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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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eine Höhle. Sie war ein kleines dunkles Loch, kaum besser als die Kiste, doch wenigstens bewahrte sie ihn davor, von der Sonne getötet zu werden.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte MacKay ihn, der ernstlich besorgt ansah. »Sie sehen aus, als wäre Ihnen übel.«
    »Schuldgefühle?«, unterstellte Smythe.
    Saint warf ihm einen angeödeten Blick zu oder hoffte zumindest, dass er angeödet und nicht voller Panik war. »Ich mag keine engen Räume. «
    »Da sollten Sie eine Gefängniszelle tunlichst meiden, schlage ich vor.«

    »Halt’s Maul, Fettsack!«, knurrte er leise.
    MacKay lachte. Smythe nicht. Samt schloss die Augen und wartete, dass die Tortur endete.
    Torrent wohnte unweit von Covent Garden in der Russell Street. Die Lage war fraglos praktisch für seine Affäre mit Priscilla Maxwell gewesen. War sie auch günstig gewesen, um die kleine Opal Gardiner, das Mädchen, das heute Abend gefunden wurde, zu töten? Opal war auf dieselbe Art ermordet worden wie die anderen, nur konnte man bisher noch keine Verbindung zwischen ihr und dem Maison Rouge erkennen.
    Die Hauswirtin öffnete, sobald sie die Uniformierten sah. Sie sagte ihnen sogar, wo Torrents Wohnung lag, was Saint bereits wusste. Aus dem zweiten Stock wehte ihm der Geruch von Farbe und Pinselreiniger entgegen.
    Die Constables folgten ihm die Treppe hinauf. Unweigerlich schüttelte Saint den Kopf. Für die beiden war er schlicht ein gewöhnlicher Mann. Sie waren die Polizei und hätten das Kommando übernehmen müssen, doch sie ließen ihm mit Freuden den Vortritt.
    Wie würde Temple, der unangefochtene Anführer ihrer kleinen Vampirbruderschaft, lachen! Das einzige Mal, dass Saint je an der Spitze ihrer Gruppe gestanden hatte, war, als er die Tür zu dem Kellerverlies öffnete, in dem der Kelch versteckt war, der sie alle verwandelte. Deshalb arbeitete er grundsätzlich allein, selbst als Dieb. Nichts ängstigte ihn mehr als die Verantwortung für die Sicherheit anderer.
    Bei genauerer Betrachtung - und der Zeitpunkt für genauere Betrachtungen war denkbar schlecht gewählt - endete sein Liebesleben wohl aus exakt diesem Grund immer wieder in Trümmern. Ivy hatte folglich eine überaus schlechte Wahl getroffen, als sie ihn um Hilfe bat.
    Zu weiteren tiefschürfenden Überlegungen kam er nicht.
    Als ihr kleines Trio den zweiten Stock erreichte, nahm Saint andere Gerüche wahr, die er gemeinhin überging, weil sie alltäglich waren, nur nicht in dieser Konzentration.
    Und sie wurden schlimmer, je näher sie Torrents Tür kamen.
    Urin. Fäkalien. Der Geruch von Tod.
    Saint fluchte leise, während er den Türknauf drehte. Die Tür war verriegelt, gab jedoch nach einem festen Ruck nach, bei dem der halbe Rahmen sich gleich mit löste.
    Smythe und MacKay folgten ihm ins Zimmer und drängten sich an ihm vorbei, als Saint stehen blieb.
    »Gütiger!«, flüsterte MacKay neben ihm.
    Auf der anderen Seite von ihm würgte Smythe.
    Direkt vor ihnen baumelte Jacques Torrents lebloser Körper in einer improvisierten Galgenschlinge.
    Der Maler war tot.
    Diese Entwicklung hätte all ihre Probleme lösen sollen, doch Robert Burke, Baron Hess, der an einem abgeschiedenen Tisch im White’s saß und seinen Brandy trank, war mitnichten zufrieden.
    »Sie sind sehr still heute Abend, Robert. Machen Sie sich Sorgen wegen des toten Malers?«
    Burke wählte seine Worte mit Bedacht. Hamilton, der Mann ihm gegenüber, war ein alter Freund, allerdings zugleich ein Magus in ihrem Orden und ihm daher in jener Gesellschaft ebenso weit überlegen, wie ein Herzog es in dieser wäre. »Sein Tod war notwendig. Die Situation geriet … außer Kontrolle.«
    Hamilton hob sein Glas. Im gedämpften Licht sahen seine Augen schwarz wie Kohle und nicht minder hart aus. »Das Ungestüm der Jugend«, klagte er leise. »Könnten wir doch die Weisheit unserer Jahre besitzen und trotzdem die Kühnheit bewahren! «
    Burke lachte. »Amen.«
    »Das war es dann, oder?« Hamilton griff in seinen Gehrock und zog ein schmales Zigarrenetui hervor. »Keine weiteren Unannehmlichkeiten mehr?«
    Wie überaus höflich, es so zu formulieren! »Nein.«
    »Waren wir erfolgreicher als beim letzten Mal?«
    Burke erschauderte bei der Erinnerung an das, was vor zehn Jahren geschah, als jenes Ordensmitglied zum Hurenschlächter von Whitechapel degenerierte. »Wir haben fünf, wie die Schrift verlangt.« Eine für jeden Sohn Liliths, wie der Orden die Vampire nannte, die aus dem Blutgral getrunken

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