Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
einen Hof geführt von wo aus wir eine Treppe in einen Keller hinuntersteigen mussten, und hat er an eine Tür geklopft vor der haben wir dann eine Ewigkeit gewartet. Endlich hat uns ein Kerl mit nur einem Auge aufgemacht der kannte den Mensch mit den verbeulten Eiern gut, nemlich wann er ihn sieht stellt er keine Fragen, sondern lässt ihn sofort eintreten, wogegen er mich und Lionardo misstrauisch anglotzt aber der Mensch mit den getretnen Klöten sagt zu ihm, lass sie rein, das sind Freunde. So sind wir alle drei in einen dunklen Keller wo der Kerl von eben uns allein lässt und wir endlos lange warten bis sich endlich eine andre Tür öffnet und der Einäugige uns in den nächsten Keller führt, der hat keine Fenster und eine sehr niedrige Decke aber ist sehr geräumig, und hier herrscht ein Gestank nach Rattenpisse den ich sehr gut kenn, Signior Padrone, denn wenn man den einmal gerochen erkennt man ihn immer wieder. Auf Gestellen an den Wänden liegen massenweise Bücher und Papiere, die sind zusammengerollt oder gefaltet oder einfach in einem riesigen Durcheinander eins über das andre geworfen, und überall fliegt ekliger Staub herum der mich in der Nase kitzelt, und ich muss andauernd niesen. Plötzlich hört man ein Geräusch Klack und dann eine Stimme, hah, hab ich dich Dreckskerl, und jetzt verreck!, und dann wieder ein Klack aus einer andren Richtung und schließlich ein wunderliches Rascheln. Der Mensch mit den Beuleiern macht uns ein Zeichen wir sollen ihm bis in die Mitte von dem Keller folgen wo ein Riesenhaufen Papier liegt, und dahinter scheint das schwache Licht von einer Lampe.
Dort sitzt ein winziges altes Männlein mit einem Buckel und krummer Nase und Händen so mager dass man jeden einzelnen Knochen zählen kann, und hat schmale Augen wie wenn er sie immerfort zusammenkneifen müsst um besser sehn zu können in diesem Dunkel wo man nicht weiter als bis zur eigenen Nasenspitze sieht.
Wie wir nah genug sind seh ich dass dieses Rascheln das ich vorhin gehört von einem Apparat aus Metall zu seinen Füßen kommt, und es ist ein Käfig mit einer Ratte drin die von einem Stück Eisen am Hals festgehalten wird, und sie bewegt sich und strampelt mit den Beinen und versucht zu fliehn, aber ist schon klar dass es übel für sie aussieht. Der Alte fragt den Mensch mit dem Beuleiergesicht, sind das die zwei aus Fiorenza die du mir bringen wolltest? Ja, das sind sie. Na gut, sagt der Alte, und wühlt in einem Haufen Blätter die er vor sich auf dem Tisch hat. Was wollt ihr von mir? Seht ihr denn nicht dass ich zu tun hab und meine Zeit kostbar ist? Lionardo antwortet sofort in höflichem Ton, entschuldigt, Messere, unser gemeinsamer Freund hat uns hierher geführt denn wir brauchen Euer Urteil weil Ihr ein Fachmann für lateinische Dokumente seid. Da unterbrech ich Lionardo eilig, denn es ist sonnenklar dass der Alte sich lang bitten lassen will damit er dann Geld von Lionardo fordern kann, vielleicht um es mit Beuleiergesicht zu teilen wie Spitzbuben von dieser Sorte es oft machen. Also sage ich, hör mal gut zu Alter, du sprichst mit einem der größten Künstler und Baumeister und Ingeniör von Fiorenza der im Dienst vom Valentino und vom Papste steht, und außerdem dient er der edlen Familie Sforza in Mailand und dem türckischen Sultan und dem König der Frantzosen. Wenn ihm also nicht gefällt was du sagst lässt er sofort sechs oder sieben Soldaten vom Valentino herkommen die nehmen dann die Papiere die du in der Hand hältst, stecken sie dir in den Arsch und zünden sie an, hast du kapirt?
Dieweil ich sprech kriegt Lionardo einen Schluckauf wie wenn man ihm einen Pinienzapfen in den Schlund gesteckt hätt, denn er wollt ja tatsächlich in den Dienst vom Sultan treten, und dem Valentino dient er obendrein in Wirklichkeit, und das hält er vor Fiorenza geheim, und obwohl ich übertrieben hab um die beiden Kerle zu beeindrucken und ich auch sicher bin, dass sie aus Angst vorm Valentino bestimmt nichts ausplaudern, hat mein Ziehvater trotzdem eine Heidenangst dass seine Betrügereien ans Licht kommen, von denen er wenn er könnte zwei oder drei am Tag begehn würde, da bin ich sicher, Signior Padrone.
Wo er gesehn hat wie wir vor kurzem ja wirklich mit Grassi, dem Sekretarius vom Valentino, gesprochen haben, macht der Mensch mit dem Beuleiergesicht dem Alten ein Zeichen als würd er machen, tja, was soll ich machen, im Grunde ist das nicht alles gelogen, und da macht der Alte, mmmmh, na gut, wenn
Weitere Kostenlose Bücher