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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Rohrschächte, Zugtunnel. Wusste man, wohin sie führten und welche Wege man wählen sollte, konnte man beinahe überall in der Stadt hingelangen, ohne sich oberhalb der Erde bewegen zu müssen. Auf diese Weise kam Saint von Chelsea in die Drury Lane und später am Vormittag von dort nach Whitechapel, ohne sich in das Vampiräquivalent eines Feuerwerks zu verwandeln.
    Kurz nachdem sie die Nachricht von Mrs. Maxwells Tod erhalten hatten, verließ er das Maison Rouge und machte sich auf den Weg zur Drury Lane, um möglichst viel in Erfahrung zu bringen, bevor die Polizei und die Presse alle Spuren vernichteten. Die verzweifelte Ivy zurückzulassen war ihm nicht leichtgefallen. Lieber hätte er sie weiter in den Armen gehalten und ihr so viel Trost gespendet, wie er konnte. Aber gerade dass er sie einfach festhalten wollte, trieb ihn letztlich aus dem Haus.
    Reizbar und schnippisch, wie sie war, brachte die kleine Ivy Dearing eine Saite in ihm zum Klingen. Sie empfand so tief für die Menschen, die ihr nahestanden, und ein Teil von ihm wünschte sich, auch er könnte wieder solche Gefühle hegen, obgleich er wusste, dass sie den Schmerz nicht wert wären, der zwangsläufig folgte.
    Tennyson, der närrische Schreiberling, hatte ja keine Ahnung gehabt, worüber er sprach, als er behauptete, dass es besser wäre, eine Liebe zu verlieren, als nie eine gehabt zu haben.
    In der Drury Lane fand Saint nichts, was ihm einen Hinweis auf den Täter gab. Es waren bereits zu viele Leute dort, als dass er einen Geruch aufnehmen konnte, und die Polizei ließ niemanden in die Nähe der Toten. Doch selbst aus einiger Entfernung sah Saint genügend, um zu erkennen, dass es derselbe Mörder gewesen war wie bei den beiden anderen Frauen.
    Priscilla Maxwell war auf exakt dieselbe Art getötet worden wie die beiden Mädchen aus dem Maison Rouge: die Kehle durchschnitten und der Schoß entfernt. Soweit zu erkennen war, war sie weder geschlagen noch vergewaltigt worden. Ihre Kleidung war fein säuberlich um sie herum arrangiert und der Leichnam wie ein schlafendes Kind hingelegt worden.
    »Sieht ganz nach der Arbeit des dreckigen alten Jack aus «, bemerkte ein Schaulustiger, was umgehend mit hörbarem Luftanhalten und aufgeregtem Gemurmel quittiert wurde. Inzwischen hatte sich eine ziemliche Menge am Fundort versammelt.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Zeitungen zu demselben Schluss kamen. Im Grunde grenzte es an ein Wunder, dass sie es nicht längst getan hatten. Dieser Mord allerdings dürfte ungleich mehr Aufmerksamkeit gewinnen als die anderen, denn schließlich war Priscilla Maxwell berühmt.
    Saint hatte wenig Zeit, alle Informationen zu bekommen, die er brauchte, ehe die Sensationsgier übernahm. Mit einen Grund, weshalb Jack the Ripper nie gefasst worden war, stellten der Mangel an verlässlichen Beweisen sowie widersprüchliche Zeugenaussagen dar. Whitechapel galt als raue Gegend, und viele der Bewohner waren nur allzu froh, Informationen gegen Bezahlung liefern zu können. Leider bezogen die meisten sie aus dritter Hand, verfälscht durch überhöhten Alkoholgenuss und bisweilen schlicht erlogen.
    Was in der Drury Lane zu erfahren war, musste nicht unbedingt glaubwürdiger sein.
    Und jetzt würden die Leute auch noch Dinge beisteuern wollen, um die Ripper-These zu untermauern. Noch dazu wollte gewiss jeder etwas sagen, um seinen Namen in der Zeitung zu lesen.
    Mit Saint würde die Polizei niemals reden, was ihm nur recht war. Es gab indessen eine Person, die mindestens ebenso viel wissen dürfte wie Scotland Yard, wenn nicht sogar mehr, und die war Ezekiel Cole. Seinetwegen war Saint in den Tunneln unter London unterwegs, wo ihm die tödlichen Sonnenstrahlen nichts anhaben konnten.
    Allein war er nicht hier unten. Ratten huschten vorbei, hier und da auch Menschen.
    Letztere waren recht finstere Gestalten, die Samt misstrauisch beäugten. An einer Stelle näherten sich ihm ein paar Halunken, die ihn irrtümlich für einen reichen Pinkel hielten, dessen Geldbörse ihnen Essen, Trinken und Frauen für eine ganze Woche sichern könnte.
    Wären sie halbwegs bei Verstand gewesen, hätten sie von allein darauf kommen können, dass kein anständiger Gentleman jemals diese Tunnel betreten würde.
    »Her damit, Chef! «, forderte einer von ihnen, dessen Laterne ihm groteske Schattenspiele ins Gesicht malte. >>Dann lassen wir dich in Ruhe.«
    Wären sie nicht allesamt sturzbetrunken und versessen auf schnelles Geld gewesen, hätten sie

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