Salambo
Hengste mit kräftigem Schenkeldruck herum und verschwanden wieder. In einiger Entfernung führten sie stets auf Dromedaren Vorräte an WurfspieÃen mit. Und so kamen sie immer umso schrecklicher wieder, heulten wie Wölfe und flohen abermals wie die Geier. Die Flankenmänner der Barbaren fielen einer nach dem anderen. Das währte so fort bis zum Abend, wo man ins Gebirge zu entkommen suchte.
Obwohl die Berge für die Elefanten gefährlich waren, wagte sich Hamilkar doch hinein. Er folgte der langen Kette, die sich vom Hermäischen Vorgebirge bis zum Gipfel des Zoghwan erstreckt. Seine Gegner glaubten, er wolle dadurch die Schwäche seiner Truppen verbergen. Die ständige Ungewissheit, in der er sie hielt, erbitterte sie schlieÃlich mehr als eine Niederlage.
Endlich eines Abends überraschten die Söldner eine Abteilung leichten FuÃvolks zwischen dem Silberberg und dem Bleiberg in einer wüsten Felsengegend am Eingang zu einem Engpass. Ohne Zweifel marschierte das ganze punische Heer vor ihnen, denn man hörte Marschgeräusche und Trompetensignale. Die Ãberraschten verschwanden alsbald in den Schluchten. Der Weg führte in einen Talkessel hinab, der rings von hohen Felswänden umgeben war, die das Aussehen einer Säge hatten und dem Ort den Namen âdie Sägeâ 1 verliehen. Um die Flüchtigen einzuholen, stürzten die Barbaren ihnen nach. In der Tiefe sah man noch andere Karthager, eilig vorwärts getriebene Ochsen und allerlei lärmendes Getümmel. Auch erblickte man einen Reiter in einem roten Mantel. Das sei der Marschall, hieà es. Mit umso mehr Wut und Freude stürmte man weiter. Einige waren aus Trägheit oder aus Vorsicht am Eingang des Engpasses geblieben. Doch aus einem Gehölz brachen Reiter hervor und jagten sie mit LanzenstöÃen und Säbelhieben den anderen nach. Bald waren alle Barbaren zwischen den Felsenwänden.
Nachdem die groÃe Menschenmenge eine Weile weiter gezogen war, machte man Halt. Man fand vorn keinen Ausgang.
Die dem Engpass am nächsten waren, kehrten um, doch auch der Weg dahin war wie verschwunden. Man rief den Vorderen zu, weiter zu marschieren. Diese sahen sich gegen die Bergwand gedrückt und schimpften nun auf die Kameraden hinter sich, dass sie nicht einmal den Herweg wieder zu finden wussten.
Kaum waren nämlich die letzten Barbaren hinab gestiegen, als Männer, die sich hinter den Felsen versteckt gehalten hatten, groÃe Blöcke mit Balken hoben und umstürzten. Da der Abhang steil war, rollten die gewaltigen Steinmassen bergab und versperrten den engen Eingang vollständig.
Am anderen Ende des Felsendomes führte ein langer, vielfach von Klüften durchschnittener Gang durch eine Schlucht wieder zur Hochebene hinauf. Dort befand sich das punische Heer. In diesem Engweg hatte man im voraus Leitern an die Felswände gestellt. Durch die Windungen der Schlucht geschützt, konnte das leichte FuÃvolk aus dem Tal rasch auf den Leitern empor klettern, ehe es von den Söldnern eingeholt wurde. Einige verliefen sich bis ans Ende der Schlucht. Man zog sie an Seilen herauf, denn der Abhang bestand dort aus losem Sand und war so steil, dass man selbst auf den Knien nicht hinauf klettern konnte. Die Barbaren kamen fast unmittelbar hinter ihnen an. Doch ein 18 Meter hohes Drahtgitter, genau dem Hohlraum angepasst, sauste plötzlich vor ihnen herab, wie ein vom Himmel fallender Wall.
So war die Berechnung des Sufeten geglückt. Keiner von den Söldnern kannte das Gebirge, und die Vorhut der Marschkolonne hatte die übrigen nach sich gezogen. Die Felsblöcke hatte man mit Leichtigkeit umgestürzt, und während alles vorwärts eilte, hatte das punische HauptÂheer in der Ferne ein Geschrei erhoben, als sei es in Not. Allerdings hatte Hamilkar sein leichtes FuÃvolk aufs Spiel gesetzt, doch verlor er nur die Hälfte davon. Für den Erfolg einer solchen Unternehmung hätte er auch zwanzig mal mehr geopfert.
Bis zum Morgen drängten sich die Barbaren in geschlossener Ordnung von einem Ende des Talkessels zum anderen. Sie betasteten die Hänge mit ihren Händen und suchten einen Ausgang.
Endlich wurde es Tag. Da sah man ringsum die hohen weiÃen, senkrecht aufsteigenden Felswände. Und kein Rettungsmittel, keine Hoffnung! Die beiden natürlichen Ausgänge der Sackgasse waren durch das Drahthindernis und die Felsenhaufen gesperrt.
Sprachlos
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