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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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nahmen, da sie nicht erneuert wurden, von Tag zu Tag ab. Die Landleute lieferten ihm die Lebensmittel bereits weniger eifrig. Überall stieß er auf Zaudern und stillen Hass, und trotz seiner dringenden Bitten an den Großen Rat kam keine Hilfe aus Karthago.
    Man sagte – vielleicht glaubte man es auch –, dass er keine nötig hätte. Um ihm zu schaden, übertrieben Hannos Anhänger die Bedeutung seines Sieges. Die Truppen, die er befehligte, hätte man opferwillig aufgebracht; aber man könne doch nicht alle seine Forderungen erfüllen. Der Krieg sei wahrlich schwer genug! Er hätte schon zu viel gekostet. Aus Hochmut wurde Hamilkar von den Einflussreichsten seiner eigenen Partei nur schwach unterstützt.
    Da verzweifelte Hamilkar an der Republik und trieb mit Gewalt von den Stämmen alles ein, was er zum Kriege brauchte: Korn, Öl, Holz, Vieh und Menschen. Da flohen die Einwohner vor ihm. Die Ortschaften, durch die er marschierte, waren leer. Man durchstöberte die Hütten, ohne etwas darin zu finden. Bald umgab schreckliche Öde das punische Heer.
    Die Karthager wurden dadurch erbittert und begannen die Provinzen zu verwüsten. Sie schütteten die Zisternen zu und steckten die Häuser in Brand. Die Funken, vom Wind fort getragen, flogen weit umher. Auf den Bergen gerieten ganze Wälder in Brand, und um die Täler flammten Feuerkränze. Ehe man durchmarschieren konnte, musste man erst lange warten. Und wenn es soweit war, setzte das Heer seinen Marsch in der Sonnenglut auf der heißen Asche fort.
    Bisweilen sah man neben der Straße im Gebüsch etwas funkeln wie die Augen einer Tigerkatze. Es war irgendein Barbar, der auf den Fersen hockte und sich mit Staub beschmiert hatte, um mit der Farbe des Laubes eins zu sein. Oder wenn man durch einen Hohlweg zog, hörten die Flankenmänner plötzlich Steine rollen, und wenn sie aufblickten, sahen sie oben am Rande der Schlucht einen barfüßigen Mann davonlaufen.
    Währenddem waren Utica und Hippo-Diarrhyt frei, da die Söldner sie nicht mehr belagerten. Hamilkar befahl diesen Städten, Hilfe zu schicken. Doch sie wagten nicht, sich ihrer Verteidigungskräfte zu entblößen, und so antworteten sie ihm mit unbestimmten Worten, Höflichkeiten und Entschuldigungen.
    Er wandte sich plötzlich nach Norden, entschlossen, sich eine der tyrischen Städte zu erschließen, und sollte er sie auch belagern müssen. Er benötigte einen Stützpunkt an der Küste, um von den Inseln oder von Kyrene Proviant und Soldaten beziehen zu können. Am meisten lockte ihn der Hafen von Utica, weil er Karthago am nächsten lag.
    Der Sufet brach also von Zuitin auf und umging vorsichtig den See von Hippo-Diarrhyt. Doch bald war er gezwungen, seine Regimenter in lange Marschkolonnen auseinander zu ziehen, um über den Höhenrücken zwischen den beiden Tälern hinüber zu gelangen. Bei Sonnenuntergang stieg man gerade eine weite kraterartige Schlucht vom Kamm hinab, als man vor sich, unmittelbar über dem Boden, Wölfinnen aus Metall erblickte, die über das Gras zu laufen schienen.
    Dazu tauchten große Helmbüsche auf, und von Flöten begleitet, erklang ein furchtbarer Schlachtgesang. Es war das Heer des Spendius. Seine Kampaner und Griechen hatten aus Hass gegen Karthago römische Feldzeichen genommen. Gleichzeitig erschienen zur Linken hohe Lanzen, Schilde aus Leopardenfell, Leinenkoller und nackte Schultern. Das waren die Iberer des Matho, die Lusitanier, Balearier und Gätuler. Man hörte die Pferde des Naravas wiehern. Die Reiter ritten weit ausgeschwärmt über den ganzen Hang. Dann kamen die ungeordneten Scharen, die Autarit führte, die Gallier, Libyer und Nomaden. Mitten unter ihnen erkannte man die „Esser unreiner Speisen“ an den Fischgräten, die sie im Haare trugen.
    So hatten sich also die Barbaren durch genaue Berechnung ihrer Marsch­entfernungen vereint. Doch selber überrascht, blieben sie zunächst eine Weile unbeweglich stehen und berieten sich.
    Der Sufet hatte seine Truppen sofort zu einer kreisförmigen Masse zusammengezogen, so dass sie überallhin gleichen Widerstand leisten konnten. Die hohen spitzen Schilde waren dicht nebeneinander in den Rasen gesteckt und bildeten eine Mauer um das Fußvolk. Die Klinabaren standen außerhalb dieses Kreises, und noch weiter weg, in Abständen, die Elefanten.
    Die Söldner

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