Sakrament der Lust
Orkan, der die Blätter der Bäume zum Tanzen bringt. Ich kralle mich in seinen Rücken, schiebe ihm mein Becken entgegen und lege den Kopf in den Nacken.
«Julian!», keuche ich, als das Pochen in meinem Inneren von meiner ganzen Existenz Besitz ergreift und mich wie ein Tornado hinwegfegt. Mein Orgasmus raubt mir sekundenlang alle Sinne. Julian treibt noch immer seine Eichel durch meine Labien und ich genieße seine Erregung bis auch er sich versteift und sich mit einem lauten Stöhnen abermals in mir ergießt. Dann sackt er auf mir zusammen. Sein verschwitztes Shirt klebt zwischen uns und ich fühle seinen raschen Herzschlag auf meiner Brust. Sein Penis steckt noch immer wundervoll in mir. Ich schließe die Augen und vergrabe meine Finger in seinen dunklen Haaren – sie sind weicher und zugleich fester als die von Paul. Ich atme tief den männlichen Duft von Rasierwasser, Schweiß, Mandeln und einem Hauch Weihrauch in mich ein. Der Chor in der Kirche ist verstummt und ein Gemurmel dringt von den Kirchenbesuchern zu uns herüber. Plötzlich geht die Tür auf und eine Gruppe der weiß gekleideten Sänger steht im Raum. Sie starren entsetzt auf das halbnackte Paar, das in eindeutiger Stellung auf dem Sofa liegt. Mir wird zugleich heiß und kalt und ich verstecke mein Gesicht in den Händen, so dass ich nur durch die leicht gespreizten Finger hindurch spähen kann.
«Verdammt!», flüstert Julian.
Die fünf Sänger wenden hastig den Blick ab und verschwinden beschämt wieder in der Kirche. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, zieht Julian sich aus mir zurück und schlüpft eilig in seine Kleidung. Auch ich ziehe meinen Slip wieder an.
«Es ist besser, du verschwindest ganz schnell, Jana!», sagt Julian nun mit einer Kälte in der Stimme, die mich schockiert.
Er geht zum Fenster und sieht mich nicht an. So wundervoll ich mich gerade eben noch gefühlt habe, so elend geht es mir jetzt mit einem male. Langsam schleiche ich Richtung Ausgang.
«Werde ich dich wiedersehen?», frage ich unsicher.
«Ich weiß es nicht!», antwortet Julian mit belegter Stimme. «Du musst jetzt hier fort!»
Julian sieht mich noch immer nicht an, als ich zögere. Da schlägt er mit der Faust auf das Fensterbrett und schreit wütend:
«Geh endlich!»
Das verletzt mich zu tiefst, ich schlüpfe ohne ein weiteres Wort zur Tür hinaus und lande im Friedhofsgarten. Aus dem Haupttor quellen bereits Trauben an Menschen. Rasch laufe ich zwischen den Gräbern und Sträuchern vorbei, bis ich zum Ausgang auf der anderen Seite gelange. Von hier aus marschiere ich die Straße entlang bis zum Parkplatz. Ich habe das Gefühl, dass eine junge Frau aus dem Chor auf mich zeigt, als ich in mein Auto einsteige. Ich ducke mich so weit wie möglich und fahre davon. Im Rückspiegel sehe ich, wie mir einige Leute hinterher schauen – aber vielleicht bilde ich mir das nur ein!
Dorftratsch
Zu Hause lege ich mich als erstes mit samt dem Kleid ins Bett – neben dem Stapel an Klamotten, den ich bei der Anprobe heute Morgen darauf hinterlassen habe. Ich starre an die Decke und lasse meine Gedanken kreisen. Ich habe mit Julian geschlafen und es war intensiver, als alles, was ich bisher in meinem Leben erlebt habe. Aber ich kann mich nicht wirklich darüber freuen. Wir wurden in einer äußerst intimen Stellung entdeckt und in den Dörfern hier verbreiten sich solche Geschichten rasend schnell. Ich weiß nicht, ob mich jemand erkannt hat, aber noch viel schlimmer muss das Gerede für Julian als Priester sein. Wie will er jemals wieder eine ordentliche Messe abhalten? Was habe ich mir überhaupt dabei gedacht, etwas mit einem Priester anzufangen? Das kann ja nur in einer Katastrophe enden! Vielleicht sollte ich doch einmal damit anfangen, meinen Kopf einzuschalten in den Gefühlsdingen. Jetzt rutsche ich von einem Liebeskummer gleich in den nächsten! Wir haben außerdem kein Kondom benutzt, aber da ich die Pille nehme, um die Menstruationsbeschwerden zu minimieren, besteht zumindest nicht die Gefahr, schwanger zu werden. Ich selbst habe mich nach dem Sex mit Paul auf Krankheiten untersuchen lassen – man kann ja nie wissen, was diese Tina so anschleppt – und ich hoffe ja zumindest, dass Julian Siebert bei anderen Frauen nicht solche Probleme mit der Enthaltsamkeit hat, wie bei mir.
Als Lisa am Montag von der Schule kommt, überrascht sie mich beim Mittagessen mit einer Neuigkeit:
«Mom, du glaubst nicht, was heute in der Schule los war! Es gab
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