Salon der Lüste - 3
Sie schaltete die kleine Tischlampe auf der Kommode ein.
Das Bett knarrte ein wenig, als er aufstand und aus der Dunkelheit ins Licht kam.
Erst als er keinen Meter mehr von ihr entfernt war, konnte sie ihn richtig sehen.
Er wirkte verdrossen.
Während er einatmete, hob er den Kopf wie eine Katze, die an der Luft schnupperte. »Du warst mit Fontaine zusammen«, sagte er finster.
»Ja.« Instinktiv verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust, nahm sie aber gleich wieder herunter. »Keine Sorge, ich hatte zwei deiner Männer bei mir. «
»Er hat dich angefasst.«
Deshalb machte er ein solches Drama daraus? »Nicht dass es dich etwas anginge, aber er hat mich geküsst, ja.«
jede vernünftige Frau würde das seltsame Funkeln seiner Augen in Angst versetzen, vor allem in einem verdunkelten Raum. Doch Ivy hatte noch nie behauptet, vernünftig zu sein. Ihr Herz begann, heftig zu pochen angesichts seiner lodernden Eifersucht.
»Ich kann seinen Gestank an dir nicht leiden«, knurrte er förmlich.
»Also, ich finde, dass er recht angenehm riecht - nach Apfelsauce.« Närrin, die sie war, provozierte sie ihn auch noch!
Stumm und blitzschnell stürzte Saint sich auf sie. Seine Finger tauchten in ihr Haar, seine Daumen drückten unterhalb ihrer Ohren gegen ihre Haut - nicht fest genug, dass es schmerzte, aber sie hätte sich ihm unmöglich entwinden können.
Dann lag sein Mund auf ihrem, heiß und sanft fordernd, nicht strafend und grob, wie sie es erwartet hatte. Seine Lippen schmiegten sich an ihre, drängten sie auseinander, damit er sie mit seiner Zunge schmecken konnte.
Ivy klammerte sich mit beiden Händen an seine Schultern, während sie innerlich dahinschmolz. So sollte ein Kuss zwischen Liebenden sich anfühlen! Das war es, was ihr gefehlt hatte, als Justin sie küsste. Es hatte nichts mit Technik zu tun, aber sehr viel mit den Gefühlen, die einzig durch die Verneinung von Mündern und Zungen geweckt wurden.
Dieser Mann - besser gesagt: dieser Vampir - machte den Kuss zu einem ganz besonderen Erlebnis. Sie begehrte ihn auf mehr Weisen, als sie zugeben wollte, selbst vor sich. Auch wenn sie es nicht verstand, war es einfach so. Sie konnte nicht einmal sagen, ob er sich wirklich als der Mann erweisen würde, als den sie ihn sich wünschte und der den Mörder fand. Sie wusste bloß, dass ihr Leben sich für immer verändert hatte, weil er darin vorkam.
Genauso plötzlich, wie er sie gepackt hatte, ließ er sie wieder los und wich zurück, als hätten ihre Lippen ihn verbrannt.
»Jetzt«, stellte er heiser fest, »riechst du nach mir.«
Mit diesen Worten drehte er sich um und schritt aus dem Zimmer. Sie blieb allein zurück. Vielleicht hätte sie sich abermals zurückgewiesen fühlen sollen, doch das tat sie nicht - ganz im Gegenteil.
Saint hatte sie mit seinem Duft versehen, sie quasi markiert.
Als sein.
Bevor das Maison Rouge an diesem Abend seine Tore öffnete, ging Saint hinaus auf die Jagd. Er war nicht hungrig, sondern musste lediglich einige überschüssige Energie loswerden. Und vor allem brauchte er eine Welle Abstand von Ivy.
Er sollte schnellstmöglich den Mörder finden. je schneller er London wieder verlassen konnte, umso besser für sie alle. Ivy könnte sich Fontaine zuwenden, und alles würde so werden, wie es sein sollte.
Nur leider wollte Saint nicht, dass Fontaine Ivy bekam. Er wollte sie für sich.
Ihr ganzes Leben lang kannte er sie schon. Und jetzt, nach nicht einmal einer Woche in ihrer Gesellschaft, wurde er schon besitzergreifend. Selbst für ihn dürfte das ein neuer Rekord sein.
Während er durch die Katakomben unter der Straße streifte, bemühte er sich, die Gedanken an Ivy zu verdrängen. Sobald er weit genug vom Haus weg war, stieg er durch einen Zugtunnel nach oben in eine dunkle Gasse und kletterte seitlich an einem Gebäude bis zum Dach hinauf. Von dort flog er den Rest des Weges zu seinem Ziel.
Warum er fliegen konnte, wusste er nicht. Seit seine Gefährten und er vor fast sechshundert Jahren zu Vampiren geworden waren, besaßen sie diese Fähigkeit. Wie einige andere war auch diese Gabe schlicht da gewesen, und weil Saint sich mit seiner Art und ihrer Geschichte ohnehin kaum auskannte, nahm er alles klaglos hin, was er auf einmal konnte. Er wusste, was er war, und er akzeptierte es. Das reichte ihm. Er kannte seine Schwächen und seine Stärke. Was brauchte er mehr?
Ezekiel war draußen vor seiner Ladentür im Begriff, für heute zu schließen. Diesmal machte
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