Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
starrte Sophie darauf, um nicht dem Großvater in die Augen sehen zu müssen. »Ich … ich habe mein Geburtstagsgeschenk gesucht«, sagte sie kläglich und ließ schuldbewusst den Kopf hängen.
Der Großvater schien eine Ewigkeit wortlos in der Tür zu stehen. Endlich seufzte er bekümmert. »Heb den Schlüssel auf, Kind.«
Sophie tat wie geheißen.
Großvater trat ins Zimmer. »Sophie, du musst lernen, die Privatsphäre anderer Leute zu respektieren.« Er kniete sich vertrauensvoll zu ihr und nahm den Schlüssel an sich. »Das ist ein ganz besonderer Schlüssel. Du hättest ihn verlieren können …«
Der ruhige Tonfall ihres Großvaters machte Sophies schlechtes Gewissen nur noch quälender. »Es tut mir Leid, Grand-père , ich schäme mich so sehr.« Sie hielt inne. »Ich dachte, es wäre eine Halskette für mich zum Geburtstag.«
Der Großvater sah sie ein paar Sekunden an. »Sophie, ich sage es dir noch einmal, denn es ist sehr wichtig. Du musst dir mehr Respekt vor der Privatsphäre anderer Menschen angewöhnen.«
»Ja, Grand-père .«
»Wir werden uns ein andermal darüber unterhalten. Im Moment ist es wichtiger, dass du in unserem Garten das Unkraut jätest.«
Sophie lief hinaus, um ihren Gärtnerinnenpflichten nachzukommen.
Am nächsten Morgen bekam Sophie kein Geburtstagsgeschenk. Sie hatte auch keines erwartet, aber der Großvater hatte ihr den ganzen Tag lang nicht einmal gratuliert. Betrübt war sie an diesem Abend die Treppe hinaufgegangen, hatte ihr Schlafzimmer betreten … und da, auf dem Kopfkissen lag etwas! Eine Karte mit einem Rätsel darauf. Sie hatte das Rätsel noch nicht gelöst, da lächelte sie schon. Ich weiß, was das ist! Der Großvater hatte so etwas in den vergangenen Weihnachtstagen schon einmal gemacht.
Das ist eine Schatzsuche.
Mit glühenden Wangen brütete Sophie über dem Rätsel, bis sie es gelöst hatte. Die Lösung verwies auf einen anderen Ort im Haus, wo die nächste Karte mit einem Rätsel auf sie wartete. Nachdem sie auch das gelöst hatte, ging es weiter zur nächsten Station. Sie eilte von einem Hinweis zum anderen durchs ganze Haus, bis sie zuletzt wieder in ihr eigenes Zimmer dirigiert wurde. Sie flitzte die Treppe hinauf, stürmte in ihr Zimmer und blieb wie angewurzelt stehen. Mitten im Zimmer stand ein chromblitzendes rotes Fahrrad mit einer Schleife am Lenker. Sophie hatte vor Entzücken lauthals gejubelt.
»Ich weiß, dass du dir eine Puppe gewünscht hast«, sagte der Großvater, der lächelnd in der Ecke stand, »aber ich glaube, das Fahrrad gefällt dir noch besser.«
Am nächsten Tag, als er ihr das Radfahren beibrachte, war er neben ihr her die Einfahrt hinuntergelaufen. Als Sophie auf den Rasen geriet und im dichten Gras das Gleichgewicht verlor, waren sie lachend übereinander auf die Wiese gekugelt.
»Grand-père« , sagte Sophie und umarmte ihn, »das mit dem Schlüssel tut mir Leid!«
»Ich weiß, meine Kleine, aber das ist schon vergeben. Ich kann dir einfach nicht böse sein. Großväter und Enkelinnen sind sich immer gut.«
Sophie wusste, dass es nicht angebracht war, aber sie konnte sich die Frage nicht verkneifen. »Großvater, ich habe einen so schönen Schlüssel noch nie gesehen. Was macht man denn damit auf?«
Der Großvater schwieg eine ganze Weile. Sophie merkte, dass er um die Antwort verlegen war. Großpapa lügt nie. »Das ist der Schlüssel für eine Kiste, in der ich geheime Sachen hüte«, sagte er schließlich.
»Ich kann geheime Sachen nicht leiden«, schmollte Sophie.
»Ich weiß, mein Schatz, aber diese geheimen Sachen sind sehr wichtig. Eines Tages werden sie dir genauso am Herzen liegen wie mir.«
»Ich hab die Buchstaben auf dem Schlüssel gesehen. Und eine Blume.«
»Ja, das ist meine Lieblingsblume. Auf Französisch heißt sie fleur-de-lis . Sie wächst bei uns im Garten. Es sind die Lilien.«
»Die kenne ich! Das sind auch meine Lieblingsblumen!«
»Dann lass uns ein Geschäft miteinander machen.« Der Großvater hob die Brauen, wie er es immer tat, wenn er sie herausfordern wollte. »Wenn du nie wieder über den Schlüssel sprichst, weder mit mir noch mit jemand anderem, werde ich dir den Schlüssel eines Tages schenken.«
Sophie konnte es kaum glauben. »Wirklich?«
»Versprochen. Wenn die Zeit gekommen ist, gehört der Schlüssel dir. Es steht ja dein Name drauf.«
Sophie runzelte die Stirn. »Nein, der steht da nicht. Da steht P. S. drauf, aber das sind nicht meine Anfangsbuchstaben.«
Der
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