Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Bücher von Diebold waren gut gemacht und voll mit schönen Bildern, aber dann musst er seine Schreibwerkstatt schließen denn die Druckerpresse war erfunden. Entschuldigt, Signior Exzellenz, wann war das? Und Ciolek wundert sich, wieso, das weißt du nicht? Ungefehr vor einem halben Jahrhundert hat ein gewisser Gutenberg herausgefunden wie man Bücher druckt mit einer Presse, als wie die womit man Trauben ausquetscht. Er kam aus Mainz, hat aber wohl vor allem in Straßburg gearbeitet, und seine Gehilfen waren auch aus Straßburg. Der berühmte Wimpfeling war ein großer Bewundrer von Gutenberg und spricht mit viel Lob über ihn in seinen Büchern und sagt dass die Welt Teutschland danken muss für die Erfindung des Buchdrucks und setzt noch hinzu, wehe dem der zu sagen wagt dass die Druckerpresse nicht von uns Teutschen erfunden wurd.
Auf einmal, Signior Padrone, bin ich’s satt so zu tun als hätt ich keine Ahnung und frag ihn, Signior Exzellenz, meint Ihr nicht auch dass man bei dieser Geschichte ein bisschen zu oft auf dieses Straßburg stößt, wie Lionardo sagt, und scheint es nicht als hätt dieser Diebold einen Namen wo ein bisschen zu sehr an das Wort diabolus, nemlich Teuffel, erinnert? Ciolek hat mich recht erstaunt angesehn wie wenn er plötzlich gemerkt hätte dass auf den Ring den er seit zwanzig Jahren so stolz am Finger trägt ein schöner dicker Schwengel gemalt ist. Naja, mmh, sagt er, aber was hat das jetzt damit zu tun? Und da hab ich ihm von all den sonderbaren Zufällen erzählt bei der Geschichte von Poggio Bracciolini und der Germania wo immerzu der Teuffel hervorschaut, nemlich Angelo Toefl der auch aus Straßburg ist, dann die Legende vom Dom zu Straßburg mit seinem See der in die Hölle führt, und dann die Idee von diesen Straßburgern nemlich dass die wahre Freude des Menschen nicht Gott ist, sondern der Mensch, ein Gedanke der dem Teuffel gewiss trefflich schmeckt, denn Gott kann er nun überhaupt nicht ausstehn und will immer seinen Platz einnehmen, und außerdem ist die ganze Geschichte von dem falschen Tacitus eine Sache die den Teuffel mächtig freut wie alle schmutzigen Geschäffte mit Betrug, Verrat, Täuschung und Unehrlichkeit.
Diese Legende ist interessant, sagt Ciolek, und dein Ziehvater ist fürwahr ein überaus scharfer Geist, denn du musst wissen, mein Sohn, dass die Verderbtheit der Kirche grad da oben um Straßburg herum zu finden ist, nemlich in Teutschland und in Holland, wo zum Beispiel immer noch Ablässe verkauft werden obwohl der Papst das seit vier Jahren verboten hat. Man darf freilich nicht vergessen dass der Inquisitor, den der Papst nach Teutschland geschickt, sich mit weitaus schlimmren Dingen herumschlagen muss, und wie Ciolek das sagt macht er ein Gesicht als könnt er noch viel mehr erzählen aber lieber wäre es ihm zu schweigen. Ach ja, was denn? frage ich. Nunja, es handelt sich um Böhmen, nemlich eine Gegend (wenn ich recht verstanden hab, Signior Padrone) die noch weiter im Osten liegt als wie Österreich und nah bei Teutschland und Polen, wo es die abscheulichsten Ketzereien gibt die man sich denken kann. Ciolek erklärt mir dass es in Böhmen einen Haufen verbotener Ketzersekten gibt, die heißen Valdenser Hussiten Pikarden und Adamiten oder auch Grubner und treiben grässlich unflätige Dinge, nemlich schwartze Magie und sogar die Anbetung des Teuffels. Man nennt sie Adamiten weil sie alle zusammen in einer Gemeinschaft leben gleich den Tieren, nemlich nackt und schmutzig als wie der erste Mensch, also Adam, und man nennt sie Grubner weil sie nicht von den Sbirren erwischt werden wolln, und darum kommen sie nur des Nachts auf dem Land in großen Gruben zusammen, wo sie niemand sehen kann, und sie leugnen das Heil der christlichen Riten und haben ihre eignen gotteslästerlichen Gebräuche, zum Beispiel lassen sie den Teuffel in sich hineinfahren, der verjagt dann ihre gute und menschliche Seele und nimmt sich nur ihren Körper um damit die ärgsten Sauereien anzustelln. Die Waldenser gibt’s nicht nur in Böhmen, sagt Ciolek, sondern auch im Frankenreich wo sie schon vom Kolleg der Sorbonne verdammt worden sind, also der Universität von Paris, weil sie mit Hilfe des Teuffels Hexerei Zauberei und Verwünschungen treiben um andren Menschen Böses zu tun und sich ihren Besitz unter den Nagel zu reißen. Aber man find sie auch in Norditalien, und der Papst Borgia hat den Inquisitoren schon befohlen dies Unkraut auszureißen, in Italien ist der
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