Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
mitfühlend an. »Es tut mir leid, dass ich nicht für dich da sein konnte. Geht es dir wirklich gut?«
    Seine Sorge rührte sie, und sie drückte seine Hände, bevor sie ihn losließ. »ja, danke.«
    »Falls ich etwas tun kann … «
    Ivy sah ihre Mutter, die mit einem Glas Sherry am Fenster saß. Sie war allein, ihr Blick abwesend. »Ja, du könntest meine Mutter begrüßen gehen. Gewiss wird sie sich freuen, dich zu sehen.«
    Justin folgte ihrem Blick. »Ja, das mache ich«, sagte er lächelnd, küsste Ivy auf die Wange und ging zum Fenster.
    Sehr gut! In Justins Gesellschaft würde ihre Mutter ganz sicher nicht Trübsal blasen.
    Könnte Ivy doch nur ähnlichen Trost gegen ihren Kummer finden!
    Das Schicksal, dessen Hang zur Ironie unlängst ein wenig zu ausgeprägt für Ivys Geschmack war, bescherte ihr umgehend eine Ablenkung, kaum dass sie sich umgedreht hatte, um ein Glas Champagner vom Tablett des Dieners zu nehmen.
    Irgendwie war es Saint gelungen, den Raum zu betreten, ohne dass sie es bemerkt hatte. Eben noch war er nirgends zu sehen gewesen, und nun war er hier, so entspannt und lässig, dass man fast glauben konnte, er wäre von Anfang an dabei gewesen.
    Mit einem Meter fünfundachtzig war er nicht der größte Mann im Raum, stach jedoch allemal deutlich genug heraus, als würde er alle überragen. Er trug schwarze Abendgarderobe, und seine gebräunte Haut bildete einen exotischen Kontrast zu dem Schneeweiß seines Hemds und seiner Krawatte. Das dichte wellige Haar hatte er zurückgekämmt, so dass Ivy freien Blick auf seine edlen Züge hatte.
    Der goldene Lampenschein akzentuierte seine hohen Wangenknochen, sein kantiges Kinn und den erotischen Schwung seiner Lippen. Sein wunderschönes Gesicht wies bloß eine einzige Unvollkommenheit auf, soweit Ivy sehen konnte, und das war eine Narbe, die seine rechte Braue teilte. Ansonsten war er eine fleischgewordene dunkle Phantasie: ein Engel, der aus dem Himmel verstoßen worden war und seinen Fall genoss.
    Ohne etwas dagegen tun zu können, wurde sie zu ihm hingezogen. Die schweren Röcke ihres silber-auberginefarbenen Damastkleides bauschten sich beim Gehen um ihre Beine. Das Kleid war modisch tief ausgeschnitten, dennoch fand Ivy, das düstere Violett wäre hinreichend Zeichen ihrer Trauer. Das Mieder schmiegte sich eng an ihre Taille und ihre Hüften. Als sie auf den Vampir zuging, strich sie sich den Rock vorn mit ihrer verhüllten Hand glatt.
    Er betrachtete eine gerahmte Photographie an der Wand. »Gefällt sie Ihnen, Mr.
    Saint?«
    »Nur Saint«, korrigierte er automatisch, ohne den Blick von dem Bild abzuwenden.
    »Und, ja. Aus dem langen Haar in ihrer Hand schließe ich, dass sie Delilah darstellen soll, richtig?«
    Ivy nickte und stellte sich neben ihn. »ja, soll sie. «
    »Eine wunderschöne Photographie. Ätherisch und romantisch, eine Vision weiblicher Macht. Ich war so bezaubert von ihrem triumphierenden Ausdruck, dass mir gar nicht gleich auffiel, wie spärlich sie gekleidet ist.«
    Seine Beobachtung traf exakt, was Ivy mit der Aufnahme beabsichtigt hatte, und sie konnte nicht umhin, innerlich zu jubilieren. »Es kommt daher, dass Sie sie als mächtig sehen, als eine Frau, keine Hure.«
    Er blickte sie an, als wäre er von ihrer Erklärung fasziniert. >Ja, vermutlich. Wer ist das Modell?«
    »Das ist Goldie.« Den Namen ihrer Freundin auszusprechen, brachte den Schmerz in ihre Brust zurück, der jedoch ebenso schnell wieder verschwand, wie er gekommen war. »Ich machte die Aufnahme zwei Wochen bevor sie starb.«
    Diesmal drehte er sich ganz zu ihr. »Sie haben die Photographie aufgenommen?«
    Sie hätte beleidigt sein können, doch sein Staunen amüsierte sie. »Verwundert Sie das?«
    »Soll ich ehrlich sein? Ja.«
    »Weil ich eine Frau bin?«
    Seine Augen bedeuteten ihr, wie wenig er von dieser Bemerkung hielt. »Weil es ein außergewöhnlich sinnliches Bild ist.«
    Sie schmunzelte. »Sie fragen sich jetzt, ob ich die Gesellschaft von Damen vorziehe.«
    Wieder zu dem Bild gewandt schüttelte er den Kopf. »Nein, das tue ich nicht. Ich weiß, dass Sie Herren vorziehen.«

    »Ach ja? Woher?« Das war wahrlich interessant. Nach so kurzer Bekanntschaft glaubte er bereits, etwas über sie zu wissen. Nun, sie hatte schließlich auch schon einiges über ihn erfahren.
    »Ich erkenne es an der Art, wie Sie mich ansehen.«
    »Wie überaus arrogant von Ihnen! «
    »Ich bin sehr alt.« Seine Mundwinkel bogen sich nach oben, als er sie ansah. »Alt genug,

Weitere Kostenlose Bücher