Salon der Lüste - 3
Sideboard ging und sie bediente. Er hatte gerade den Verschluss von der Kristallkaraffe genommen, als Ivy sich zu ihm stellte.
»Wo warst du?«, fragte sie.
Hierfür war er nun wirklich nicht in der Stimmung. Nicht dass er ihr ihren Zorn verübelte, jedoch fehlte ihm die Kraft, abermals dessen Ziel zu sein.
Er schüttete seinen Bourbon in einem Schluck herunter. »Ich habe den Mann befragt, den du heute Morgen angeschossen hast«, antwortete er und schenkte sich nach.
Ivy wurde blass und blickte sich unsicher um, ob ihre Mutter oder Fontaine auch nichts gehört hatte. »Sprich leiser! «
»Vielleicht kannst du noch ein wenig warten, ehe du mich lebendig häutest«, schlug er vor. »Wir wollen doch Fontaine nicht erfahren lassen, dass du einen Mann angeschossen hast, um den Vampir zu retten, mit dem du vögelst, oder?«
Sie sahen einander an, und Saint bemerkte, wie sie röter und röter wurde.
»Gott, ich begehre dich!«, flüsterte er und hob sein Glas.
Ivy blinzelte, dann schenkte sie ihm jenes sinnliche Lächeln, das einzig ihm vorbehalten schien.
Noch ehe er mehr sagen konnte, kam Emily herein, gefolgt von zwei Constables.
»Ich bitte um Verzeihung, Miss Madeline«, entschuldigte sie sich, »diese Gentlemen möchten mit Mr. Saint sprechen.«
Schlagartig wirkte Ivy verwirrt und besorgt, wohingegen Saint die beiden Polizisten ruhig betrachtete. »Natürlich. Darf ich fragen, in welcher Angelegenheit?«
Einer der Männer trat vor. »Verzeihen Sie die Störung, Sir. Heute Abend wurde eine junge Frau in der Nähe von Covent Garden ermordet, und ein Zeuge hat Sie am Tatort gesehen.«
Ein Zeuge, von wegen! »Das ist ausgeschlossen.«
»Also waren Sie heute Abend nicht in der Russell Street?«
Mist! Dort hatte er Beatty befragt.
»Sie sagen, eine Frau wurde ermordet?«, fragte er ausweichend.
Die beiden tauschten unbehagliche Blicke. »Wie die anderen bedauernswerten Opfer, Sir.«
Während Madeline und Ivy hörbar die Luft anhielten, stellte Samt sein Glas ab und schritt auf die Polizisten zu.
»Bin ich ein Verdächtiger?«
Ein weiterer Blickwechsel. »Ich fürchte ja, Sir.«
»Dann nehmen Sie mich am besten mit zum Yard«, stellte er fest. »Wie es aussieht, müssen wir uns unterhalten.«
Kapitel 14
Es stimmte, was der Volksmund über die Hölle und die guten Absichten sagte. Saints jedenfalls hatten ihn zu einem Mordverdächtigen gemacht.
Er saß in einem kleinen Zimmer an einem kleinen Tisch. Die Luft war so rauchvernebelt, dass sie das ohnehin schon spärliche Licht zusätzlich dämpfte. Als einer der Constables, ein hagerer Mann namens MacKay, ihm eine Zigarette anbot, lehnte Saint höflich ab. Obgleich er gern rauchte, tat er es nicht wie ein Mensch, was ihnen unweigerlich auffallen würde.
»Es wird nicht lange dauern, Mr. Saint«, erklärte MacKay ihm mit einem schweren schottischen Akzent.
Saint zuckte nur mit den Schultern. »Ich habe nichts Besonderes vor.« Solange sie vor Sonnenaufgang fertig waren und dafür würde er sorgen -, beklagte er sich nicht.
»Können Sie uns sagen, was Sie heute Abend in Covent Garden wollten?«, fragte Smythe, der Plumpere von beiden, hustete und warf seinem Kollegen einen tadelnden Blick zu. Offenbar war er Nichtraucher.
»Ich habe einen Mann befragt, den ich verdächtigte, mit den Morden zu tun zu haben.« Es war überflüssig, zu erklären, welche Morde er meinte.
Smythe setzte sich ihm gegenüber an den Tisch und stierte ihn streng an. »Sind Sie ein Constable, Mr. Samt?«
Sein wenig subtiler Ton entlockte Saint ein Lächeln. »Kein Grund, sich zu echauffieren, mein Guter. Ich wollte lediglich Miss Dearing einen Gefallen erweisen.«
»Ah ja, der Puffmutter! « Er beobachtete genau, wie Samt reagierte.
Dieser neigte bloß leicht den Kopf zur Seite. Maddie war schon übler genannt worden. »Das Maison Rouge ist ein sehr vornehmes Etablissement, wie Ihnen sehr wohl bekannt sein dürfte.«
Smythe wurde rot, worauf der andere Constable ihn verwundert ansah. »Woher solltest du das wissen, Henry?«
Der Größere antwortete nicht, doch später dürfte er gewiss noch erklären müssen, wie gut er das Maison Rouge kannte. Sein Name tauchte mehrfach im Gästebuch auf.
Entsprechend konnte Saint nicht umhin anzufügen: »Ich bin nicht sicher, ob Madeline sich künftig noch so gastfreundlich Ihnen gegenüber zeigen wird wie in der Vergangenheit, Constable, sollte ihr der Wortlaut unseres Gesprächs zu Ohren kommen.«
Jetzt wirkte der bärenstarke Mann
Weitere Kostenlose Bücher