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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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der Höhe der Akropolis konnte man sehen, wie das Heer anwuchs.
    Auf der Plattform des Aquädukts stand eine Kette von karthagischen Posten der Garde und neben ihnen in bestimmten Abständen eiserne Bottiche, in denen flüssiger Asphalt brodelte. Unten in der Ebene wogte die gewaltige Menge der Söldner lärmend durcheinander. Sie waren unschlüssig, voll von jener Ratlosigkeit, die Barbaren stets vor Festungen zu empfinden pflegen.
    Utica und Hippo-Diarrhyt wiesen das angebotene Bündnis der Söldner zurück. Als phönizische Kolonien – gleich Karthago – hatten sie ihre eignen Regierungen und ließen in die Verträge, die sie mit der Republik schlossen, immer von neuem die ausdrückliche Anerkennung ihrer Selbständigkeit aufnehmen. Gleichwohl achteten sie die stärkere Schwester, die sie beschirmte, und glaubten durchaus nicht, dass ein Barbarenhaufen imstande wäre, sie zu besiegen. Im Gegenteil: man war überzeugt, dass die Söldner mit Stumpf und Stiel vernichtet würden. Daher wünschte man, neutral zu bleiben und sich friedlich zu verhalten.
    Doch beide Städte waren so gelegen, dass Karthagos Feinde sie keinesfalls links liegen lassen durften. Utica, tief drinnen an einem Meerbusen, lag wie geschaffen, Karthago von auswärts Hilfe zu schicken. Fiel Utica allein, so trat Hippo-Diarrhyt, sechs Stunden weiter nordwestlich an der Küste, an seine Stelle. Solange von dort Lebensmitteln nach Karthago geliefert wurden, blieb es uneinnehmbar.
    Spendius drang auf eine sofortige Belagerung Karthagos. Naravas war dagegen. Man müsse sich zunächst der umliegenden Orte bemächtigen. Das war ebenso die Meinung der Veteranen wie die Mathos, und so wurde bestimmt, dass Spendius Utica und Matho Hippo-Diarrhyt angreifen sollten. Das dritte Heer sollte sich mit Tunis zusammenschließen und die Ebene vor Karthago besetzen. Autarit übernahm dies. Naravas sollte in sein Königreich zurückkehren, um Elefanten zu holen, und mit seiner Reiterei die Zugangsstraßen aufklären.
    Die Weiber jammerten weidlich über diesen Beschluss. Sie gelüstete es nach dem Geschmeide der punischen Damen. Auch die Libyer erhoben Widerspruch. Man habe sie gegen Karthago aufgerufen, und nun zöge man ab. Die Söldner traten den Abmarsch an. Matho führte seine Landsleute sowie die Iberer, die Lusitanier, die Männer aus dem Westen und von den Inseln, während alle, die Griechisch sprachen, dem Spendius folgten, seiner Klugheit wegen.
    In Karthago war das Erstaunen groß, als man das Heer plötzlich aufbrechen sah. Es marschierte an den arianischen Bergen die Straße nach Utica hin, auf der Seeseite. Eine Abteilung blieb vor Tunis stehen. Der Rest verschwand und tauchte erst am anderen Gestade des Golfes wieder auf, am Saume der Wälder, in die er sich verlor.
    Es waren etwa achtzigtausend Mann. Die beiden tyrischen Städte, so meinten sie, würden keinen Widerstand leisten. Danach sollte es von neuem gegen Karthago gehen. Ein beträchtliches Heer schnitt die Stadt bereits vom Binnenland ab, indem es die Landenge besetzt hielt. Die Stadt musste dem Hunger rasch erliegen, denn ohne Beihilfe der Provinzen konnte sie nicht leben, da die Bürger nicht wie in Rom Steuern zahlten. Ein höherer politischer Geist fehlte in Karthago. Seine unersättliche Gewinnsucht unterdrückte jene Klugheit, die weitblickender Ehrgeiz zeitigt. Wie ein auf dem libyschen Sande vor Anker gegangenes Schiff hielt es sich nur durch unermüdliche Arbeit. Die Völker umbrandeten es wie Meeresfluten, und der geringste Sturm erschütterte seinen Riesenleib.
    Der Staatsschatz war durch den Krieg mit Rom und durch all das Hin- und Herfeilschen mit den Barbaren vergeudet und vertan worden. Man brauchte aber Soldaten, und keine Großmacht traute der Republik! Erst kürzlich hatte Ptolomäus ihr eine Anleihe von nicht einmal zweihundert Talenten abgeschlagen. Überdies hatte der Raub des heiligen Mantels allgemeine Entmutigung zur Folge. Spendius hatte das richtig vorhergesehen.
    Diesem Volk, das sich gehasst fühlte, lagen sein Geld und seine Götter am Herzen, und seine Vaterlandsliebe wurde durch die Art seiner Regierung genährt.
    Zunächst gehörte die Macht allen. Keiner war stark genug, sie an sich zu reißen. Privatschulden galten wie Schulden an das Gemeinwesen. Die Männer kanaanitischer Abkunft hatten das Vorrecht des Handels. Indem sie den

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