Sakrament der Lust
geheim halten. Könntest du damit leben?»
Ich blicke traurig zu Boden. So habe ich mir eine glückliche Partnerschaft natürlich nicht vorgestellt. Das alles klingt kompliziert und problematisch. Aber im Augenblick bin ich bereit, so ziemlich jeden Preis dafür zu bezahlen, um nur bei ihm sein zu können. Wird das in einem Jahr noch genauso sein? Ich drücke meine Handflächen auf seine, so dass unsere Finger aufeinander liegen – meine etwas feiner und kürzer als seine.
«Natürlich ist das nicht mein Traum, aber bevor ich dich ganz verliere...»
Tiefe Gefühle schwingen zwischen unseren Blicken, als sich Julians Gesicht nähert. Ein zärtlich warmer Kuss befeuchtet meine Lippen. Sein Aroma betört alle meine Sinne. Am liebsten will ich mich ihm wieder ganz hingeben, ihn erneut in meiner Spalte versenken. Es klingelt plötzlich an der Haustür. Schweren Herzens lasse ich von Julian ab und laufe in den Flur. Vor der Tür steht Jasmin.
«Hallo Jana! Lust auf einen frechen Weiberabend?»
«Äh, Jasmin! Hallo! Du, tut mir wirklich Leid, aber ich habe gerade Besuch!»
«So? Darf man erfahren, wer der Glückliche ist?»
Sie reckt neugierig den Hals und versucht einen Blick in meine Innenräume zu erhaschen.
«Äh, du weißt schon,... der Mann aus dem Café!»
«Nein!», ruft Jasmin ungläubig aus. «Dann ist also tatsächlich was dran an den Gerüchten!»
Ich seufze tief. Gibt es jemanden, der nicht schon davon gehört hat?
«Du, Jasmin, können wir das vielleicht morgen besprechen?»
«Ach so, ja, natürlich! Dann noch viel Spaß ihr beiden!»
Mit einem «Tschüss, schönen Abend!» schließe ich die Türe vor ihrem grinsenden Gesicht rasch wieder. Julian tritt zu mir in den Flur.
«Eine Freundin?»
«Ja, meine beste Freundin, Jasmin!»
Wir gehen zurück in die Küche und decken den Tisch. Ich zünde ein paar Teelichter an, die ich in kleinen Schälchen auf dem Tisch verteile.
«Wir sind das Stadtgespräch, stimmt's?», fragt Julian, als er die Servietten neben unseren Tellern drapiert.
«Ja, leider! Sogar in der Schule meiner Tochter redet man darüber!»
Ich zücke ein Feuerzeug und zünde die Kerzen nacheinander an.
«Ist das sehr schlimm für dich, Jana?»
«Zumindest wissen die Leute nicht, dass es sich bei der Frau um mich handelt, aber selbst wenn, ich glaube damit könnte ich leben. Für dich muss es viel schlimmer sein. Wie geht es dir damit?»
«Ich sollte vor Scham versinken und natürlich sind die Blicke der Leute nicht angenehm, aber ich denke, das vergeht mit der Zeit. Viel mehr beschäftigt mich, dass ich dich so lange nicht wiedersehen werde. Warst du denn schon einmal in Südamerika?»
Ich stocke, denn ich ahne, worauf er hinaus will.
«Nein, ich habe Flugangst. Meine Eltern in Australien habe ich deswegen noch nicht ein einziges mal besucht. Sie mussten immer herkommen, um mich zu sehen.»
«Ängste sind dazu da, um sie zu besiegen!»
Alleine der Gedanke an die Enge im Flugzeug treibt mir den Schweiß auf Stirn und Handflächen. Ein einziges Mal habe ich es probiert und bin panisch wieder aus dem Flieger geflohen. Das war unglaublich peinlich und eine Wiederholung erscheint mir undenkbar. Der Timer am Backofen gibt einen Alarm von sich und erlöst mich von einem weiteren Gespräch über meine Flugangst. Julian holt die Lasagne heraus. Er stellt die Auflaufform auf ein Brett und verteilt kleine Portionen auf unseren Tellern. Ich schalte das Licht aus und setzte mich auf meinen Stuhl. Julian schenkt uns den Wein ein und nimmt mir gegenüber Platz.
«Ich hoffe, es schmeckt dir, Jana!»
«Wenn die Pasta so schmeckt, wie sie duftet, auf jeden Fall!»
Julian hebt sein Glas und ich stoße mit ihm an. Im Schein der Kerzen flackern seine Augen geheimnisvoll. Wir nippen an unserem Wein und beginnen, die Lasagne zu verzehren.
«Wie lecker ist das denn?», rufe ich begeistert aus, als das Essen seine Würze auf meiner Zunge entfaltet.
Julian lächelt und steckt seine volle Gabel in den Mund. Wir essen alles komplett auf – ich, weil es mir vorzüglich schmeckt und Juilan, weil er ziemlich hungrig ist.
«Woher weißt du eigentlich, wo ich wohne?», kommt es mir plötzlich in den Sinn.
«Das war nicht schwer herauszufinden, du stehst mit Adresse im Telefonbuch!»
Julian greift nach meiner Hand und zieht mich zu sich auf den Schoß. Er streift mir den Bademantel von den Schultern und fährt mit seinen Händen sanft über meine Konturen, als sei ich eine edle Statue. Ich stehe
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