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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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Handtuch wurde ihr auf das Antlitz gelegt, und die J-Mädchen beendeten ihre Tour durch das Publikum. Bei denen, die noch nicht mit einer Probe bedacht worden waren, führte das zu einem enttäuschten Raunen, das wie ein entfernter Donner über dem gesamten Erdgeschoss des Kaufhauses lag.
    Â»Keine Sorge, meine Damen, wir kommen noch einmal zu Ihnen«, rief Lefèvre und brachte so wieder Ruhe in die Menge. »Unsere Julia wird Ihnen nun präsentieren, wie man mit ›Jeune‹ dem Altern ein Schnippchen schlägt.«
    Sie drehte sich zu Mathilde um, die an der Soundanlage stand, und gab ihr ein Zeichen. Mathilde drückte auf einen Knopf, und lautlos senkte sich im Hintergrund der Liege eine Leinwand, auf der ein stummer Werbefilm startete. Julia übernahm die Sprecherrolle und beschrieb, wie sie mit dem Einmassieren einer minimalen Menge des Wundermittels an einzelnen Gesichts- und Körperpartien den gesamten Alterungsprozess nicht nur verlangsamte, sondern nach ihren Worten gar umdrehte.
    Wohin war die Lefèvre verschwunden? Da, Schlaicher sah sie hinter einer Säule, wie sie aufgeregt in ein Handy redete. Gleichzeitig fragte Julia die mittlerweile auch offiziell als Tamara Brockmann vorgestellte Frau auf der Liege nach ihrem Empfinden.
    Â»Es kribbelt ein bisschen«, sagte sie schüchtern in das an ihren Mund gehaltene Handmikrofon, und Julia nahm das lachend zum Anlass, die verjüngende Wirkung der Creme erneut zu lobpreisen. Schlaicher fand dieses ständige Anbiedern etwas langweilig, doch beim Publikum stellten sich noch keine Ermüdungserscheinungen ein.
    Beeindruckende Bilder von seltenen Pflanzen aus aller Welt flimmerten über die Leinwand, von jungen, vor Gesundheit, Glück und Schönheit strotzenden Frauen, immer wieder unterbrochen von den Tiegeln mit »Jeune« und anderen Produkten der Linie Emanuelle Lefèvre.
    Von seinem Standort aus konnte Schlaicher sehen, wie Emanuelle Lefèvre das Handy in die Jackentasche schob, in die sie eben während der Show so hektisch gegriffen hatte. Gampp war zu ihr gestoßen und schüttelte ihr mit einem euphorischen Grinsen die Hand. Der Anblick des Kaufhauschefs holte Schlaicher in die Realität zurück. Die Frauen waren von der Show so angetan, dass hier im Moment offenbar niemand daran dachte, etwas mitgehen zu lassen. Aber er wusste, dass es genug Frauen gab, die sich die Präsentation entgehen ließen, weil sie dadurch in den oberen Etagen einfach mehr Platz hätten. Vielleicht sollte er ebenfalls nach oben gehen. Oder aus dem Überwachungsraum heraus über die Kameras einen Blick durch die Abteilungen werfen, um zu sehen, wo sich ein Besuch am ehesten lohnen würde. Er sah auf. Lefèvre, die eben noch an der Säule gestanden hatte, war jetzt verschwunden. Gampp schaute etwas belämmert in Richtung der Personaltür, die in den Lagerbereich und zu den Büros der Detektive führte. Schlaichers Blick folgte dem seinen. Vor der Tür hatte sich wie eine Wachfrau Weng, Martinas Mitarbeiterin, positioniert. Schlaicher beschloss, zu ihr zu gehen. Vielleicht konnte er etwas über Martina in Erfahrung bringen.
    Weng stand mit verschränkten Armen da und schien durch Schlaicher hindurchzuschauen, als der sich näherte.
    Â»Was Sie da eben angedeutet haben …«
    Â»Hören Sie, ich hätte meinen Mund halten sollen, das geht mich überhaupt nichts an.«
    Â»Wie geht es Martina?«
    Weng blickte ihn erst verärgert, dann etwas sanfter an und antwortete: »Sie haben ihr wehgetan. Mehr habe ich nicht zu sagen. Wollen Sie hier durch?« Sie ging einen Schritt zur Seite und hielt ihm die Tür auf. »Stören Sie Frau Lefèvre aber bitte nicht.«
    Schlaicher schüttelte nur den Kopf und ging durch die Tür. Links hörte er Lefèvres Stimme, allerdings leise und unverständlich. Er ging neugierig darauf zu, bis er erste Gesprächsfetzen deutlicher hören konnte.
    Â»â€¦Â und natürlich wissen sie Bescheid. Es bleibt dabei.«
    Sie musste im Gang um die Ecke stehen. Schlaicher wusste nicht, ob er einfach an ihr vorbei in Richtung der Detektivbüros gehen oder lieber noch etwas warten sollte. Er ging vorsichtig näher an die Ecke und lauschte weiter. Sie flüsterte jetzt fast, und er war sich nicht sicher, ob er die Worte richtig verstand.
    Â»â€¦Â Speere … verhaften …« Jetzt wurde es interessant. Hatte

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