesse. Was willst du?«
    Micky brachte ihre Pfunde in einem Sessel unter und grinste. Deutete auf ihre Schulterstücke.
    »Hallo Leutnant. Schau mal. Ich bin seit heute Offizier und mache jetzt mein eigenes Konto hier auf. Du bekommst natürlich nichts von mir. Aber mein Weiß-Arsch wird von mir heute freigehalten.«
    »Warrant«, stöhnte Oliver. »Offiziersanwärter. Es ist nicht zu glauben! Reicht es nicht, dass wir schon Nigger als Piloten haben? Jetzt machen die auch noch schwarze Weiber zu Offizieren. Diesen Krieg haben wir verloren.«
    »Ja, weil ihr Bleichgesichter so arrogant seid, dass die Basis keinen ordentlichen Arzt mehr bekommt. Die sind wie immer schlauer als wir Nigger, wie sich der Leutnant auszudrücken beliebt. Die machen lieber auf Kriegsdienstverweigerer, als ihren Arsch hier für ihre weißen Kollegen zu riskieren. Und so führt ihr Krieg und wollt den Schlitzaugen ein Vorbild sein? Wir befinden uns hier in einem von den Nordstaaten angezettelten Krieg. Erinnert mich verdammt an den Sezessionskrieg.«
    Micky kämpfte mit der Fassung. Ihre Augen wurden feucht. Der schwarze Doughnut glich einer Voodoomaske.
    »Der Befehl lautet Vietnamisierung des Krieges. Raus aus diesem Scheißland«, meinte Oliver gähnend und gesellte sich zu seinen Piloten an der Bar, bevor Micky zu einem weiteren verbalen Rundumschlag ausholen konnte.
    »Das ist doch immer die gleiche Brut«, knurrte Micky. »Sie können es nicht leiden, wenn ein Nicht-Weißer Kompetenzen erhält. Die Bodentruppen sind inzwischen den Schlitzaugen unterstellt. Die weißen Herren Amerikaner fungieren, gnädigerweise, als Berater. Wie sich das anhört ... Berater. Was wollen die denn hier beraten? Wie man Syphilis mit der gelben Rasse vermeidet? Dazu haben sie noch nicht einmal mehr genug Ärzte. Diese Scheiß-Weltverbesserer. Waffen haben sie. Aber ihr Gehirn wurde auf das Maß des Militärhandbuchs reduziert.«
    Micky war wütend. Den letzten Satz hatte sie in die Messe geschrien. Die Piloten waren nicht darauf eingegangen. Der Barkeeper hatte das Radio mit AFVN, American Forces Vietnam Network, lauter gestellt. Er brachte New-Orleans-Jazz.
    »Komm mit. Ich kenne einen freundlicheren Ort.«
 
    »Sergeant, kannst du meinem deutschen Freund hier helfen?«
    Der schwarze Unteroffizier sah an Micky hoch und grinste.
    »Gratuliere zur Beförderung, Warrant. Muss ich jetzt Sir oder Madam zu dir sagen?« Die anderen Unteroffiziere grinsten. Brachen in Gelächter aus.
    »Eine Runde für alle. Auf mich.« Micky strahlte wieder ihren wohlwollenden Humor aus. In der Messe der mittleren Dienstgrade fühlte sie sich wohler. Die Arroganz der Offiziere war ihr fremd. Noch.
    »Nein. Ich bin eine von euch.« Micky lächelte in die Runde. Der Applaus blieb aus. Sie war keine mehr von denen. Sie war kein Unteroffizier mehr. Aber auch noch kein vollwertiger Offizier. Aber sie hatte jetzt Zugang zu den höheren Kreisen der Hackordnung.
    »Hör zu, Patrick«, sie packte den Sergeant am Revers, »wie oft habe ich deine Leute mit Stoff versorgt?«
    Der junge Mann rollte mit den Augen. Wedelte hilflos mit den Armen.
    »Ich brauche jetzt mal deine Hilfe. Du bist doch im Luftbildzentrum.«
    Patrick nickte gehorsam.
    »Dann wirst du die Filme, die mein deutscher Freund vom letzten Einsatz gemacht hat, entwickeln, bevor sie in die falschen Hände geraten.«
    Patrick überlegte und entschied sich für Mickys Erpressung.
 
    »Hatte ich gesagt, dass ich das will?« Ich folgte den beiden durch die Nacht.
    »Nein«, knurrte Micky zurück. »Aber mit

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