Sakrament der Lust
Lisa zu mir auf.
«Mom, alles OK! Mike hatte mit Rosalie eine Überraschung für mich geplant, deshalb wollten sie mich nicht dabei haben.»
Ich nicke erst und schüttele dann den Kopf. Der ganze Trubel war für nichts und wieder nichts und Julian ist jetzt auch noch verschwunden. Und er hat mir nichts von sich zurückgelassen, keine Telefonnummer, keine Adresse, nichts! Ich verziehe mich in mein Schlafzimmer, schließe die Tür und lege mich aufs Bett. Die Dämmerung liegt lange zurück und der hereinscheinende Mond wirft das dunkle Zimmer in bläuliches Licht. Julian ist fort - für eine sehr lange Zeit! Ich kann es noch immer nicht fassen, seine Wärme, seine Berührungen verloren zu haben und nicht einmal mehr seine Worte hören zu können. Ich bin traurig, aber fühle mich noch wie in eine Nebelwolke eingepackt, die meine Tränen zurück hält. Zu viele verschiedene Gefühle und die Achterbahnfahrt meiner Tochter müssen sich erst einmal setzen in meinem inneren Chaos. Ich lege eine Schmusesong-CD in den kleinen Player ein und kuschele mich an die zusammengedrückte Bettdecke, als wäre sie Julians Körper, an den ich mich schmiege. Ich finde einen Teil der Bettwäsche, die noch seinen Geruch trägt und vergrabe meine Nase dort hinein. So schlafe ich schließlich ein.
Noch ein Abschied
Ich erwache früh morgens. Es ist noch still im Haus und da Lisas Ferien heute beginnen, will ich sie auf keinen Fall wecken. Die Bilder der Szenen mit Julian laufen wie ein Film vor meinem geistigen Auge ab. Er fehlt mir schon jetzt höllisch. Wenn ich ihn doch noch ein letztes mal sehen könnte! Ich schlüpfe in ein gelbes Sommerkleid und steige mit nackten Füßen die Treppe hinunter. Ich bereite für drei Personen ein Frühstück vor, weil ich nicht weiß, ob Mike die ganze Nacht bei Lisa verbracht hat. Da mein Magen bereits nach Hunger schreit, vertilge ich schon mal ein Brötchen. Wann wohl Julians Flugzeug losfliegt? Plötzlich kommt mir eine vollkommen verrückte Idee. Ich renne zu meinem Notebook, fahre es hoch und warte ungeduldig, bis der Browser geladen ist. Dann suche ich fieberhaft nach dem Flughafen und allen Flügen, die heute in Brasília enden – keiner! Also fliegt er von hier nicht auf direktem Weg dorthin. Ich schnappe mir das Telefon und rufe die Flughafenauskunft an. Man erzählt mir, dass der Flug in drei Stunden von Gate 2 startet. Ich schreibe eine kurze Notiz für Lisa, laufe aus dem Haus und brause mit meinem Auto Richtung Flughafen.
Werde ich Julian dort überhaupt finden? Ich muss mich zwingen, auf den Verkehr zu achten, so aufgeregt bin ich. Ich parke mein Auto in der Tiefgarage und laufe Gänge, Treppen und Rollbänder entlang, bis ich endlich Gate 2 erreicht habe. Ich scanne alle Leute, doch Julian ist nicht dabei. Enttäuscht lasse ich mich auf eine der drahtigen Bänke sinken. Meine Augen wandern rastlos zwischen allen Personen hin und her, die am Gate auftauchen. Plötzlich kommt sein Gesicht in der Menge hinter einer Frau zum Vorschein. Mein Herz hüpft vor Aufregung. Julian sagt etwas, die Frau vor Julian stellt ihren Koffer ab und dreht sich zu ihm um. Sie scheint ihn zu erkennen, redet mit ihm und schüttelt ihm dann die Hand. Julian lächelt sie an und ein Stich der Eifersucht durchbohrt mich. Ihre blonden, langen Locken fallen locker herab. Sie ist schön, viel zu schön! Wer ist sie? Was macht sie am Flughafen? Fliegt sie mit Julian zusammen? Ich bleibe wie festgefroren sitzen und starre auf die lebhafte Unterhaltung, die die beiden miteinander führen.
Benehme ich mich albern? Am liebsten würde ich jetzt flüchten. Ich stehe wie in Zeitlupe auf und dann beeile ich mich, fortzugehen, bevor mich Julian sieht.
«Jana?», höre ich ihn plötzlich erstaunt rufen.
Zu spät!
Langsam drehe ich mich um und gehe auf Julian zu. Seine Augen strahlen mich an und ich kann deutlich spüren, wie er mich am liebsten mit seinen Küssen überschütten möchte. Stattdessen bleibt er aber so steif stehen, als müsste er seinen Körper unter Kontrolle halten.
«Was machst du am Flughafen?», fragt er verwundet.
«Äh, ich wollte mich von dir verabschieden!»
Seine Augen funkeln wie Sterne bei meinen Worten, aber er rührt sich nicht.
«Das ist aber lieb von dir! Darf ich dir übrigens Melinda vorstellen? Sie ist Krankenschwester und wird uns in der Mission helfen.»
Melinda lächelt mir zu, doch es erreicht nicht ihre Augen, die mich leicht zusammengekniffen mustern.
«Melinda, könntest du
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