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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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gehört zu haben glaubte, erst richtig: Sie hatte nicht »Speere« geflüstert, sondern »Gewehre«. Hatten diese Typen sie angerufen? Die sahen auf jeden Fall nicht so aus, als sei mit ihnen gut Kirschen essen. Die Männer wirkten organisiert. Und anscheinend gab es eine klare Hierarchie, in der der Mann in dem Anzug ganz oben stand.
    Leider waren jetzt alle im hinteren Bereich verschwunden, sodass die Kamera nach einer Minute wieder auf Weitwinkel schaltete und auch nicht mehr zurücksprang. Offenbar waren Emanuelle Lefèvre und die Männer länger in den Tiefen des Lagerraums beschäftigt. Was mochte dort noch alles versteckt sein?
    Hatte die tote Tamara Brockmann vielleicht gar nichts damit zu tun? Schlaicher fand mittlerweile keine Zusammenhänge mehr, außer dass Schlageter ermittelt hatte. Aber vielleicht war es dem Kommissar bei seinen Ermittlungen ja auch gar nicht um die Tote gegangen, sondern um die Lefèvre?
    Â»Verdammt, wer sind diese Typen?«, murmelte Schlaicher, aber niemand antwortete ihm. Alle starrten wie gebannt auf den Monitor, der jetzt wieder aus seiner Ruhephase erwachte. Die Kamera erfasste eine kleine Gruppe von Leuten, die vom Eingang der Lagerhalle her ins Bild getreten waren. Zwei große Kerle trieben unsanft zwei zierliche weibliche Gestalten vor sich her. Der Zoom schaltete sich ein und zeigte nun die Hinterköpfe der Männer. Von den Frauen war hinter den massigen Typen nur kurz etwas zu sehen, mattrote Punkte zeigten an, wo sich ihre Köpfe befanden.
    Â»Hey«, rief Lutz. »Ist das nicht Weng?«
    Schlaicher saß da wie erstarrt. Weng? Dann musste die andere Frau …
    Die zwei Schränke schubsten die Frauen aus dem Sichtbereich der Kamera. Nun war wieder der Typ mit dem Anzug zu sehen, ebenso wie Emanuelle Lefèvre, die erstaunt aussah. Sie sagte etwas, aber der Mann gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie still sein sollte.
    Â»War sie das?«, fragte Lutz aufgeregt, während Irfan wissen wollte, wer Weng sei, und Mario ebenfalls zu reden begann.
    Â»Chönnd mi villiichd emool öbber abbinde? Ich wodd au emool luege!«, rief Trefzer dazwischen.
    Schlaicher beachtete sie kaum. Er spürte, wie sein Herz so schnell schlug, dass er Angst bekam. Nein, er befand sich längst inmitten einer lähmenden Panikattacke. Er riss sich zusammen, schaltete auf die Fensterkamera um und spulte die Aufnahme zurück bis zum Start der Sequenz. Ungeduldig wartete er auf den Zoom. Endlich schoss das Objektiv auf die Gesichter der Leute zu. Seine Befürchtung wurde trotz der miesen Bildqualität sofort zur Gewissheit: Diese Typen hatten Martina und Weng.

13
    Â»Wir müssen sofort die Polizei rufen«, forderte Schlaicher laut.
    Â»Keine Bullen«, sagte Irfan streng. Er bekräftigte das durch einen sehr bestimmten Tonfall, der keine Widerrede zuließ. Dann sah er wieder auf den Bildschirm. Die beiden Frauen, die gestern hier gewesen waren, wurden von den Bulgaren in den Lagerraum mit den Waffen geführt. Eine von ihnen musste Schlaichers Freundin oder Frau sein.
    Schlaicher drehte sich zu ihm um. Er wirkte verzweifelt. »Wir müssen sofort etwas unternehmen. Wir machen einen Deal. Ich sage dir, wo die Würste sind, ihr verschwindet, und wir haben euch nie gesehen. Aber ich muss die Polizei alarmieren.«
    Â»Ich muss nachdenken«, sagte Irfan und verzog sich auf das Sofa. Die Hand mit der Waffe legte er auf seinem Schoß ab.
    Â»Hey, chönndsch die noime’n’anders hii heebe?«, fragte Trefzer erschrocken.
    Â»Sei still, ich muss mich konzentrieren«, erwiderte Irfan, drehte aber die Mündung von ihm weg.
    Â»Konzendrier di besser emool, dassde mi nidd abchnallsch mit diinere Chanone!«
    Â»Er muss nachdenken, Erwin«, mahnte jetzt auch Schlaicher.
    Trefzer knurrte kurz, blieb aber still.
    Schlaichers Angebot klang vielversprechend, fand Irfan. Aber ob er sich daran halten würde? Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war eine Horde Bullen auf seinen Fersen. Viel entscheidender aber war, dass er wusste, wo der General im Moment steckte. Es war extrem unwahrscheinlich, dass der Bulgare lange dort bleiben würde. Ja, eigentlich war es noch viel unwahrscheinlicher, dass er überhaupt vor Ort war, um ein Geschäft zu überwachen. Es musste sich um einen verdammt fetten Deal handeln. Und packte er es richtig an, konnte es ein Geschenk für ihn sein,

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