Sakrament der Lust
Stimme fortfährt.
«Weißt du, ich war nie darauf eingestellt, einmal Kinder zu haben. Das lag immer außerhalb meiner Vorstellung … deshalb war ich im ersten Augenblick so geschockt. Aber natürlich will ich es haben, unser Kind!»
Ich nicke wieder. Die Anspannung verlässt meinen Körper, Tränen fließen über meine Wange und ein lautes Schluchzen entgleitet meiner Kehle.
«Jana, mein Engel! Es tut mir so leid, wie ich reagiert habe!»
Julian nimmt meinen Kopf in beide Hände. Seine Lippen liebkosen sinnlich meine Stirn, meine feuchten Augenlider, meine Nasenspitze, meine heißen Wangen und dann meinen leicht geöffneten Mund. Ich fühle mich so voll und ganz geliebt. Doch noch kann ich nicht ganz entspannen, noch darf ich mich ihm nicht hingeben, denn da brennt noch immer eine Sache auf meiner Seele, die ich Julian unbedingt erzählen muss. Ich drehe mein Gesicht aus seinen Händen und blicke zu Boden!
«Noch ein Geständnis?», fragt Julian irritiert.
Ich nicke und hole tief Luft.
«Ähm, es ist so, ich habe viele wundervolle Bilder gemalt und erhielt die Möglichkeit, sie in einer Vernissage auszustellen!»
«Ja, davon hast du mir geschrieben! Das ist doch fantastisch! Das hast du dir doch immer gewünscht!», platzt Julian begeistert dazwischen.
Aber als er aber mein unglückliches Gesicht bemerkt, verstummt er augenblicklich.
«Verlief die Vernissage denn nicht erfolgreich?»
«Doch, sehr erfolgreich! Das Problem ist nur - mein Geschäftspartner, Herr Zweig hat ohne mein Wissen auch dein Portrait mit ausgestellt.»
«Das Portrait, das du von mir gemalt hast? Das ist doch schön geworden! Wie bin ich denn so angekommenen beim kunstinteressierten Publikum?»
Ich schiele in sein lächelndes Gesicht und wende wieder den Blick ab. Er scheint es mit Humor zu nehmen, aber vielleicht nur, weil er die Tragweite der Sache nicht überblickt.
«Du verstehst nicht! Ich habe sehr emotionale abstrakte Bilder gemalt und Herr Zweig stellte dein Portrait als die Muse vor, die mich zu den Werken inspiriert hat!»
Ich sehe, wie es hinter Julians weit geöffneten Augen arbeitet.
«Das heißt also, dass die Öffentlichkeit nun mutmaßt, dass wir beide ein Liebespaar sind!»
Ich nicke und forsche ängstlich nach einem Zeichen in seinem Gesicht, das seine Gedanken verrät. Schließlich zuckt er mit den Schultern.
«Mein Ruf war ja schon vorher ruiniert, vielleicht verbessert er sich ja dadurch etwas, dass man jetzt weiß, dass es sich um eine berühmte Künstlerin handelt, mit der ich mich in der Kirche geliebt habe», entgegnet er lächelnd.
Ich stehe abrupt auf und gehe in die Küche, um die Zeitung zu holen. Ich halte ihm die Seite mit dem Artikel vor die Nase und Julian studiert ihn eingehend. Dann zieht er mich zu sich auf den Schoß und wiegt mich sanft in seinen Armen.
«Mein armer Engel, das muss ein ganz schöner Schock für dich gewesen sein, als du an deinem großen Tag plötzlich zum gefundenen Fressen der Klatschpresse geworden bist!»
Wie schafft er es nur immer wieder, dass ich mich restlos verstanden und aufgehoben fühle?
«Ach, jetzt verstehe ich auch, wie Nail auf dich gekommen ist. Er brauchte ja nur in die Zeitung zu sehen!», ruft Julian plötzlich aus und ich nicke mit zusammengekniffenen Lippen.
«Gibt es denn noch mehr Menschen aus deiner Vergangenheit, die jetzt auf Rache sinnen könnten?»
«Nein, das glaube ich kaum. Alles andere waren kleine Delikte, bei denen niemand großen Schaden erlitten hat.»
Julian zieht meine Haare zwischen seinen Fingern hindurch.
«Und wie geht es dir jetzt damit?», fragt er besorgt.
«Für mich war es nur im ersten Moment des Schocks schlimm und ich habe mich wohl ziemlich unprofessionell auf der Vernissage verhalten, indem ich mit deinem Portrait einfach hinaus gelaufen bin. Die Presse ist mir da aber zum Glück gnädig geblieben. Viel mehr habe ich mich darum gesorgt, wie du das auffassen würdest.»
«Falls du nicht noch mehr haarsträubende Geständnisse auf dem Herzen trägst, würde ich dir jetzt gerne zeigen, wie ich es auffasse!»
Ich atme erleichtert auf.
«Das war's, mehr hab ich nicht!», antworte ich lachend.
«Ich will dich lieben, Jana! Sofort und die ganze Nacht!»
Die Erleichterung darüber, dass ich meine Lasten abgeladen und beseitigt habe, versetzt mich unvermittelt in Hochstimmung. Vielleicht ist das ziemlich unpassend nach allem was geschehen ist, aber eine meiner Eigenarten besteht darin, dass ich ziemlich albern
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