Salomos letzte Geliebte
und sie war lange bei ihm.«
»Weißt du das?«
»Ja!«
Zippa hob spöttisch die Augenbrauen, die so glatt wirkten, als wären sie rasiert. »Weißt du das wirklich? Ist alles das eingetreten, was man sich in deiner Zeit über die Königin erzählt? Hat es sie tatsächlich gegeben? Oder haben sich die Künstler, die zahlreiche Bilder über sie und ihren Besuch bei Salomo geschaffen haben, nicht geirrt? Hat der Besuch stattgefunden?«
»Ich glaube daran.«
»Aber nicht alle Menschen, die damit zu tun haben.«
»Das stimmt allerdings.«
»Es muss doch nicht die Königin gewesen sein, die den König besucht hat. Es kann auch eine andere Person zu ihm gekommen sein. Eine, die die Stelle der Königin eingenommen hat und sich an ihrer Stelle auf den Weg machte, weil es ihr selbst nicht möglich war, denn Tote können nicht mehr reisen, John Sinclair, das weißt du selbst.«
»Aber Amira kann es.«
»Genau.«
»Und sie kann es nur deshalb, weil sie zuvor als letzte Geliebte Salomos die Rivalin getötet hat, und zwar durch das Schwert, das eigentlich mir gehört.«
Irgendwie sah Zippa erleichtert aus. »Du hast es begriffen, John. Du hast es wirklich sehr genau begriffen. Amira war Salomos letzte Geliebte, und sie soll es auch bleiben. Deshalb hat sie mich, Zippa, gebeten, ihr zu helfen.«
Die Karten lagen jetzt auf dem Tisch. Sie waren gemischt. Mir konnte die Mischung nicht gefallen, und ich fragte mit leiser Stimme: »Bist du denn so mächtig?«
»Genau das bin ich!«, erklärte sie nicht eben unbescheiden. »Ich bin mächtig.«
»Und wer bist du? Doch nicht einfach nur eine Frau, die Zippa heißt?«
»Nein. Ich heiße zwar Zippa, doch ich bin mehr als sie. Ich bin Zippa, die Zauberin. Ich bin eine Botin. Ich liebe die Göttin Astarte. Ich beobachte sie. Ich mische mich bei den Menschen ein, wenn sie das wollen. Amira wollte es. Und du hast erlebt, wenn ich mich einmische, und du hast einiges von meiner Macht gespürt, als du in den Bann des Ringes geraten bist.«
Da stimmte alles. Zippa hatte nicht gelogen. Sie brauchte nicht zu lügen. Auch der Name Astarte war mir geläufig. Sie galt als Göttin, sie besaß nicht nur einen Namen, ihr Sein zog sich quer durch die Kulturen, wo man ihr die verschiedensten Namen gegeben hatte, unter anderem auch Lilith.
Aber sie spielte hier keine direkte Rolle, doch ich wusste auch, dass die Göttin Astarte in dieser Zeit, in der ich mich befand, von vielen Menschen angebetet wurde.
Zippa gehörte demnach zu Astarte’s engstem Kreis, und wenn ich diese Göttin mit Lilith gleichsetzte, dann war ich gewissermaßen an der Stelle angelangt, als der Kampf zwischen Gut und Böse ausgetragen wurde. Nur eben nicht in dieser exzessiven direkten Form, sondern mehr auf andere Schultern verteilt.
Zippa sah interessant, aber nicht gefährlich aus. Wenn ich sie bisher nicht so eingestuft hatte, so musste ich jetzt umdenken und sie sehr stark in meine neue Aufgabe mit einbeziehen, die sehr klar vor mir lag und auf einen Nenner zu bringen war.
Ich musste die Königin von Saba retten, indem ich mir mein Schwert wieder zurückholte.
Es klang ganz einfach, aber es war nicht einfach, denn in dieser Welt stand ich auf verlorenem Posten. Ich war von Feinden umgeben. Alle Menschen, die sich hier versammelt hatten, konnte ich als meine Feinde betrachten. Sie würden Zippa oder Amira gehorchen, aber nicht mir, und das machte meine Aufgabe nicht leichter.
»Siehst du jetzt ein, wer die Macht hat, John Sinclair?«
»Es sieht nicht gut für mich aus.«
»Da möchte ich nicht widersprechen. Aber gewisse Dinge müssen eben geregelt werden. Amira will nicht, dass Salomo der Königin von Saba gehört. Sie war seine letzte Geliebte. Er hat ihr gesagt, dass es keine andere mehr für ihn geben wird. Er will an ihrer Seite sein und sie an seiner. So musst du es sehen, und deshalb werden wir Amira die Schwierigkeiten aus dem Weg räumen.«
»Willst du die Königin töten?«
»Nein. Ich bereite nur alles vor. Amira wird den tödlichen Streich führen. Drei Frauen spielen die Hauptrolle, und du bist nur so etwas wie ein Beschleuniger gewesen.«
»Drei Frauen?«, wiederholte ich. »Gibt es da nicht noch eine andere Person?«
»Wen? Wen sollte es geben?« Die Überraschung war nicht gespielt, auch nicht das verwunderte Kopfschütteln.
Mir war wieder eingefallen, dass ich einen bestimmten Namen oder Begriff gehört hatte. Ich sprach ihn aus. »Scheba oder so ähnlich.«
Zum ersten Mal hörte ich
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