Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten
mit einer beigefarbenen Tür und Rädern, wie ein Auto.
»Ich habe keine Lust, in einem lausigen Wohnwagen zu hausen«, beklagte sich Joe.
Aber Ellen war fröhlich, weckte John auf und plapperte angeregt. »Ach, hör doch auf. Das wird toll. Wir können ihn uns gemütlich einrichten. Lass uns zuerst einmal die armen Katzen rauslassen. Wir bringen sie ins hintere Schlafzimmer und reiben ihre wunden Pfoten mit Butter ein.«
Die Autotür öffnete sich, es regnete herein. Ellen rannte mit dem Katzenkäfig zum Wohnwagen. Dort roch es nach Plastik, und es war eiskalt. Sie brachte uns in ein winziges Schlafzimmer, schloss die Tür und ließ uns heraus. Jessica kroch unters Bett, aber ich war froh, mich in Ellens Arme zu kuscheln. Sie saß mit mir auf dem Bett, und wir sahen zum Fenster hinaus in die aufsteigenden Nebelschwaden.
»Wir sind in Cornwall, Salomon«, sagte sie. »Es wird nett hier, du wirst schon sehen. Du bist jetzt eine Cornwall-Katze.«
Sie streichelte mich mit langen Zügen und glättete mein zerwühltes Fell. Dann strich sie Butter auf meine Pfoten und stellte uns ein Schälchen Wasser und einen Teller mit unserem Lieblingsfutter hin.
»Ihr beide bleibt hier drin. Sobald wir das Auto ausgeräumt haben und es nicht mehr regnet, dürft ihr raus und euch umsehen.«
Jessica blieb unter dem Bett, aber ich setzte mich auf einen Schrank neben dem Fenstern und leckte mir die Butter von den Pfoten. Draußen luden sie das Auto aus.
Ich mochte die Ausstrahlung des Wohnwagens nicht. Er roch muffig und wackelte die ganze Zeit, besonders wenn Joe herumlief. John rannte von einem Zimmer zum anderen und krähte aufgeregt. Ich fühlte mich nicht sicher. Das hier war nicht mein Zuhause. Sobald es aufhörte zu regnen, so schwor ich mir, würde ich nach draußen gehen und mir etwas Besseres suchen.
Später durften wir aus dem Schlafzimmer, aber die Tür nach draußen blieb verschlossen. Ich inspizierte alles gründlich und stolzierte mit hochgerecktem Schwanz herum. Es gab keine Treppe und keinen Platz zum Spielen, keine Katzenklappe und kein Sofa. Aber ich fand zumindest ein breites, sonniges Fensterbrett, auf dem ich mich ausstreckte.
Jessica weigerte sich, unser neues Zuhause auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Sie schlich misstrauisch herum, ihr Hals wurde lang und länger, als sie in die winzigen Zimmer und Schränke blickte. Dann kratzte sie an der Eingangstür und maunzte.
»Lass sie nicht raus«, rief Ellen aus dem Schlafzimmer, wo sie John ins Bett brachte. Er weinte.
»Mir gefällt es hier nicht, Mami. Ich will nach Hause, in unser altes Haus.«
»Das geht nicht, mein Schatz. Das hier ist jetzt unser Zuhause.«
»Aber warum, Mami?«
Ellen erklärte es ihm, aber er beruhigte sich nicht. Also sprang ich auf sein Bett und legte mich schnurrend neben ihn.
»Schau, Salomon ist auch da, und ihm geht es gut«, sagte Ellen.
Mir ging es gar nicht gut. Ich wollte auch zurück in das alte Haus. Das Verlangen versetzte meinem Herzen regelrechte Stiche, aber das durfte John nicht wissen. Ich rollte mich auf seinem Kissen zusammen und gab vor zu schlafen, bis er aufhörte zu weinen und sich in sein neues Bett kuschelte.
»Einer ist geschafft, zwei müssen noch«, sagte Ellen müde. »Als Nächste ist Jessica dran.«
Ich sah mit Verwunderung, wie Ellens Aura sich mit funkelnden Sternen füllte und das helle Leuchten eines Engels neben ihr auftauchte. In diesem Moment war ich sehr stolz, eine Katze zu sein. Ellen besaß eine liebevolle Art, die jeder gestressten Kreatur guttat und sie beruhigte.
Ich erinnerte mich, dass sie diese Gabe schon als Kind gehabt hatte, wenn die Engel um sie waren. Ich setzte mich neben sie und nahm die Energie in mich auf, als wäre es wärmender Sonnenschein.
Ellen lockte Jessica von der Tür weg, nahm sie hoch und setzte sie auf das bernsteingoldene Samtkissen. Dabei streichelte sie sie die ganze Zeit und redete mit beruhigender Stimme auf sie ein.
»Alles wird gut, meine süße Jessica. Das ist dein neues Zuhause, und es wird dir hier gefallen. Deine Katzenkinder sind alle gut versorgt. Ja, ich weiß, du vermisst sie, mein Schätzchen.«
Jessica lauschte und fixierte mit ihren müden Augen Ellens Gesicht.
Durch Ellens sanftes Streicheln bekam ihr Fell allmählich seinen Glanz zurück. Sie schnurrte sogar, wenn auch nicht besonders überzeugend.
»Das ist ein Beruhigungsmittel, Jessica«, sagte Ellen und zeigte ihr eine kleine weiße Tablette. »Die tut dir nichts, hilft dir aber
Weitere Kostenlose Bücher