Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
Vom Netzwerk:
paarmal hatte er sich bei seinen Ermittlungen auf den falschen Verdächtigen eingeschossen und war erst nach eindeutigen von Schlaicher beigebrachten Beweisen bereit gewesen, sein falsches Bild zu überdenken. Vor allem aber hatte er immer sehr gereizt reagiert, wenn Schlaicher Ermittlungen in einem seiner Fälle angestellt hatte. Gestern Abend war von Schlageter sogar die Warnung gekommen, sich aus der Sache rauszuhalten, bevor er überhaupt Interesse an dem Fall gewonnen – ja, bevor es überhaupt einen Fall gegeben hatte. Und jetzt sollte er auf Schlaichers Frage so gelassen reagieren? Der Kommissar Schlageter, den Schlaicher kannte, hätte eigentlich getobt und geschrien, das ginge ihn gar nichts an, und er solle sich bloß raushalten. Zumindest ein unfreundliches Wort hätte ihm über die Lippen kommen müssen. Wollte er die Sache herunterspielen?
    Â»Wenn Sie schon einmal da sind …«, wechselte Schlageter das Thema. »Wie mir Herr Gampp gesagt hat, waren Sie vor Ort, als die Show lief?«
    Â»Ja, ich habe darauf geachtet, ob vielleicht jemand das Gedränge ausnutzt, um etwas zu stehlen.«
    Â»Und, ist Ihnen etwas aufgefallen?«
    Â»Nichts, was bemerkenswert wäre«, antwortete Schlaicher.
    Gampp setzte sich auf seinen Platz. Er hörte dem weiteren Gespräch aufmerksam zu.
    Â»Sie wollen mir weismachen, Sie hätten gar nichts gesehen?« Da war sie wieder, Schlageters Unfreundlichkeit. Schlaicher war trotzdem verwundert, dass er so nachbohrte. Hätte er denn etwas sehen sollen ?
    So viel zur »reinen Routine«. Steckte mehr dahinter? Wenn es sich vielleicht doch nicht um eine Allergie handelte, war die Frau möglicherweise einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Dafür sprach, dass die Kripo ermittelte. Und dass ausgerechnet Schlageter geschickt wurde, so kurz vor seiner Pensionierung. Schlaicher beschloss, aus dem Gespräch selbst auch so viele Informationen wie möglich herauszuziehen, und antwortete mit einer Gegenfrage: »Was genau wollen Sie denn wissen?«
    Schlageter verdrehte die Augen. An seinem schneller werdenden Rasselatem und dem sich langsam ins Rote verfärbenden Teint merkte Schlaicher, dass Schlageter nun doch etwas wütend wurde. Seine Worte äußerte er dennoch fast bedächtig: »Haben Sie mitbekommen, ob die Kundin von Frau Lefèvre über die Inhaltsstoffe informiert wurde?«
    Schlaicher dachte kurz nach. »Nein, habe ich nicht, aber ich war auch nicht die ganze Zeit über da«, antwortete er wahrheitsgemäß.
    Â»Und sonst? Mensch, Schlaicher, Sie lassen sich wieder einmal die Würmer aus der Nase ziehen.
    Â»Wahrscheinlich deswegen, weil es nicht wirklich etwas zu sagen gibt. Ich meine, es waren ein paar hundert Frauen da, und die haben sicherlich das Gleiche gesehen wie ich. Die Frau hat die Behandlung gewonnen und war danach nicht mehr wiederzuerkennen – nur leider nicht so, wie die Lefèvre es angekündigt hat. Kurz darauf kam der Krankenwagen und dann Sie selbst.«
    Schlaicher sah, dass Schlageter zu Gampp blickte und kurz nickte, bevor er sich wieder an ihn wandte: »Na gut. Das wäre es dann. Vielen Dank für Ihre Kooperationsbereitschaft.«
    Gampp fügte ein entlassendes »Ja, danke« hinzu.
    Schlaicher erhob sich und ging zur Tür. »Und lassen Sie die Hände davon«, sagte Schlageter abschließend – so beiläufig, dass er ihm ebenso gut einen schönen Abend hätte wünschen können.
    Schlaicher blieb im Vorzimmer ratlos stehen und kratzte sich am Kopf. Er hatte von Schlageter so gut wie gar nichts darüber erfahren, wie die Polizei auf diesen Gedanken gekommen war, dass es sich um ein Kapitalverbrechen handelte. Hatte Tamara Brockmann Feinde gehabt? Hatte ihr jemand offen gedroht und gestern Abend endlich zugeschlagen? Oder war gar ein Unbekannter im Krankenhaus aufgetaucht und hatte ihr Beatmungsgerät ausgeschaltet? Ein Mord? Schlaicher schluckte. Das Schlimmste für ihn war das Gefühl, dass Schlageter dieses Mal mehr zu wissen schien als er selbst.
    Erst auf der Rolltreppe im Verkaufsraum fand Schlaicher wieder in die Realität zurück. Er hatte kein wirkliches Ziel, beschloss dann aber, sich noch einmal den »Tatort« anzuschauen. Vielleicht hatte er ja doch etwas übersehen.
    Die Überprüfung des Erdgeschosses erwies sich als vollkommener Reinfall. Noch in der Nacht waren die Stände

Weitere Kostenlose Bücher