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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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waren von den Strapazen erschöpft und wollten deshalb lieber den kommenden Tag abwarten. Ihres Sieges gewiss, beschäftigten sie sich die ganze Nacht mit Essen und Trinken.
    Sie hatten große helle Feuer angezündet, die sie selbst blendeten und das punische Heer unter ihnen umso mehr ins Dunkel rückten. Nach römischem Brauch ließ Hamilkar rings um sein Lager einen Graben von fünfzehn Schritt Breite und drei Meter Tiefe ziehen und dahinter aus der ausgeschaufelten Erde einen Wall aufwerfen, auf dem spitze, sich kreuzende Pfähle als Brustwehr eingerammt wurden. Als die Sonne aufging, waren die Söldner sehr erstaunt, dass die Karthager wie in einer Festung verschanzt waren.
    Sie erkannten Hamilkar zwischen den Zelten, wie er umherging und Befehle erteilte. Er trug einen braunen kleinschuppigen Panzerrock. Sein Pferd folgte ihm. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, um mit der ausgestreckten Rechten auf etwas zu zeigen.
    Manch einer dachte da zurück an ähnliche Morgen, an denen der Marschall die Front abgeschritten und man sich an seinen Blicken gestärkt hatte wie an einem Becher Wein. Eine seltsame Rührung ergriff die Hinabschauenden. Nur wer Hamilkar nicht kannte, war vor Freude toll, dass man ihn umzingelt hatte.
    Wollte man einen allgemeinen Angriff ansetzen, so musste man sich auf dem zu engen Raume gegenseitig schaden. Die Numidier konnten zwar eine Attacke mitten hinein reiten; jedoch waren ihnen die gepanzerten Klinabaren stark überlegen. Und wie sollte man über die Schanzpfähle hinwegkommen? Auch die Elefanten des Navaras waren noch nicht genügend abgerichtet.
    â€žIhr seid allesamt Feiglinge!“ schrie Matho.
    Und mit den Tapfersten stürzte er gegen die Verschanzung vor. Ein Steinhagel trieb sie zurück, denn der Sufet hatte ihre an der Brücke zurückgelassenen Schleudern mitgenommen.
    Dieser Misserfolg verursachte in den flexiblen Geistern der Barbaren einen jähen Umschlag. Ihr Übermut verschwand. Sie wollten zwar siegen, aber unter so wenig Gefahr wie nur möglich. Spendius meinte, man müsse die Stellung, die man hatte, bedachtsam behaupten und das punische Heer aushungern. Doch die Karthager begannen Brunnen zu graben, und da ihr Platz rings von Bergen umgeben war, so fanden sie wirklich Wasser.
    Von ihrer Verschanzung herab warfen sie Pfeile, Erde, Mist und Feldsteine, und die sechs Schleudern rollten unablässig auf dem Wall vor und zurück.
    Indessen mussten die Quellen wieder versiegen, die Lebensmittel zu Ende gehen, die Katapulte abgenützt werden und die Söldner, an Zahl zehnmal überlegen, schließlich doch zu Erfolg kommen! Um Zeit zu gewinnen, begann der Sufet Verhandlungen, und eines Morgens fanden die Barbaren in ihren Linien ein mit Schriftzeichen bedecktes Schaffell. Hamilkar entschuldigte sich für seinen Sieg. Die Alten hätten ihn zum Kriege gezwungen. Um den Söldnern zu zeigen, dass er sein Wort halte, bot er ihnen Utica oder Hippo-Diarrhyt – ganz nach Belieben – zur Plünderung an. Zum Schluss erklärte er, keineswegs aber hege er Furcht, denn er habe Verräter unter ihnen gewonnen, und mit ihrer Hilfe werde er leicht mit den übrigen fertig werden.
    Die Barbaren waren betroffen. Der Vorschlag einer sofortigen leichten Beute machte sie nachdenklich. Sie fürchteten Verrat, da sie in der Prahlerei des Sufeten keine Falle argwöhnten, und begannen einander mit Misstrauen zu betrachten. Man beobachtete die Reden und das Benehmen eines jeden. Nachts fuhr man erschrocken aus dem Schlafe auf. Viel brachen mit ihren bis dahin besten Kameraden. Man wählte sich nach Gutdünken Anschluss an andere Truppenteile. So schlossen sich die Gallier unter Autarit den Zisalpinern an, deren Sprache sie verstanden. Die vier Heerführer kamen allabendlich in Mathos Zelt zusammen, hockten im Kreis um einen Schild und schoben aufmerksam die kleinen Holzfiguren hin und her, die Pyrrhus zur Darstellung von taktischen Vorgängen erfunden hatte. Spendius wies auf die geringen Hilfsquellen Hamilkars hin und bat dringend, die Gelegenheit nicht zu verpassen. Dabei zitierte er alle möglichen Götter. Matho schritt erregt und gestikulierend auf und ab. Der Krieg gegen Karthago war seine persönliche Angelegenheit. Es empörte ihn, dass die anderen redeten, ohne ihm gehorchen zu wollen. Autarit erriet diese Gedanken an seinem Mienenspiel und zollte ihm Beifall. Naravas hob verächtlich den

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