Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
sogleich weil wie der Sekretarius vom Burkard mit dem ganzen Teater fertig ist, erzählt einer von seinen Freunden der glaub ich auch Alemanne ist einen Haufen Zeugs in ihrer Sprache wovon man einen Dreck versteht, aber eins versteht man gut, nemlich den Namen Boccaccio. Und das hat mich schon beeindruckt, denn es ist jetzt schon das dritte Mal dass mir der Name begegnet und das zweite Mal dass ich ihn von den Teutschen gehört, denn das erste Mal war wann ich Dorotheas Vater in seiner Hütte belauscht. Lionardo und ich ärgern uns schwartz, weil man überhaupt nicht versteht was zum Teuffel die Teutschen und Alemannen und Straßburger mit Boccaccio zu tun haben, abgesehn davon dass auch Boccaccio einer der Antikisten war. Dieweil fangt ein andrer Teutscher an zusammen mit Sander was auf ein Blatt Papier zu schreiben, als wären’s Notizen zu dem was Sander gesagt.
Ser Lionardo der immer misstrauisch ist gegen mich egal was ich tu auch wenn’s die besten und heiligsten Sachen sind, flüstert mir ins Ohr, sag mal, Salaì, warum hast du den der da eben geredet hat Arschloch genannt?
Unterdessen stoßen die Teutschen wieder an und trinken literweise Bier und singen Lalalaaa Lalolooo Baaabooobuuu, und ich glaub sie sind schon zimlich betrunken.
Bei dem Lärm kann ich Lionardo antworten ohne dass mich jemand hört und so erklär ich ihm dass dieser Mensch Sander heißt und der Sekretarius vom Burkard ist, denn Lionardo hat ihn ja noch nie gesehn, und ich gestehe auch dass ich nicht nur das Mägdlein in sein Haus gebracht, sondern auch dass ich mich nackt in eine Holztruhe hocken musst dieweil er und das Mägdlein es auf der Truhe treiben, denn Sander ist ein Schwein, und solche versauten Sachen gefallen ihm besonders gut. Und jetzt hat er alles brühwarm seinen Freunden erzählt den Teutschen und Straßburgern etcetera und mich vor ihnen zum Narren gemacht. Da sagt Lionardo, Salaì, weißt du dass du wirklich ein Igniorant bist? Denn wenn du lesen würdest, und ich spreche nichtmal von den anderen großen Dichtern und den Schriftstellern, sondern wenn du wenigstens Boccaccio lesen würdest der doch aus unserem Fiorenza stammt, dann hättest du sofort gewusst dass die Geschichte der zwei Freunde von denen einer auf der Holztruhe die Frau des andren vögelt dieweil dieser nackt in der Truhe hockt eine von den schweinischen Fabeln des Boccaccio ist. 1 *
Verfluchter Mist, Signior Padrone, grad in dem Moment, nemlich dem einzigen wo Lionardo nach all den Jahren in denen ich ihn kenne endlich mal was Nützliches gesagt, macht mein Ziehvater der so wie ich an dem kleinen Fenster hängt, eine große Dummheit, denn er rutscht mit dem Fuß aus und fällt zu Boden, und wegen dem Schreck tut er einen leisen Schrei das heißt er sagt Scheiße, und leider haben die Teutschen und Alemannen etcetera grad in dem Moment aufgehört zu trinken und Lärm zu machen, und einer von ihnen der Lionardo ganz genau gehört brüllt etwas in ihrer Sprache, und wenn ich das aufschreiben müsst würd ich sagen es war wie Grrr Skptncgttt!, aber Lionardo und ich grübeln nicht lang über die Bedeutung nach, Signior Padrone, sondern machen uns so schnell wir können aus dem Staub, und wann wir nur ein wenig weiter weg sind hören wir schon wie die Tür vom Steinhaus aufgeht, sicherlich weil die Teutschen uns fangen wollen, aber zum Glück haben wir einen Pfad mitten durch dichte Dornenbüsche genommen, also können sie da nicht mit ihren Pferden hindurch denn mit denen hätten sie uns sofort gefasst und uns den Arsch mit dem Brenneisen versengt. Aber laufen können sie viel besser als wir, und schon nach ein paar Minuten sind sie hinter uns, bloß dass wir den Weg besser kennen, denn es ist der auf dem wir hergekommen, und darum können wir uns vor den Gräben hüten, wogegen manch einer von den Teutschen dort hineinfällt. Ein paar von ihnen sind schon ganz nahe, und Lionardo hat solche Angst dass er statt sich den Atem fürs Laufen aufzuheben fortwährend kreischt wie ein Frauenzimmer iiiih uuuh iiih, aber meiner Meinung nach ist das gar nicht so schlecht, Signior Padrone, denn die Teutschen haben sicher gedacht dass wenigstens einer von uns beiden ein Weib ist, drum werden sie niemals kapiren dass wir es waren. Denn schließlich sind Lionardo und ich genau an der Stelle am Fluss angelangt wo noch die Stämme von der eingestürzten Brücke liegen, und wir benutzen sie um ans andre Ufer zu kommen, was beweist dass die Erfindungen von Lionardo erst
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