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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila Jeffries
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Schließlich zwängte ich mich hinunter und kroch auf dem Bauch am Fuß der Mauer entlang. Ich folgte einem Pfad, den eine andere Kreatur im langen Gras hinterlassen hatte. Dann war ich wieder bei unserem Wohnwagen. Die Tür stand offen, und ich schoss mit erhobenem Schwanz hinein.
    Jessica war auch zurückgekommen. Sie richtete sich gerade in den Schränkchen unter den Sitzbänken häuslich ein. Eine tote Maus hatte sie schon hereingeschleppt, dazu eine Socke von Ellen und eine Käseecke. Diesmal freute sie sich, mich zu sehen.
    »Weichei«, sagte sie, als ich ihr die Geschichte von dem Hund erzählte. »Dem werde ich die Flausen schon austreiben. Du bist vielleicht ein Feigling, Salomon.«
    »Du hast nicht gesehen, wie groß er ist«, entgegnete ich.
    »Schlappschwanz!« Jessica gähnte ausdauernd. »Hunde sind für mich jedenfalls kein Problem.«
    Wir streckten uns beide auf der sonnigen Fensterbank aus, um ein Nickerchen zu halten.
    Es war im Wohnwagen nicht besonders ruhig. John sprang auf den Sitzbänken herum und warf mit seinen Spielsachen. Joe war auf der Treppe und bohrte Löcher in die Tür, um eine Katzenklappe für uns zu installieren. Ellen wurde immer hektischer, weil sie versuchte, Kisten auszupacken.
    Ich sah schuldbewusst die roten Kratzer an ihrer Schulter. Sie hatte mir zwar verziehen, aber ich fühlte mich immer noch schlecht. Und Jessica hatte mich einen Feigling genannt.
    Kurze Zeit später brüllte Joe John an und ärgerte sich über die Wohnwagentür. Er hatte ein Loch hineingeschnitten und dann die neue Katzenklappe aus der Schachtel geholt, und jetzt stellte er fest, dass sie nicht passte.
    Ich beobachtete ihn angespannt, wie er mit der Materie kämpfte. Schließlich feuerte er die Klappe unter den Wohnwagen.
    »Alles Schrott«, beklagte er sich und warf seinen Werkzeugkasten nach draußen. Er schlug auf dem Rasen auf, Schrauben und Nägel flogen in alle Richtungen.
    Jessica verschwand unter ihrer Sitzbank, John rannte zu Ellen und klammerte sich an ihre Beine. Ellens Gesicht wurde starr. Ich wusste, dass sie sich in Augenblicken wie diesem nicht traute, auch nur einen Pieps von sich zu geben. Denn alles was sie sagte, sogar nette Sachen, würden bei Joe einen Wutanfall auslösen.
    Da ich vom Fensterbrett nicht wegkonnte, senkte ich die Augenlider und gab vor, Buddha zu sein, vorbildlich in friedvollem Verhalten.
    John saß mittlerweile auf Ellens Arm und umklammerte ihren Hals. Ellen öffnete mit der anderen Hand den Kühlschrank und nahm eine der großen schwarz-goldenen Bierdosen heraus, die Joes Lieblingssorte enthielten. Sie reichte sie ihm. Er nahm sie und lehnte sich mit dem Rücken zu uns ans Auto.
    »Kommt, lasst uns ein bisschen rausgehen.« Ellen trug John die Stufen hinunter und zog seinen Plastiktraktor unter dem Wohnwagen hervor. Ich folgte mit hoch erhobenem Schwanz und setzte mich auf den warmen, trockenen Weg. John fuhr dort auf und ab.
    Da tauchte auf einmal der böse Hund auf. Er trottete ganz allein den Weg herunter und hatte uns noch nicht entdeckt. Ich versteinerte auf der Stelle. Die kleinste Bewegung würde ihn auf mich aufmerksam machen und auch John und Ellen in Gefahr bringen.
    Jessica schien eine Art Hunderadar zu besitzen. Sie kam aus dem Wohnwagen und schlich durch das Gras wie ein Tiger auf der Pirsch. Ich konnte spüren, wie sie sich hinter mir vorbeidrückte. Dann setzte sie sich mitten auf den Weg und begann, sich zu putzen. Ihre Dreistigkeit war unglaublich. Der Hund kam näher und näher, aber Jessica machte einfach weiter.
    Ich wollte davonrennen, konnte aber Jessica, John und Ellen nicht mit dem Hund allein lassen.
    Plötzlich sah er auf, erblickte uns und stürmte den Hügel herunter. Seine Pfoten donnerten auf dem Asphalt.
    Jessica erhob sich und verwandelte sich in einen Drachen. Sie machte einen Katzenbuckel, legte die Ohren an und schlug mit dem Schwanz. Ihre Augen waren ganz schwarz. Ihr Fell sträubte sich, bis sie doppelt so groß war wie sonst. Dann rannte sie auf den Hund zu, mit fauchendem Maul und gebleckten Zähnen. Sie heulte und knurrte.
    »Mami, schau mal, Jessica«, quietschte John. Wir standen alle wie gebannt und beobachteten das Schauspiel.
    Der Hund hörte auf zu bellen. Er zögerte, trottete schnüffelnd und knurrend zu Jessica hinüber und beobachtete sie mit glitzernden Augen. Verglichen mit dem massigen Hund wirkte sie wie eine Spielzeugkatze. Trotzdem näherte sie sich ihm, fauchte und geiferte dabei weiter. Plötzlich machte

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