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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Tor. Es war riesenhoch, ganz aus eichenem Kernholz, mit Eisennägeln und ehernen Platten beschlagen. Matho warf sich dagegen. Das Volk stampfte vor Freude mit den Füßen, als es seine ohnmächtige Wut sah. Da nahm er seine Sandale, spie darauf und schlug damit gegen die unbeweglichen Torflügel. Die ganze Stadt stieß ein Wutgeheul aus. Jetzt vergaß man den Mantel und wollte Matho zermalmen. Der blickte die Menge mit großen wirren Augen an. Seine Schläfen pochten wild, er war halbtot, betäubt wie ein Trunkener.
    Plötzlich bemerkte er die lange Kette, die zur Handhabung des Hebebaums diente. Sofort sprang er an ihr hoch, packte sie und hängte sich mit seinem ganzen Gewicht daran. Da sprangen die riesigen Torflügel endlich auf.
    Als er draußen war, zog er den Zaimph von den Schultern und hielt ihn hoch über seinen Kopf. Vom Seewind gebläht, schillerte und schimmerte das Gewebe in der Sonne mit seinen Farben, seinen Edelsteinen und Götterbildern. So durchschritt Matho die ganze Ebene bis zu den Zelten der Söldner.
    Das Volk auf den Mauern sah zu, wie Karthagos Glück entschwand.
    ***

    1 Horizontalbalken über den Säulen zur Lastverteilung

Kapitel 6
    Hanno
    â€žIch hätte sie entführen sollen!“ sagte Matho am Abend zu Spendius. „Hätte sie packen sollen und aus ihrem Hause reißen! Niemand hätte mir entgegenzutreten gewagt.“
    Spendius hörte nicht auf ihn. Behaglich lag er auf dem Rücken und ruhte sich aus. Neben ihm stand ein großer Tonkrug mit Honigwasser, in den er von Zeit zu Zeit den Kopf tauchte, um einen großen Schluck zu tun.
    â€žWas nun?“ fuhr Matho fort. „Wie könnte man abermals nach Karthago hineinkommen?“
    â€žIch weiß es nicht!“ antwortete Spendius. Diese Gleichgültigkeit erbitterte den Libyer.
    â€žHa!“ schrie Matho. „Du bist Schuld! Erst verlockst du mich, und dann lässt du mich im Stich! Feigling du! Warum soll ich dir gehorchen? Bildest du dir gar ein, du bist mein Herr? Du Kuppler, du Sklave, du Knechtskreatur!“ Er knirschte mit den Zähnen und erhob seine breite Hand gegen Spendius.
    Der Grieche antwortete nicht. Eine Tonlampe glimmte matt am Zeltmast, an dem der Zaimph über der aufgehängten Rüstung schimmerte.
    Plötzlich legte Matho seine Stahlstiefel an, schnallte sich seinen Kürass um und nahm seinen Helm.
    â€žWohin willst du?“ fragte Spendius.
    â€žWieder hin! Lass mich! Ich bringe sie her! Und wer mir entgegentritt, den zertrete ich wie eine Viper! Ich töte sie, Spendius! Ja, ich töte sie, du wirst sehen, dass ich sie töte!“
    Da horchte Spendius auf. Blitzschnell riss er den Zaimph herunter, warf ihn in eine Ecke und legte eine Schaffelldecke darüber. Draußen erhob sich Stimmengewirr. Fackeln leuchteten. Und Naravas trat ein, von etwa zwanzig Männern begleitet.
    Sie trugen weiße, wollene Mäntel, lange Dolche, lederne Halsbänder, Ohrringe von Holz, und Schuhe aus Hyänenfell. Sie blieben am Eingang stehen und stützten sich auf ihre Lanzen, wie ausruhende Schäfer auf ihre Hirtenstäbe.
    Naravas war der Schönste von allen. Perlengeschmückte Riemen umschlangen seine hageren Arme. Von dem Goldreifen, der sein weites Gewand am Kopfe festhielt, wallte ihm eine Straußenfeder über die Schulter herab. Ein beständiges Lächeln ließ seine Zähne sehen. Seine Blicke waren rasch und scharf wie Pfeile, und aus seiner ganzen Erscheinung sprach Wachsamkeit und Gewandtheit.
    Er erklärte, er sei gekommen, um sich mit den Söldnern zu verbünden. Die Republik bedrohe seit langem sein Reich. Es sei also sein eigner Vorteil, wenn er die Barbaren unterstütze; aber auch ihnen könne er von Nutzen sein.
    â€žIch werde euch Elefanten liefern – in meinen Wäldern gibt es eine Menge – Wein, Öl, Gerste, Datteln, Pech und Schwefel für die Belagerungen, zwanzigtausend Mann Fußvolk und zehntausend Pferde. Wenn ich mich an dich wende, Matho, so tue ich es deshalb, weil der Besitz des Zaimphs dich zum Ersten im Heer gemacht hat. Schließlich“, setzte er hinzu, „sind wir ja alte Freunde.“
    Matho beobachtete Spendius, der auf dem Schaffelle sitzend zuhörte und durch ein leises Nicken mit dem Kopfe seine Zustimmung verriet. Naravas sprach weiter. Er rief die Götter zu Zeugen an und verfluchte Karthago. Bei seinen Verwünschungen

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